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Internationale Stadt Gottes

Die Brüdergemeine im niederländischen Zeist ist mehr als die Puppenstube der Herrnhuter Bewegung.

Foto: Fred Manschot / Mel Boas /Zeist

Von Tilman Asmus Fischer

Markus Gill steht vor einer „Ikone“ der Herrnhuter Brüdergemeine. Es ist das „Erstlingsbild“ im kleinen Saal der Evangelischen Brüdergemeine Zeist, nahe Utrecht, wo der in Herrnhut aufgewachsene Theologe seit vier Jahren als Pfarrer der Gemeinde vorsteht.

„Das Gemälde bringt das historische Weltbild der Herrnhuter zum Ausdruck“, erklärt er. Es zeigt die Ankunft der ersten verstorbenen „Erstlinge“ im Himmel – von den Herrnhutern missionierte Heiden aus Afrika, Grönland, Amerika Johann Valentin Haidt, der das Gemälde 1747 schuf, malte jedoch keine „Wilden“, sondern ebenbürtige Menschen, die auf Augenhöhe ihrem Messias begegnen. Das ist nicht nur typisch für den Geist der Herrnhuter Missionare, die sich stets mit den Menschen in ihrem Missionsgebiet, häufig Sklaven, solidarisierten. Das Bild spricht auch die Sprache der Gleichheit vor Gott, über soziale Grenzen hinweg.

Über Zeist reisten die Missionare in die Welt

Vom 18. Jahrhundert bis heute ist die Mission eine wichtige Aufgabe der Zeister Gemeinde. Dabei geht es nicht um Mission im klassischen Sinne, führt Markus Gill aus: „Es ist nicht damit getan, Geld zu sammeln und mit einem Missionar rüberzuschicken.“ Vielmehr werden Initiativen, die die Gemeinden in den Missionsgebieten selbst entwickeln, aufgegriffen und mit Geld, vor allem aber auch fachlicher Beratung, unterstützt. Früher reisten die Herrnhuter Missionare meist über Zeist in die weite Welt – schließlich waren die Niederlande damals ein Knotenpunkt des internationalen Seeverkehrs. Heute sind häufig Mitglieder nicht-europäischer Gemeinden gern gesehene Gäste in Zeist, zum Beispiel auf der Durchreise nach Herrnhut. Die meisten kommen aus dem früher niederländischen Surinam.

Wie jedoch kamen die Herrnhuter überhaupt nach Zeist? 1722 gründete Nikolaus Reichsgraf von Zinzendorf in Herrnhut die Brüdergemeine. Ihre Gründungsmitglieder waren vor allem bedrängte Protestanten aus Böhmen und Mähren, die in der Tradition der Böhmischen Brüder standen. Die Aufnahme dieser Auswanderer aus den habsburgischen Ländern führte zu starkem politischem Gegenwind vom Kaiser. Die Herrnhuter konnten zwar in Sachsen bleiben, Zinzendorf jedoch wurde des Landes verwiesen.

Neue Siedlungen

Die politischen Unsicherheiten schwächten die Gemeine weniger, als sie vielmehr zur Gründung neuer Siedlungen jenseits Sachsens anregten, so 1746 in Zeist, wo ein reicher Gönner das Schloss mit Umland erwarb. Im Garten wurden ab 1748 zwei repräsentative Plätze mit Kirche, Wohn- und Arbeitshäusern errichtet: Broeder- und der Zusterplein. Zeist wurde zu einem der zentralen Orte der Herrnhuter Bewegung.

Links neben der Kirche am Zusterplein wohnen heute Angelika Prause und Peter-Paul de Bruijn. Angelika Prause stammt wie Markus Gill aus Deutschland, aus Wuppertal, wo ihre Mutter der Brüdergemeine angehörte. Ihren Mann, dessen Familie bereits in den 1950er Jahren nach Zeist zog, lernte sie vor über dreißig Jahren bei einer Freizeit in Norwegen kennen. Sie wissen, dass ihre Geschichte typisch für die weltweite Gemeinschaft ist, die gerade von den engen Beziehungen zwischen ihren Mitgliedern lebt.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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