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Nachruf auf Thomaskantor Georg Christoph Biller

Die Trauerfeier am 10. Februar um 12 Uhr wird nach außen übertragen

Nach mehr als 22 Jahren im Amt wurde Georg Christoph Biller am 18. Juni 2015 feierlich verabschiedet. Foto: epd/Jens Schulze

Kantor in großer Tradition

 

Mit zehn kam er zum Chor, geleitet hat er ihn fast 23 Jahre lang. Er hinterlässt ein Vermächtnis – der frühere Leipziger Thomaskantor und Ausnahmemusiker Georg Christoph Biller ist am 27. Januar im Alter von 66 Jahren gestorben.

Von Thomas Bickelhaupt (epd)

Sein Name ist untrennbar verbunden mit der jüngsten Leipziger Musik­geschichte: Über Jahrzehnte hat Georg Christoph Biller mit dem Thomanerchor die älteste Kulturinstitution der Stadt maßgeblich geprägt. Die Nachricht vom Tod des früheren Thomaskantors hat weit über die Kirchenmusikerszene hinaus Betroffenheit und Anteilnahme ausgelöst. 

Ein Ausnahmemusiker

Die Stadt Leipzig würdigte Georg Christoph Biller, der am 27. Januar im Alter von 66 Jahren gestorben war, als „Ausnahmemusiker“, der den Thomanerchor „erfolgreich aus der Nachwendezeit ins neue Jahrtausend geführt“ habe. Von 1992 bis 2015 war Biller der 16. Amtsnachfolger des Barockkomponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750).

Dessen Werk fühlte sich Biller in besonderer Weise verpflichtet. Doch für ihn gehörten zur großen Tradition des Chores die gregorianischen Anfänge der geistlichen Chormusik ebenso wie Chorwerke von zeit­genössischen Komponisten. Dieses Spannungsfeld konnte er in besonderer Weise zum 800. Gründungs­jubiläum des Chores im Jahr 2012 ausgestalten.

Einst war Biller selbst unter Thomanern groß geworden. Als er im September 1965 mit knapp zehn Jahren aus dem wohlbehüteten Pfarrhaus von Nebra an der Unstrut in die Leipziger Chorgemeinschaft kam, sah er sich zunächst am Ziel seiner Wünsche. Doch von Anfang an quälte ihn starkes Heimweh. Dagegen habe damals lediglich die „Faszination“ des gemeinsamen Singens geholfen, erinnerte er sich sehr viel später.

Bescheidenheit, Disziplin und Qualität

Diese persönliche Erfahrung war für ihn im Alltagsgeschäft mit den Thomanern zweifellos von Vorteil. Gleichwohl forderte er von jedem Einzelnen stets Disziplin und Qualität, wobei er immer auch vor überzogenem Selbstbewusstsein warnte: „Wir machen etwas Besonderes, aber wir sind nichts Besonderes“, lautete sein künstlerisches Credo.

In gewisser Weise war von dieser Haltung auch sein künstlerischer Werdegang geprägt, vom Studium des Orchesterdirigierens bei Kurt Masur (1927–2015) über vielfältige Konzerterfahrungen als gefragter Gesangssolist bis zur Leitung des Leipziger Gewandhauschores.

 

Sein Weggang kam unerwartet

Den modernen Bildungscampus, das „forum thomanum“, brachte er gegen vielfältige Widerstände in der Stadt letztlich erfolgreich auf den Weg. Als Biller dann Anfang 2015 plötzlich sein Amt niederlegte, war die Überraschung groß. Doch seine gesundheitliche Situation ließ ihm keine andere Wahl. Ausschlag­gebend waren wiederholte Depressionen und eine davon unabhängige neurologische Erkrankung mit der Störungen des Gleichgewichts und der Sprache einhergingen.

Die Jahre seit seinem Rücktritt erlebte er nach eigenem Bekunden „als Mischung aus Dankbarkeit und Gelassenheit“. Die Arbeit mit den Thomanern habe viel Einsatz und „mitunter auch große Anstrengungen“ bedeutet, „aber auch immer wieder Erfüllung durch musikalische Glücksmomente“.

 

Die Trauerfeier für Georg Christoph Biller am 10. Februar 2022 um 12 Uhr in der Thomaskirche Leipzig wird nach außen übertragen. Ein Streaming der Trauerfeier erfolgt nicht. Die Stadt Leipzig hat ein Kondolenzbuch in der Thomaskirche ausgelegt.

Der Filmtipp: 

Georg Christoph Biller - Vom Knabensopran zum Thomaskantor. Film von Marina Farschid. Noch bis 11. Februar in der ARD Mediathek.

Der Thomanerchor

Der Leipziger Thomanerchor wurde 1212 unter Kaiser Otto IV. zusammen mit der Thomasschule in Leipzig gegründet und besteht somit seit weit über 800 Jahren. Im Zuge der Einführung der Reformation in Leipzig gingen Thomasschule und Thomanerchor 1543 in städtische Trägerschaft über. Damit ist der Chor Leipzigs älteste Kultureinrichtung. Der Chor in städtischer Trägerschaft hat seine Heimat an der evangelischen Thomaskirche. Auf Konzertreisen gastieren die jungen Sänger in aller Welt, von Argentinien bis Japan. Regelmäßige Auftritte in den „Motetten“ der Thomaskirche sowie die musikalische Gestaltung der Sonntagsgottesdienste bilden aber das Zentrum der Chorarbeit. Im Dezember 2020 wurde der gebürtige Schweizer Andreas Reize vom Rat der Stadt Leipzig zum Thomaskantor und künstlerischem Leiter des Thomanerchores gewählt und im September 2021 ins Amt eingesetzt. Er ist der 18. Nachfolger von Johann Sebastian Bach. Der 17. war Gotthold Schwarz, gebürtiger Zwickauer Bassbariton und Dirigent und seit 2021 im Ruhestand.

www.thomanerchor.de

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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