Von Ralf-Thomas Lindner
Fast 350000 Menschen waren im vergangenen Jahr auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela unterwegs. Das zeigt, dass das Phänomen Pilgern lebendig ist, auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick für viele moderne Menschen in eine fremd anmutende Welt und Frömmigkeitskultur führt.
Mit dem Pilgern in Norddeutschland und von Norddeutschland aus beschäftigen sich zwei Ausstellungen in dem Museum Lüneburg und dem Museum im Schwedenspeicher in Stade. Die Ausstellung „Pilgerspuren – Von Lüneburg an das Ende der Welt“ in Lüneburg ist bereits zu sehen. „Pilgerspuren – Wege in den Himmel“ wird in Stade am 3. Oktober eröffnet.
Wer sich in früheren Zeiten auf den langen und beschwerlichen Pilgerweg begab, hatte dafür religiöse Gründe. Man wollte Buße tun, ein Gelübde erfüllen, sich der Zuwendung Gottes versichern oder einfach ein sichtbares Glaubenszeugnis abgeben. Pilgern musste man dabei durchaus nicht selbst, sondern konnte diese Aufgabe auch an jemand anderen übertragen. Heute stehen beim Pilgern weniger religiöse Motive als etwa ein kurzzeitiges Aussteigen aus dem täglichen Einerlei, Selbstfindung, Entschleunigung und auch touristische Motive im Vordergrund.
Die drei großen Fernwallfahrten des Mittelalters, die im Mittelpunkt der Lüneburger Ausstellung stehen, führten nach Jerusalem zu den heiligen Stätten um das Grab Christi, nach Rom zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus und nach Santiago de Compostela zum Grab des Apostels Jakobus.