Predigttext am Sonntag Judika: Johannes 18,28–19,5
Da führten sie Jesus von Kaiphas vor das Prätorium; es war aber früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein in das Prätorium, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten. (Ausschnitt)
Von Beate Wolf
Und so beginnt es, das lange Leiden Jesu. Es beginnt mit Leuten, die ihn zwar tot sehen wollen, aber die sich nicht die Hände schmutzig machen wollen. Damit sie nicht unrein werden. Damit ihnen das schöne Fest und der Appetit nicht verdorben wird. Das sind sie: die Saubermänner, die Schreibtischtäter, die Hintermänner und Strippenzieher. Haben sie lange genug gehetzt und den Sündenbock gefunden, soll jemand anderes ihn schlachten. Hinter blickdichten Mauern soll irgendjemand ihr Urteil vollstrecken.
Raushalten wollen sie sich, hinter religiösen Vorschriften verstecken, hinter Sachzwängen, hinter Verantwortlichkeiten. So fangen noch heute die Leidensgeschichten an.
Nach Abschiebung von Asylbewerbern wird gerufen, aber die weinenden Menschen aus ihren Betten zerren und mit Gewalt abtransportieren – das sollen andere machen.
Für das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen selbst nach einer Vergewaltigung einer Minderjährigen wird demonstriert, aber die Mütter mit ihren ungewollten Kindern werden alleine lassen.
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