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Wege zur Mitte

Die Uckermark hat viel zu bieten: Im Malchower Labyrinthpark kann man sich herrlich verlaufen und
Holger Müller-Brandes stellt in seiner Reihe „Wenn Kirchen erzählen“ einen Sommer lang uckermärkische Dorfkirchen vor. Ein Artikel von Susanne Liedtke.

<span style="font-size: 11px;">Unübersehbar ist die Feldsteinkirche in Malchow mit dem Lavendellabyrinth. Foto: Susanne Liedtke</span>

 

 

Die Uckermark hat viel zu bieten: Im Malchower Labyrinthpark kann man sich herrlich verlaufen und Holger Müller-Brandes stellt in seiner Reihe „Wenn Kirchen erzählen“ einen Sommer lang uckermärkische Dorfkirchen vor

Von Susanne Liedtke

Das Leben verläuft manchmal wie ein Labyrinth: Viele Windungen sind nötig, um ans Ziel zu gelangen. Es erscheint schon greifbar nahe und verliert sich dann doch wieder in der Entfernung. Jetzt heißt es: innehalten, sich neu orientieren – und wenn es gar nicht mehr weitergeht, auch mal akzeptieren, dass man sich verirrt hat. Und dann: einfach umkehren und neu beginnen.

Das kann Spaß machen, zum Beispiel im Labyrinthpark des Pfarrsprengels Schönfeld in der Uckermark. Dort lassen sich die Wege des Lebens ganz spielerisch und freudig gehen. Acht verschiedene Labyrinthe, ein großer Irrgarten und viele weitere Ratespiele und Rätsel warten rund um die Malchower Dorfkirche auf die Besucherinnen und Besucher. Vom keltischen Labyrinth aus Feldsteinen über das Strohlabyrinth, in dem sich herrlich um die Wette laufen lässt, bis zum lavendelbepflanzten Labyrinth, das dem bekanntesten aller Labyrinthe in der Kathedrale zu Chartres in Frankreich nachempfunden ist.

Sich Zeit lassen
Nicht nur Kinder lassen sich hier auf das Abenteuer ein, auch Erwachsenen verlangt zum Beispiel der Lärchenholz-Irrgarten mit 36 Metern Durchmesser einiges ab. Er ist aus dem noch größeren Labyrinthpark im dänischen Kalvehave übernommen worden. Während bei einem Labyrinth der verschlungene Weg immer ins Ziel führt, könne man sich in einem Irrgarten tatsächlich verlaufen, erklärt Frank Tietschert, der den Malchower Labyrinthpark hauptberuflich betreut. Deshalb gibt er an der Rezeption auch gleich die Notfalltelefonnummer mit heraus – augenzwinkernd, denn er musste bisher noch niemanden retten. Das Geheimnis sei, sich einfach Zeit zu lassen.

Und das tun die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher. Sie gehen die unterschiedlichen Wege vor und zurück, folgen Pfeilen oder Steinen. Eltern und Großeltern lassen sich von Kindern und Enkeln dirigieren. Konzentriertes Gemurmel und fröhliches Rufen sind zu hören; trotzdem liegt eine Ruhe über dem Gelände. „Wir können hier als Familie gemeinsam Spaß haben und gleichzeitig entspannen“, freut sich eine Besucherin. Tische und Bänke laden zum Picknick ein, in einem Café gibt es selbstgebackenen Kuchen. Bis zu 70 Besucherinnen und Besucher kommen an guten Tagen in den Park, erzählt Frank Tietschert.

Neubelebung einer Kirche
Unübersehbar ist die strahlend sanierte Feldsteinkirche mit Fachwerkturm direkt neben dem Lavendellabyrinth. Auch im Kirchraum gibt es ein Labyrinth, das in Form eines Christussternes in die Bodenfliesen eingelassen ist. Der Christusstern ist ein Symbol, das in der Region an vielen alten Bauerngehöften zu finden ist: Zwei Dreiecke stehen für Himmel und Erde, die zusammenkommen müssen, damit die Ernte gelingt.

Noch vor wenigen Jahren war die Kirche aus dem frühen 14. Jahrhundert baulich eine Ruine und sollte aufgegeben werden. Mit viel Unterstützung aus der Region und großem Durchhaltevermögen gelang es der Kirchengemeinde, sie nicht nur zu erhalten, sondern zum Mittelpunkt des neu angelegten Labyrinthparks und zum zentralen Festspielort des Musikwettbewerbs „Internationaler Malchower Kirchenpreis“ zu machen. 2013 wurde die Kirche eingeweiht, auch der schöne barocke Taufengel, der viele Jahre in der Göritzer Kirche beherbergt wurde, erhielt seinen ursprünglichen Platz zurück. Seitdem finden hier wieder Taufen und wöchentliche Andachten statt.

Frank Tietschert ist nicht nur für den Malchower Labyrinthpark zuständig, sondern auch Vorsitzender des Gemeindekirchenrats von Carmzow. Er ist dort aufgewachsen und lebt mit Eltern und Kindern zusammen auf dem Hof. „Drei Generationen unter einem Dach“, so sei es hier oft noch üblich. Einen großen Gemüsegarten haben sie und Hühner für die Selbstversorgung.

Der kleine Ort ist eine von fünf Gemeinden im Pfarrsprengel Schönfeld mit 900 Gemeindegliedern, in dem Pfarrer Thomas Dietz tätig ist. Schon seit 1999 gibt es eine gemeinsame Kasse und einen übergreifenden Gemeindekirchenrat, dessen rund 40 Mitglieder zu monatlichen Treffen zusammenkommen. Zum Pfarrsprengel gehören neben dem Labyrinthpark ein Seniorenzentrum, ein Kinder- und Jugendhaus, ein Wanderhaus sowie insgesamt elf Kirchen.

Besondere Führungen
Eine von ihnen steht in Carmzow. Dort hat sich an diesem schönen Sommerabend Holger Müller-Brandes vom Kirchenkreis Uckermark zu einer ganz besonderen Kirchenführung angesagt. In der Reihe „Wenn Kirchen erzählen …“ geht Müller-Brandes der Architektur, der künstlerischen Ausstattung und religiöse Symbolen in verschiedenen uckermärkischen Dorfkirchen auf die Spur. Er sucht mit Besucherinnen und Besuchern nach Verbindungen zu ihrem eigenen Leben. Jedes Jahr stellt er in dieser Reihe von Mai bis September die Kirchen vor, 17 sind es dieses Jahr. Carmzow ist die Nummer 11 in der Reihe.

Frank Tietschert vom Labyrinthpark muss leider arbeiten, doch sein Vater ist an diesem Abend in „seiner Kirche“ dabei. Seit über 50 Jahren lebt Tietscherts Vater in Carmzow, hat Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen dort erlebt. Wie er kommt gut die Hälfte der fast 30 Besucherinnen und Besucher aus dem Dorf, andere aus den Nachbarorten, oder es sind Touristen. Pfarrer Dietz lässt sich entschuldigen, er ist im Urlaub.

Als geläutet wird – noch mit der Hand – sitzen alle erwartungsvoll in den Bänken. „Na, wir sind gespannt, ob wir heute etwas Neues über unsere Kirche erfahren“, wird Holger Müller-Brandes begrüßt.

Nach einer kleinen Einführung zur Baugeschichte lenkt Müller-Brandes die Aufmerksamkeit auf den barocken Altar der Kirche, der unübersehbar der Mittelpunkt der Innenausstattung ist. Überreich ist er mit Putten, Figuren und Symbolen geschmückt. Müller-Brandes geht auf jedes Detail ein und lässt es im historischen Kontext lebendig werden. Ganz oben auf dem Schalldeckel befindet sich ein Dreieck im Strahlenkranz, das das Auge Gottes symbolisiert. „Welche Gefühle ruft das bei Ihnen hervor?“, fragt Müller-Brandes. Die Gäste diskutieren: „Wacht es über mich oder überwacht es mich?“

Holger Müller-Brandes hat während seines gesamten Vortrags die volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörerinnen und Zuhörer. Man spürt, dass der studierte Opernregisseur nicht das erste Mal vor Publikum steht. Er hat die Projektstelle „Erwachsen glauben“ im Kirchenkreis Uckermark seit 2016 inne. Drei Tage Vorbereitungszeit nimmt sich Holger Müller-Brandes für jede Kirche, beschäftigt sich mit ihren Besonderheiten und der Ausstrahlung. So ist auf die goldene Holzdecke eine Vielzahl von blauen Sternen gemalt – jeder in einer klein wenig anderen Form. Müller-Brandes bittet die Besucherinnen und Besucher, den Sternenhimmel auf sich wirken zu lassen. „Legen Sie sich dazu ruhig auf die Bänke“, ermuntert er. Dazu erklingt Orgelmusik. Abschließend wird angestimmt: „Weißt Du wie viel Sternlein stehen ...“

Die Anwesenden lassen sich spürbar gern mitnehmen auf die Entdeckungsreise durch ihre Kirche. Und nach Abschluss der Führung ist von den Carmzowern gleich mehrfach zu hören: „Wenn ich das nächste Mal in die Kirche gehe, werde ich mit dem neuen Wissen ganz anders hinschauen.“

Der Malchower Labyrinthpark hat Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen: www.malchower-labyrinthpark.de

„Wenn Kirchen erzählen – die Dorfkirche Göritz“. Am Sonntag, 4. August, 17 Uhr, Dorfkirche Göritz.
www.kirche-schoenfeld.org

 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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