Von Tilman Kuhn
Predigttext am Sonntag Septuagesimä: Matthäus 9,9–13
9 Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern.11 Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12 Als das Jesus hörte, sprach er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. 13 Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6): „Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.“ Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt! Hat Jesus sich hier eine positivere Reaktion erhofft, als sie dann vonseiten der Pharisäer zu hören war? Auf sein barmherziges Handeln erntet er Vorwürfe. Wie oft machen wir die Erfahrung, dass etwas besser gemeint war, als es aufgenommen wird oder sich entwickelt. Die gute Verabredung zwischen Kirchengemeinde und Angestellten, die nach einer Eskalation vor Gericht als völlig verkehrt dasteht. Das Ja, vor dem Traualtar, einander geschenkt, das sich dann als brüchig und nicht belastbar herausstellt. Die Heilbehandlung, die nicht zur Heilung führt. Hinterher weiß man es besser und handelt beim nächsten Mal schlauer.
Jesus Christus ist das Licht der Welt
Nicht so Jesus. Er bleibt bei seiner Hinwendung zu den Bedürftigen. Kranke bedürfen des Arztes, Sünder und Sünderinnen des Heilands. Die bildhafte Selbstaussage „Ich bin ...“ steht auf dem sicheren Fundament der Tat. Sie erweist ihn als Licht der Welt, als Tür, als Weg und Wahrheit und Leben. Also geht er zu denen, die Licht nötig haben. Zu denen, die keine Perspektive für ihr Leben sehen, die am Rande leben, ausgestoßen oder ausgegrenzt.