Von Matthias Orphal
Da findet am Sonntag ein Taufgottesdienst statt, in einer Gemeinde, in der normalerweise sonntags hauptsächlich ältere Menschen zusammenkommen, und die auch sonst Mühe hat, Kinder für Gemeinde zu interessieren. Im Gegensatz zu den anderen Gottesdiensten ist die Hütte heute zur Taufe voll – und ein Drittel davon sind Kinder, darunter viele Kleinkinder.
Obwohl viele der Taufgäste offensichtlich wenig Erfahrung mit Kirche haben, sind sie sehr bemüht, sich der Atmosphäre anzupassen. Trotz der am Gottesdienstbeginn ausgesprochenen Bitte wird aber während der Taufe fotografiert, und natürlich ist es bei Weitem nicht so ruhig wie sonst. Nach dem Gottesdienst stellt sich heraus, dass es einige aus der normalen Gottesdienstgemeinde gestört hat, dass es so unruhig war. Ich frage mich, wie wir als Gemeinde auf andere wirken – wenn sie uns in unserer Vertrautheit antreffen. Im 2. Korintherbrief rechtfertigt Paulus seinen Dienst, indem er der Gemeinde in Korinth sinngemäß sagt: Ihr seid doch der beste Empfehlungsbrief für meine Tätigkeit, und diesen Brief hat Gott selbst geschrieben. Einen solchen Brief braucht man, wenn man sich um eine Stelle bewirbt, und ein gutes Zeugnis über die Praxis ist oft genauso viel oder sogar mehr wert als alle Schulabschlüsse. (...)
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Predigttext zum 20. Sonntag nach Trinitatis: 2. Korinther 3,2–9
2 Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen! 3 Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unseren Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen. 4 Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. 5 Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, 6 der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. 7 Wenn aber schon das Amt, das den Tod bringt und das mit Buchstaben in Stein gehauen war, Herrlichkeit hatte, so dass die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, 8 wie sollte nicht viel mehr das Amt, das den Geist gibt, Herrlichkeit haben? 9 Denn wenn das Amt, das zur Verdammnis führt, Herrlichkeit hatte, wie viel mehr hat das Amt, das zur Gerechtigkeit führt, überschwängliche Herrlichkeit.