Herr Schmidt, Herr Tutzschke, der Kirchenkreis Nauen-Rathenow und der Kirchenkreis Falkensee feiern zum achten Mal gemeinsam einen Kirchentag. Wie kommt es, dass zusammen gefeiert wird?
Bernhard Schmidt: Wir haben gemerkt, dass wir es zusammen besser können als jeder für sich.
Thomas Tutzschke: Wir stecken ja auch gerade in Fusionsverhandlungen. Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es eine Kooperation der damals noch drei havelländischen Kirchenkreise. Seit der Fusion der Kirchenkreise Nauen und Rathenow im Jahre 2004 wurde die Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Falkensee intensiviert, so dass wir einander immer näher kamen. Also, wenn man zusammen arbeitet, kann man auch zusammen feiern.
Wenn Sie an die vergangenen Kirchentage denken – woran erinnern Sie sich besonders gern zurück?
Schmidt: Da fällt mir der Havelländische Kirchentag 2011 in Elstal ein, als wir den Theologen und Schriftsteller Eugen Drewermann eingeladen hatten. Wir wussten nicht, wann er kommt und wie er kommt. Er hatte nur gesagt: „Ich werde da sein.“ Schließlich kam er mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Paderborn nach Elstal angereist. Auf dem Weg vom Bahnhof zur Kirche war er klitschnass geworden, und nun stand er da vorn unter dem großen Bild vom Verlorenen Sohn mit Sandalen und nassem Hemd und sprach über das Motto des Kirchentages „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“. Das war ein starker Moment.
Tutzschke: Ich denke an den letzten Havelländischen Kirchentag 2019 in Nauen, der unter dem Thema stand: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Beim Abschlussgottesdienst hat der damalige Bischof Markus Dröge nicht nur gepredigt, sondern auch seine Bassgitarre mitgebracht und unsere Kirchentagsband verstärkt.
Das Motto des diesjährigen Kirchentages ist „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9). Warum wurde dieses Motto ausgewählt?
Schmidt: Wir haben viel Fläche, viel Raum. Das sind zusammen bestimmt 2000 Quadratkilometer. Ich ziehe die Weite des Raumes der Enge der Stadt immer vor. Und ich genieße es, über Land zu fahren und links und rechts die Dörfer liegen zu sehen mit ihren Kirchtürmen. Weiter Raum ist auch ein Ausdruck von Freiheit. Aber wir wissen, dass die Weite des Raumes auch Angst machen kann. Weiter Raum – Traum oder Alptraum, so haben wir es einmal genannt, und darüber wollen wir auch sprechen.
Was sind Ihrer Ansicht nach die Highlights auf dem Kirchentag?
Schmidt: Schwierig, etwas hervorzuheben. Hinterher werden wir wissen, was die Highlights waren. Aber den Gottesdienst mit Bischof Stäblein zu Beginn und das Musical „Zeitlos“ unter Leitung von Kreiskantorin Härtel am Ende sollte man keinesfalls verpassen. Und für die Kinder gibt es verschiedene Räume, zum Beispiel einen Klangraum, einen Erzählraum, einen Naturraum.
Tutzschke: Und für junge Leute unter anderem ein „world café“. Es wird einfach schön sein, einander zu treffen, gemeinsam zu singen, zu beten, zu essen. Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden aus beiden Kirchenkreisen, besonders auch denen der Kirchengemeinde Brieselang, die dafür die Rahmenbedingungen schaffen.
Welche Veranstaltung wollen Sie nicht verpassen?
Schmidt: Das Podiumsgespräch über den weiten Raum mit unserem Bischof, unserer Landtagspräsidentin und unserem Landrat werden wir bestimmt nicht verpassen, da wir als Moderatoren eingeteilt sind. Nur schade, dass wir darum viel Bühnenprogramm verpassen werden.
Tutzschke: Den Eröffnungsgottesdienst möchte ich keinesfalls verpassen. Und dann freue ich mich besonders auf das Musical um 16 Uhr.
Warum leben Sie gern im Havelland?
Schmidt: Ich mag die Menschen hier, da geht es mir genauso wie Theodor Fontane vor 150 Jahren.
Tutzschke: Ich bin im Havelland aufgewachsen. Es ist meine Heimat.
Die Fragen stellte Constance Bürger.
Der Kirchentag beginnt am 18. September um 11 Uhr mit einem Gottesdienst auf der Hauptbühne, es predigt Bischof Christian Stäblein.