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Auferstehung wird nicht ausfallen

2020 ist eine andere Passionszeit. Auch Ostern wird anders durch das Abstandsgebot wegen der aktuellen Gefahr durch das Coronavirus. Es wird ein seltsames Osterfest werden, an das wir uns noch lange erinnern. Es wird sein wie beim ­allerersten Osterfest. Damals gingen zwei Frauen zu Jesu Grab. Mehr dürfen es heute auch nicht sein.

Ostern Corona
Foto: freepik.com

Von Juliane Rumpel

Die Passionsspiele sind verschoben worden. Das passierte schon einmal, vor genau 100 Jahren, damals wurden sie wegen der Spanischen Grippe, heute wegen Covid-19 verschoben. Passionsspiele kann man verschieben. Passionszeit nicht. Sie ist jedes Jahr: beginnt am Aschermittwoch und endet in der Osternacht, auch dieses Jahr. Und doch ist es eine andere Passionszeit. Vielleicht die intensivste, die Menschen seit Jahrzehnten erlebt haben, vielleicht auch die ehrlichste. 

Passionszeit heißt Leidenszeit. Die einen leiden derzeit, weil sie so viel arbeiten müssen wie nie zuvor, und die anderen leiden, weil sie zum Nichtstun vergattert sind. Viele leiden unter Krankheit, unter Atemnot und Lungenentzündung. Angehörige leiden, weil sie ihre Kranken, ihre Alten nicht besuchen zu dürfen. Und das sind nur die Leiden in unserem Land: ­Südlich, östlich, westlich von uns leiden Menschen noch viel mehr. Oft unbemerkt, zu sehr drehen sich unsere Nachrichten in diesen Tagen um uns und unser Leid.

Passionszeit ist Leidenszeit. Die christliche Passionszeit allerdings ist nicht nur unverschiebbar, sie ist auch endlich. Ihr Ende ist sein Ende. Mit dem Ende des Jesus von Nazareth endet auch die Passionszeit: mit seinem letzten Mahl, dem wir in diesem Jahr nur zu Hause am Küchentisch nachspüren dürfen, endet mit Jesu Gefangennahme, seiner Geißelung und Verspottung, schließlich mit seinem Tod.

Passionszeit ist Leidenszeit. Nicht ­unserer Leiden gedenken wir in der ­Karwoche, sondern Jesu Leiden. Auch der Karfreitag in diesem Jahr wird intensiv und ehrlich still wie selten. Es wird keinen Streit darum geben, ob das Tanzverbot nicht endlich gelockert werden müsste. Alles hat zu, kein Tanz, nirgends, einzig die Kirchenglocken werden wir hören, allüberall um 15 Uhr zur Sterbestunde. Und dann müssen wir ausharren. Bis zum ­dritten Tage seinen Tod aushalten, seine Abwesenheit, können den Schmerz nicht lindern, wie das oft geschieht, durch das Abendmahl. Dieses Jahr nur Abwesenheit, seine und unsere.

Karsamstag dann, ein Zwischentag, einer zwischen Tod und Leben. Bisher gab es nur einen, der an dieser Stelle war, nur Jesus. Unsere Tage zwischen Geburt und Sterben – sie sind auch Zwischentage ­allesamt, jedoch Tage zwischen Leben und Tod. Und Karsamstag, der Tag an dem die Karfreitagsstille noch nachklingt, wir aber fast schon jenseits der Stille sind, er lässt mich spüren, wie unvernünftig wir oft mit unseren Zwischentagen umgehen: Denn wir kommen auf diese Welt und haben nichts und wir verlassen sie wieder und können nichts mitnehmen. Und die Zeit dazwischen verbringen wir viel zu oft ­damit, uns um dieses, was wir nicht mitbrachten und was wir nicht mitnehmen können, zu streiten.

Und dann kommt Ostern: Es wird ein seltsames Osterfest werden, eines an das wir uns noch lange erinnern. Es wird ­werden wie beim allerersten Osterfest: Damals gingen zwei (mehr dürfen es ja heute auch nicht sein) zu einem Grab, doch das Grab war leer. Der gemeinsame Liebesdienst war nicht möglich. Die zwei blieben allein. Seltsam und schmerzhaft jener erste Ostermorgen. 

Schmerzhaft und seltsam wird auch unser Ostermorgen dieses Jahr. Vom ersten Ostermorgen, auch von seiner Einsamkeit, erzählt man sich bis heute. Auch vom diesjährigen Osterfest werden wir noch lange erzählen. Vom ersten Osterfest berichtet man vor allem, weil schmerzhaftes Vermissen, weil Einsamkeit und leeres Grab nicht das Ende der Geschichte sind. Und das macht mir auch in diesem Jahr Hoffnung: Unsere verordnete Vereinzelung wird ein Ende haben. Und wenn es soweit ist, sollten wir es mit einem Fest feiern! Ein Fest, das jenem Wunder würdig ist, das einmal am Ostermorgen geschah. 

Ja, Ostern wird anders dieses Jahr. Aber die Auferstehung, die wird nicht ausfallen. Wie so vieles nicht ausfällt: Telefonate und Hilfeleistungen, Sonnenschein und Kirschblüte, Gebet und Hoffnung. All das fällt auch nicht aus, es ist nur anders dieses Jahr. 

Das erste Ostern verändert Menschen bis heute und schenkt ihnen immer neu einen Grund für Hoffnung. Möge es auch dieses Jahr uns und die Welt verändern.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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