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RSSPrint

Beharrlich, großzügig, sachkundig und kreativ

Kirchengemeinden, diakonische Einrichtungen und Flüchtlingsinitiativen – in der Region der Landeskirche gibt es viel Solidarität mit Familien, die unter dem russischen Überfall leiden und solchen, die sich auf den Fluchtweg gemacht haben

Solidarität und ehrenamtlicher Einsatz sind groß. Im Bild: Susan Kestel und Albin Becic, der 1993 aus Bosnien flüchten musste. Beide arbeiten in den Templiner Werkstätten. Foto: Uli Schulte Döinghaus

Von Uli Schulte Döinghaus

Nach mühsamer Fahrt durch die Ukraine, Polen und den Osten von Brandenburg wurde die junge ukrainische Flüchtlingsfamilie aus der Region Berdytschiw in einer Köpenicker Einrichtung in Berlin willkommen geheißen. Die barrierefreie Unterkunft in einer Pflegeeinrichtung war auch gut für die Mutter im Rollstuhl. Möglich machte diese unentgeltliche Hilfe die diakonische Stephanus-Stiftung. Sie bietet in Berlin und Brandenburg Dienste für geflüchtete Menschen und Menschen im Alter an sowie Wohn- und Arbeitsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung oder psychischer Erkrankung. 

Zurzeit forschen Mitarbeitende nach weiteren Unterkunftsmöglichkeiten in den Pflege- und Wohneinrichtungen. „Wir wollen besonders auch solche Kriegsflüchtlinge aufnehmen, die beeinträchtigt oder behindert sind“, sagt Martin Jeutner, Pressesprecher der Stephanus-Stiftung. In den Werkstätten am Templiner Waldhof wurden zuletzt Transporte mit Hilfsgütern in die Ukraine zusammengestellt, die am 8. März auf die Reise an die polnisch-ukrainische Grenze gingen. Bürger aus der Umgebung hatten Schlafsäcke, geladene Powerbanks mit Kabel, Batterien, Konserven, Medizin, Hygieneartikel für Frauen und Babys sowie Tierfutter vorbeigebracht. 

Das alles wurde auch von den Mitarbeitern in den Templiner Werkstätten organisiert. Zum Beispiel Susan Kestel und Albin Becic. Er sagt: „Ich selbst musste 1993 aus Bosnien vor dem Krieg flüchten. Deshalb kann ich mir das Leid der Menschen in der Ukraine nicht nur vorstellen, sondern auch mitfühlen. Ich will ihnen helfen.“

Erfahrungen anwenden


„Der ehrenamtliche Einsatz vieler Kolleginnen und Kollegen ist groß“, sagt Pressesprecher Jeutner und erzählt von Spendensammelaktionen in Templin, Bad Freienwalde und Berlin-Weißensee. Dort sammelte das Kollegium der Stephanus-Grundschule Kleidung, Decken und Schuhe für die Ukraine sammelte. Einige der Transporte sind aktuell unterwegs und sollen auf der Rückfahrt geflüchtete Menschen mit nach Deutschland bringen.

Das freiwillige Engagement der Stephanus-Stiftung steht beispielhaft für die Hilfsbereitschaft von Kirchengemeinden, diakonischen Trägern und Initiativen, die von Christ*innen getragen werden. Viele von ihnen haben Erfahrungen während der Syrienkrise und danach gesammelt, als es darum ging, Flüchtlinge willkommen zu heißen, sie warmherzig zu empfangen, ihnen beim Deutschlernen zu helfen, sie durch bürokratische Prozeduren zu schleusen, zu integrieren und zu Freunden zu machen. Damals entstand in Jüterbog und Umgebung eine Flüchtlingsinitiative, die heute „Gemeinsam in Jüterbog“ heißt.

Syrer*innen helfen mit


Bis heute ist ein Kern von rund 15 Mitstreiter*innen in der Gruppe aktiv, die von der pensionierten Jüterboger Pfarrerin Mechthild Falk geleitet wird. Zurzeit bereitet sich „Gemeinsam in Jüterbog“ auf Solidaritätsaktionen und aktive Hilfe für ukrainische Flüchtlinge vor, die in Jüterbog und Umgebung ankommen. 

Erfreut, fast überwältigt, ist Mechthild Falk von der spontanen Hilfsbereitschaft syrischer Flüchtlingsfamilien, die in Jüterbog Fuß gefasst haben. „Sie wollen Menschen helfen, die im Augenblick ein ähnliches Schicksal wie sie erleiden“, sagt Mechthild Falk. Sie zitiert einen syrischen Freund, der ihr über Whatsapp schreibt: „Die Seele der Menschheit ist unteilbar. Was kann ich tun?“

Die Hilfsbereitschaft der Christen in der Region ist beeindruckend. Geld- und Sachspenden kommen Kriegsflüchtlingen ebenso zugute wie ukrainischen Familien, die ausharren. Überall fanden und finden Friedensandachten statt, die auch für Sammlungen und Spenden genutzt werden. 

In der Görlitzer Peterskirche etwa wurde zu einer „Musikalischen Andacht für die Menschen in der Ukraine“ gemeinsam mit dem Gustav-Adolf-Werk der EKD eingeladen, das zurzeit besonders die Christinnen und Christen der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine und Aktionen in den Partnerkirchen Polens, Ungarns, der Slowakei und Rumäniens unterstützt.

Energieverbrauch halbieren


Da oder dort kommt die Symbolkraft der Kreativität zum Zug: „Kein Gas für Putins Waffen“, so überschrieb die Kirchengemeinde Heilig-Kreuz-Passion in Berlin-Kreuzberg ihre Solidarität mit der Ukraine. Seit Aschermittwoch und während der Fastenzeit will man den Gas- und Heizenergieverbrauch um die Hälfte reduzieren. „Mit jedem Kubikmeter verbranntem Gas finanzieren wir den Krieg in der Ukraine. Dieser Gedanke ist unerträglich“, sagt Pfarrer Peter Storck. 

Von der Kirche im märkischen Brieselang ging eine Menschenkette aus, die 150 Bürgerinnen und Bürger miteinander verband. „Die Kirchenglocken läuteten“, heißt es in einem Rückblick der Gemeindeverwaltung, „und die Polizei begleitete die Kundgebung, die unter den traurigen Umständen als erste Art im Havelland offiziell angemeldet war“. 

Mit dem Läuten war die Gemeinde Teil einer europaweiten Aktion am vergangenen Donnerstag um 12 Uhr. Kirchen sollten für die Dauer von sieben Minuten ihre Glocken läuten als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und zum Gedenken an die Kriegstoten. Sieben Minuten für jeden Tag, den der Krieg schon dauert. Initiiert wurde das Geläut von der Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister und Bauhüttenmeister.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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