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Bleib behütet

Stadtmissionsdirektor Christian Ceconi spricht im Interview darüber, warum es gerade jetzt wichtig ist, füreinander einzustehen und sich auf Augenhöhe zu begegnen

Christian Ceconi

Herr Ceconi, die Inflation und die Energiekrise belasten die Menschen. Was beobachten Sie, wie geht es den Menschen? 

Wir als Berliner Stadtmission ­nehmen wahr, dass viele Menschen ­besorgt in den kommenden Winter gehen. Die Auswirkungen der hohen Mehrkosten für Strom und Gas auf Haushalte mit geringen Einkommen sind zurzeit schwer abschätzbar. 

Wie wirkt sich das auf die Arbeit der Stadtmission aus?

Besuchen sonst durchschnittlich 100 Bedürftige unsere Kleiderkammer, waren es vor ein paar Wochen 170 – ein trauriger Rekord! Auch unsere Essensausgabe am Bahnhof Zoo nutzen immer mehr. Bis zu 700 kommen pro Tag, um sich Lebensmittel und ein heißes Getränk ab­zuholen. Mit Sorge beobachten wir die wachsende Zahl stadtarmer Menschen. Das sind Berliner*innen, die Transfer­leistungen beziehen oder ­Senior*-innen mit ­kleinen Renten. Für Letztere veranstalten wir wöchentlich ein Frühstück. 

Was kann Zuversicht geben? 

Das können unterschiedliche Dinge für verschiedene Menschen sein. An erster Stelle steht das ­unvoreingenommene Wahrnehmen des Nächsten. Das Gegenüber mit allen Sorgen und Nöten zu sehen, anstatt wegzuschauen, ist der vielleicht schwerste aber zugleich der wichtigste Schritt. Wir unterstützen die Aktion „#wärmewinter“ von Diakonie und EKD. Jetzt, wo viele einen ­Wut-Winter fürchten, müssen wir ­ermutigen, zusammen­zurücken und füreinander einzu­stehen. 

Wie unterstützt die Stadtmission?

Hoffnung entsteht durch Gebet und konkretes Handeln: Wir bei der Berliner Stadtmission nennen die ­diejenigen, die zu uns kommen, ­unsere Gäste. In mehr als 90 Projekten versuchen wir, ihnen das zu geben, was sie am nötigsten brauchen. Das können professionelle ­Hilfen sein wie durch Schuldnerberater*innen, ­Psycholog*innen oder Sozialberater*-innen. Eine respektvolle Begegnung auf Augenhöhe gibt Kraft, ebenso der Zuspruch: Ich wünsch Dir Gottes Segen, oder: Bleib behütet! Zudem hilft Gemeinschaft. Das sieht man in unseren Notunterkünften, wo Ehrenamtliche sich abends mit Obdachlosen an einen Tisch setzen. Auch in unseren 19 Stadtmissionsgemeinden kann man das erleben und gemeinsam ­Gottesdienst feiern.

Was erwarten Sie von der Politik?

Genau das: hinschauen, die ­Menschen wahrnehmen und nach ihren Bedürfnissen handeln. Als ­Sozialsenatorin Katja Kipping zu ­Beginn ihrer Amtszeit mit unserem Kältebus mitgefahren ist, hat mich das sehr berührt. Sie hat den Menschen auf der Straße gezeigt: Ich werde Euch nicht vergessen. Gerade haben wir erfahren, dass im Berliner Doppelhaushalt für das erfolgreiche Projekt Housing First 6,1 Millionen Euro vorgesehen sind – 2022 sind es 2,8 Millionen Euro und 2023 werden es 3,3 Millionen Euro sein. Das ist ein großer wichtiger Schritt, um dieses Pilotprojekt zu stabilisieren, dass ­Obdachlosen zu einer eigenen Wohnung verhilft. Sorge machen mir Menschen mit ­geringen Renten, die manchmal – auch aus Schamgefühl heraus – nicht sagen, wenn sie Hilfe brauchen. Die dürfen wir nicht übersehen. 

Wie können sich kirchliche Einrichtungen einbringen?

Da sind dem Ideenreichtum keine Grenzen gesetzt. Haben Sie einfach den Mut, Neues auszuprobieren, die Türen aufzu­machen. Ich bin sicher, die Menschen, die durch die Tür kommen, werden helfen herauszu­finden, was gerade am Nötigsten ist. Und nehmen Sie sich Zeit zum Beten. Mit anderen und für andere.

Wie kann man die Stadtmission jetzt am besten unterstützen? 

Wir freuen uns über jede Art von Hilfe: Sie können uns ihre Zeit spenden, in Gemeinden und an Wärme­orten oder in den Notunterkünften Essen ausgeben. Wer gut ­erhaltene und gewaschene Kleidung, Sneaker oder Schlafsäcke hat, kann diese an uns spenden. Wir geben sie dann an Bedürftige weiter. Ehrlich gesagt, freuen wir uns zurzeit am meisten über Geldspenden. Die können wir schnell und ­unbürokratisch dort ­verwenden, wo wir Engpässe haben – beispielsweise, um frisches Obst für die Notunterkünfte, warme Schlafsäcke für die Kleiderkammer oder Sprit für die Straßenambulanz zu kaufen.

Die Fragen stellte Constance Bürger.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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