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Bodenlos

Der Weltbodentag am 5. Dezember soll ein Zeichen für die Bedeutung der ­Ressource Boden setzen. Aber oft liegt der Boden gar nicht mehr in der Hand von Landwirt*innen, sondern von Investoren. Und beim ­Verpachten muss umgedacht werden. Auch bei Kirchenland. Wie Bodenschutz die Zukunft sichert

Der Boden dient als Lebensraum für Pflanzen und Tiere und als Grundlage für den Anbau von Nahrungsmitteln. Dieser Wasser­büffel lebt auf dem Biohof ­Werder, der ­nachhaltig ­bewirtschaftet wird. Foto: Biohof Werder/­ Karachoberlin

Von Jochen Fritz

Landwirtschaft kann Fluch oder ­Segen für die Klimakrise sein. Eins ist Fakt: Eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft weltweit ernährt immer noch mehr als 80 Prozent der Menschheit. Es wird auch in ­Zukunft nicht die intensive auf ­synthetischen Kunstdünger, Pflanzenschutz und Intensivtierhaltung ausgerichtete Landwirtschaft sein, die uns ernähren wird. Diese verbraucht zu viele Ressourcen, laugt den Boden aus und ist klimaschädlich. 

Doch Landwirtschaft muss zur Lösung der Klimakrise werden. Die Landwirtschaft der Zukunft muss mehr Humus im Boden aufbauen und nicht weiter abbauen. Sie muss Tiere nachhaltig auf Weideland halten, klimaangepasste Pflanzen anbauen oder eine Nutzung für ­wiedervernässte Moore finden. Denn hier liegen große Potenziale für die CO2-Speicherung. 

Es liegt also zu großen Teilen in den Händen der Bäuerinnen und Bauer, ob wir es schaffen, hier eine Neuausrichtung hinzubekommen.  Aber der Boden ist oftmals leider nicht mehr in den Händen der Bäuerinnen und Bauern. Von den Erträgen auf den Äckern kann man es sich schon lange nicht mehr ­leisten, Land zu erwerben, oft wird auch die Pacht unerschwinglich. Gerade für nachhaltigere Wirtschaftsweisen, die nicht auf den kurzfristigen Profit ausgerichtet sind, wird das zum Problem. 

Boden wird immer öfter als Wertanlage gesehen


So wandert leider immer mehr ­Boden in die Hände von Großindustriellen und Investoren, die darin eine gute Wertanlage sehen. Oftmals werden ganze Betriebe in ­Größenordnungen von 1000 bis 3000 Hektar Land von diesen außerlandwirtschaftlichen Investoren übernommen, da es oft keine Nachfolger in den Agrargenossenschaften oder anderen landwirtschaftlichen Betrieben gibt. Mit sogenannten Share-Deals umgehen sie dabei noch die Grunderwerbsteuer. ­Dieser Ausverkauf unserer Landwirtschaft muss ein Ende haben:  Denn es sind wir Bäuerinnen und Bauern, die die Böden so beackern, dass auch nachfolgende Generationen noch darauf wirtschaften können. Kurzfristige Renditen spielen hier keine Rolle. 

Viele Betriebe gehen schon neue Wege:  Sie pflanzen Walnussplantagen, bringen in Agroforstsysteme wieder Bäume auf die Äcker oder betreiben nachhaltige Weidelandwirtschaft. Es gibt viele junge Menschen, die die Herausforderung annehmen wollen und einen eigenen Betrieb gründen. Doch es ist schwer für sie, an Land zu kommen und wenn, ist es oft nicht bezahlbar. Darüber ­hinaus organisieren sich viele ­Menschen beispielsweise in „Solidarischen Landwirtschaften“ und ­tragen die wirtschaftliche Verantwortung der Landwirtschaftlichen Betriebe mit. 

Umdenken beim Verpachten


Hier hat auch die Kirche große Möglichkeiten, als Landeigentümer ihre Flächen an junge Existenzgründer, ökologisch wirtschaftende bäuer­liche Betriebe oder Solidarische Landwirtschaften zu verpachten. Es müssen nicht immer die Groß­betriebe sein, die schon jetzt sehr viele Flächen haben. Es ist an der Zeit, Kirchenland nach Gemein­wohl­kriterien (s.u.) zu verpachten. Der Betrieb, der artgerecht seine Tiere hält oder beispielsweise Hecken pflanzt, sodass die Artenvielfalt zunimmt und der Boden vor Winderosion geschützt ist, der sollte zukünftig auf Gemeindeland wirtschaften. Ein Umdenken sollte stattfinden, sodass die Wahrung der Schöpfung und ­somit der Aufbau gesunden Bodens und eine klimafreundliche Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung die Kriterien der Landvergabe der Kirchengemeinden werden. Das ist mit sogenannten Kriterienkatalogen möglich und transparent nachzuvollziehen. Nicht mehr der mit dem höchsten Gebot kann die Flächen pachten, sondern der mit dem klimafreundlichsten Konzept. 

Wir brauchen neue Bäuerinnen und Bauern auf unseren Flächen, die zukunftsweisende Landwirtschaft betreiben wollen und die Dörfer beleben werden. Jeder Landbesitzer, ob staatlich, kirchlich oder privat, hat die Möglichkeit und Verantwortung, sein Land zukunfts­fähig und gemeinwohlorientiert zu verpachten. Gesunder Boden ist unsere Zukunft – es lohnt sich, ihn in gute Hände zu geben und hinzusehen, wie darauf gewirtschaftet wird.    

Unter www.abl-mitteldeutschland.de findet sich der AbL-Kriterienkatalog „Gemeinwohlorientierte Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen“.

Jochen Fritz ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Nordost. Er bewirtschaftet mit zwei weiteren Familien den Biohof Werder. Dort leben 35 Wasserbüffel, 40 Schafe und ein paar Hühner. Im Sommer ist es ein Lernort für Schulklassen. 

Jochen Fritz, Biolandwirt aus ­Werder.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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