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Das dritte Bibelmobil geht in Rente

Mehr als 150 000 Kilometer fuhr der Bibelbus über Land, um Menschen das Buch der Bücher nahezubringen

Von links: Stephan Naumann, Beate Pfarr und Andreas Schmidt, Referenten am Bibelmobil. Foto: Raphael Schmidt

Von Raphael Schmidt

„Ich kann nicht mehr; ich bin alt und gebrechlich – und auch nicht mehr ganz dicht“, das könnte das Bibelmobil gesagt ­haben. Wenn es reden könnte. So sprechen die Referenten am Bibelmobil, die mit dem Fahrzeug unterwegs sind, wenn, ja wenn es nicht mal wieder in oder an einer Werkstatt steht, wie derzeit bei der Firma „Federn- Schulze“ in Markersdorf bei Görlitz. Einer der Bibelmobilisten ist ­Stephan Naumann. Der Fahrzeug­mechaniker spricht von „1050000 Kilometern“, die der Bus zurück­gelegt hat. Beim Kauf als drittes Bibelmobil hatte er schon 900000 Kilometer auf dem Tacho. Zum Tag der Bibel, am 27. April in Görlitz, soll nun das vierte Fahrzeug in Dienst gestellt und gesegnet ­werden. 

Vor 32 Jahren begann die Bibel­mobil-Aktion damit, dass ein ausrangierter Berliner Doppelstockbus umgebaut wurde, um über das Buch der Bücher zu informieren. Ein Jahr sollte dieses mobile Bibelzentrum durch die Neuen Bundesländer fahren. Die Nachfrage nach dem Wort Gottes war groß und blieb groß. 

Aus einem Jahr wurden mehr als dreißig


Andreas Schmidt ist von Anfang an dabei. Der gelernte Zimmermann war damals auf der Suche nach einer sinnvollen Arbeit. Die Anfrage, ob er ein Jahr lang bei der Aktion Bibelmobil mitarbeiten würde, kam für ihn zur richtigen Zeit. Aus dem geplanten einen Jahr sind mehr als 30 geworden. Jeder muss alles machen: Bus fahren, die Gäste betreuen, ihnen die Bibel näherbringen.  

Schmidt kümmert sich um die Drucke, denn 2012 kam eine Gutenberg-Druckerpresse im Außenbereich dazu, wie sie Johannes Gutenberg verwendet hat. Damit werden Bibel­sprüche gedruckt. Gelernt hat er das bei der Bibelgesellschaft in Berlin. Weil die Presse schlecht transportierbar war, baute er mobile ­Druckerpressen selbst, gründete dafür sogar eine Firma. 

Der Psalmen-Spitzenreiter


Die Bibelsprüche suchen sich die Besucher selbst aus. „Ein Mensch sieht was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz“ – diesen Bibelspruch wählen ­Kinder gern. Der Psalm 23 vom ­Guten Hirten wird vielfach gewählt. Spitzenreiter ist wohl der über Glaube, Hoffnung und Liebe (1. Korinther 13,13). „Offenbar gibt es eine Sehnsucht nach einer übergeordneten Autorität, die Hoffnung, dass jemand auf mich aufpasst“, vermutet Naumann. 

Blickt er auf seine vielen Jahre als Bibelreferent zurück, stellt er fest: Pannen gab es Gott sei Dank sehr wenige, obwohl weite Strecken zurückgelegt wurden. Doch an eine Panne erinnert sich Naumann immer wieder: Auf einer Fahrt nach Rumänien ließ die Druckluft im Reifen nach bei einem 400 Meter langen und stark abfallenden Gefälle. Ohne Druckluft ist Weiterfahren nicht möglich. „Eine gute Bekannte dort hat versucht, Werkstätten zu aktivieren. Schlaumeier ­kamen – helfen konnte keiner. Die letzte Rettung war der Achmed aus dem Nachbardorf. Er kennt sich mit ­Bussen aus, sagten Anwohner“, ­erinnert sich Stephan Naumann.

Achmed repariert das Bibelmobil


Achmed kam und verkündete: ­Sicher ist, dass ihr so nicht mehr bis Deutschland kommt. Der Bus sollte zu Achmed auf den Hof. „Er wollte bereits gehen, blieb plötzlich stehen und sagte: Ich höre Luft ab­pfeifen. Achmed riss seinen Arbeitsanzug aus dem Auto, legte sich ­unter dem Bus und rief plötzlich: „Zange!“, wie ein Chirurg bei einer Operation nach dem Skalpell ruft“, sagt er. „Achmed besorgte eine Druckluftleitung mit zwei Adaptern, montierte die Teile – und das war’s dann auch. Die reparierte Stelle hält noch heute – und das ist immerhin seit 2018 der Fall. 

Achmed ist vermutlich Muslim. „Dieser Hans Dampf in allen Gassen ist für mich ein Symbol dafür, dass wir mit unserem Bibelmobil über Religionsgrenzen hinaus unterwegs sind“, sagt Stephan Naumann. 

Beate Pfarr ist Diakonin, die Jüngste im Bibelmobil-Team. „Die Arbeit ist nicht normgerecht – man kann sich nicht auf alles vorbereiten, außer auf die Gegebenheiten: Wo fahren wir hin? Sind wir in ­einer Schule, in einer Gemeinde, auf einer Messe? 

Der Bus ist zwölf Meter lang und vier Meter hoch. „Vergleichbar ist er mit einem Zirkuswagen, man sieht den Bus schon von Weitem.  Das Bibelmobil schafft bereits Aufmerksamkeit durch seine Größe und die Aufdrucke“, stellt Beate Pfarr fest.

„Warum hast du keinen Koranmobil?“


Die Menschen kommen, stellen Fragen, unterhalten sich mit uns. An einer großen Schule kamen ­Jugendliche. Einer sagte: „Scheiß Bibelmobil! Warum hast du keinen Koranmobil?“ Darauf antwortete Beate Pfarr schlagfertig: „Wir haben einen Koran im Bus, den kannst du dir gerne anschauen und wenn du erwachsen bist, kannst du dir einen solchen Bus anschaffen und machst ein Koranmobil daraus.“ 

Am Samstag, 27. April, findet in Görlitz der „Tag der Bibel“ von 6–23 Uhr statt. Der neue Bibelbus wird um 8 Uhr am Postplatz 18 in den Dienst genommen. Anschließend präsentieren Deutsche Bibelgesellschaft und Katholisches Bibelwerk bis 18 Uhr in der Frauen­kirche und dem Platz der Friedlichen Revolution neue Publikationen. Daneben werden angeboten: Workshops, Informationsstände, Aktion „Zuhörer schenken Zeit“ und Kletterwand u.a. Der Tag der Bibel endet mit einem Bibelfest in der Peterskirche von 21–23 Uhr. Das Programmheft gibt es kostenlos an allen Ver­anstaltungsorten und online unter: www.tag-der-bibel2024.de/Programmheft-Tag-der-Bibel-2024-Web.pdf

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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