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Den Menschen erzählen, was sie eigentlich sehen

In diesen Tagen geht Ralf-­Günther Schein, Beauftragter für Kunst- und Kulturgüter des ­Kirchenkreises Oberes Havelland, in den Ruhestand. Er macht weiter, indem er sich für ­Projekte mit „christlicher Kunst“ einsetzt – und in Bildandachten für „die Kirche“ beschreibt, ­welche Botschaften von ihnen ausgehen.

Als Beauftragter für Kunst- und Kulturgüter besuchte Pfarrer Günter Schein die Kirchen im Kirchenkreis Oberes Havelland. Foto: Uli Schulte Döinghaus

Von Uli Schulte Döinghaus

Linkerhand bewacht ein hölzerner Bahnhofsvorstand den Bahnhof von Dannenwalde. Einen Steinwurf halbrechts finden wir die „Kirche am Weg“, eine kleine Rundkirche mit aufgesetztem Turm. Dieses schmucke Kirchlein, das heute meist ­­­als Ausstellungs- und Konzertraum ­genutzt wird, aber auch für Gottesdienste, hat es Pfarrer Ralf-Günther Schein (65) angetan. Er ist als Beauftragter für Kunst- und Kulturgüter im ­Kirchenkreis Oberhavel zuständig. ­Anfang Oktober, anlässlich des 200. Geburtstages der Dannenwalder Kirche, hielt Schein einen Fest­vortrag zur Baugeschichte – und kam auch auf einen großen Maler, Grafiker und Zeichner zu sprechen. 

Ein Besuch von Caspar David Friedrich


Es könnte nämlich sein, dass die 200-jährige Baugeschichte der Dannenwalder Kirche mit Caspar David Friedrich (1774–1840) zu tun hat. Er hinterließ Entwurfszeichnungen, die an das achteckige Gotteshaus in Dannenwalde erinnern, das heute gerne von Radlern auf dem Weg nach Rostock besucht wird. Caspar David Friedrich hatte Verwandtschaft um die Ecke, die er gerne auf der Reise in seine Heimatstadt Greifswald besuchte und bei deren Besuche er sich – ­vielleicht zur Rundkirchenskizze – ­inspirieren ließ. Auch darüber ­berichtete Ralf-Günther Schein in seiner Baugeschichte. 

Wie der kunstsinnige Pfarrer ­beobachtet, schreibt und denkt – das können die Leserinnen und Leser von „die Kirche“ in seinen Bild­andachten erleben. In den Serien zur Advents- und Osterzeit denkt Pfarrer Schein in Artikel­serien über Kunstwerke nach, die uns die christliche Botschaft verkünden und ­anschaulich machen, manchmal sehr einfach und einleuchtend, manchmal aber auch Geheimnisse verbergend und symbolisch verrätselnd. „Schon jetzt“, sagt Ralf-­Günther Schein im Gespräch, „fange ich mit den Vorbereitungen für die nächste Osterserie an.“ 

Scheins Amtszeit als Beauftragter für Kunst- und Kulturgüter im Kirchenkreis Oberes Havelland endet in diesen Wochen. Bevor er in den vergangene zwei Jahren dieses Amt ausübte, also Kirchenführer war und ­Betrachtungen schrieb, war er 28 Jahre Pfarrer der Kirchen­gemeinde Templin – und zuletzt so etwas wie eine Institution in der 16000-Einwohner-Stadt Templin. Er räumt ein: „Als Neuling in der ­Pfarrstelle habe ich ein paar Jahre benötigt, um hier Fuß zu fassen, als Pfarrer akzeptiert zu werden.“ ­Ankommen braucht halt seine Zeit im Brandenburgischen. 

Schein, gelernter Koch, wollte ursprünglich Schiffskoch werden und machte sich deshalb nach ­Rostock auf. Das klappte nicht – dafür heuerte er in Verkündung und Seelsorge an, studierte in Rostock Evangelische Theologie, lernte dort Ehefrau Sophie kennen. Er wurde ordiniert und übernahm zunächst die Landpfarrstelle Groß Leuthen am Rande des Spreewaldes, bevor er in Templin andockte. 

Zur Gemeinde rund um die Maria-Magdalenen-Kirche gehört auch die Familie Kastner/Merkel: Die Bundeskanzlerin hielt hier vor acht Jahren einen Vortrag über die Bedeutung christlicher Werte – ihre Mutter war bis zu ihrem Tode aktiv und engagierte sich in den  „Montagsrunden“, zu denen Pfarrer Schein Zeitgenossen einlud und zum Diskutieren ermunterte.

Zur „christlichen Kunst“ fand Stadtpfarrer Schein durch die Aufsätze und Bücher des Pfarrers und Schriftstellers Jörg Zink, der Zeit ­seines Lebens auf den ­Spuren des Religiösen in der Kunst war. Ähnlich wie Zink übernimmt auch Pfarrer Schein in vielen Veröffent­lichungen, Betrachtungen und Predigten die Aufgabe, den Gemeindechristen deutlich zu machen, was sie eigentlich sehen, wenn sie beispielsweise ein altes ­Altartuch betrachten, das von ­geheimnisvollen Stickereien ­geschmückt ist – wie zum Beispiel das im Kloster Zehdenick. 

Zusammengerollte Monumentalwerke


Oder warum es ein Segen für die Dorfkirche Löwenberg sein könnte, zwei Monumentalgemälde des ­Malers Willy von Beckerath (1868–1938) im Ostchor der Löwenberger Kirche zu platzieren, die „Das einsame Sterben Christi“ und die „Predigt des Johannes“ thematisieren. „Das wäre eine Sensation in der Brandenburger Kirchenlandschaft“, sagt Ralf-Günther Schein. 

Er kämpft seit Jahren gemeinsam mit der ehemaligen Ortspfarrerin Ruth-Barbara Schlenker um die ­angemessene Präsentation der beiden Monumentalwerke, die zurzeit nur zusammengerollt sind. Noch ­zögern die Gemeindekirchenräte, auch wegen der beträchtlichen ­Kosten für Sanierung und Hängung. Aber weil Kunstpfarrer Schein auch nach der Pensionierung ein Auge auf das Löwenberger Projekt haben will, könnte es gut sein, dass aus dem ­Konjunktiv „wäre“ doch noch Wirklichkeit wird.  

Die Verabschiedung von Pfarrer Ralf-Günther Schein als Beauftragter für Kunst-und Kultur­güter im Kirchenkreis Oberes Havelland ist am Sonntag, 30. Januar, um 14 Uhr in der Johanniskirche in Lychen. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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