Die 27. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (COP27) vom 6. bis 18. November im ägyptischen Scharm el-Scheich ringt um die Zukunft des Planeten. Klimaschutz ist dringend notwendig. Viele Regionen weltweit leiden immens – auch Kuba. Dort unterstützt die Kirche die Menschen, die mit den sozialen Folgen kämpfen müssen.
Von Liudmila Hernández Retureta
„In Kuba leben wir in einem ewigen Sommer!“ Das sagen wir Kubaner mit Stolz, und es wird auch als Werbeslogan benutzt, um mehr Tourist:innen auf unsere paradiesische Karibikinsel zu locken. Heute müssen wir diesen Slogan ergänzen: „Kuba ist ein ewiger Sommer mit oft extremen Temperaturen, immer weniger Niederschlägen, verdorrten Böden, und immer öfter mit heftigen tropischen Stürmen und zerstörerischen Hurrikans.“ Ja, wir spüren den Klimawandel in meiner Heimat, und dies sind nur ein paar Beispiele dafür! Denn unsere geografische Lage macht unsere Insel zweifellos anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels, der unser aller Leben bedroht. Und so stellen wir uns auf ein Leben mit der Erderwärmung ein, ob es uns gefällt oder nicht. Wir können ihren Folgen nicht ausweichen.
Die sozialen Folgen der Klimakrise
Vielleicht haben Sie vor einigen Wochen von Kuba in den Nachrichten gelesen? Der Tropensturm „Ian“ fegte über den Westen Kubas hinweg, richtete schwerste Schäden in der Landwirtschaft an, zerstörte Tausende von Häusern, auch durch die von ihm ausgelösten Überschwemmungen. Der Hurrikan tötete Menschen. Und er beschädigte das nationale Stromnetz so schwer, dass es noch immer zu anhaltenden Stromausfällen kommt. Das bedeutet: Die ohnehin rare und kostbare Nahrung in Tiefkühlschränken verdirbt. Der Klimawandel hat auch soziale Folgen, das dürfen wir nicht vergessen!
Wer nun denkt, dass der Klimawandel und seine Auswirkungen nur ein Thema für Aktivisten und Regierungen ist, irrt. In unseren Gesellschaften haben die Kirchen eine Stimme und spielen eine wichtige Rolle. Meine Heimatkirche, die presbyterianisch-reformierte Kirche in Kuba, eine Partnerkirche der EKBO, entdeckt dieses Thema zunehmend für sich: Wir entwickeln unsere Schöpfungstheologie fort, aber wir handeln auch. Zusammen mit ökumenischen Partnern im Land und weltweit – etwa in Kooperation mit dem Berliner Missionswerk – stellen wir uns den praktischen Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Kirchen werden zu Akteuren eines Wandels. Wir unterstützen Menschen und Gemeinschaften, die unter dem Klimawandel und seinen sozialen Folgen leiden. In Kirchengärten pflanzen wir Obst und Gemüse an, um der Mangelernährung älterer und benachteiligter Menschen etwas entgegenzusetzen.
Biogas gegen Stromausfall
Zwei ökumenische Zentren in Kuba – eines im Zentrum und eines im Osten der Insel – betreuen darüber hinaus Kleinbauern bei ihrer Arbeit. Bäuerliche Landwirtschaft war in Kuba lange in Vergessenheit geraten. Erst langsam wird ihre Schlüsselrolle für die Ernährungssicherheit erkannt. Schon weil sie wenig Geld haben, müssen sie ökologische Landwirtschaft betreiben: Dünger und Pestizide sind viel zu teuer! Aber das muss man lernen, das Wissen war vergessen.
Ein besonders wichtiges Projekt sind kleine Biogasanlagen: Sie erlauben den Familien, sich mit Gas für das Kochen und die Beleuchtung ihrer Häuser selbst zu versorgen. So werden sie auch unabhängig vom anfälligen Stromnetz mit seinen vielen Ausfällen. Und sie müssen auch keine Wälder mehr abholzen, um die alten Holzöfen zum Kochen zu befeuern!
Aber wir wissen: So wichtig und unverzichtbar all diese kleinen Schritte sind, so wenig reichen sie aus. Darum bitten wir die politischen Anführer dieser Welt, den Klimawandel endlich ernst zu nehmen und zu priorisieren. Die Verhandlungen im Rahmen der COP27 müssen mehr bringen als Lippenbekenntnisse. Es braucht mutige und weitreichende Beschlüsse, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen – sonst wird meine Heimat unbewohnbar!
Pfarrerin Liudmila Hernández Retureta (33) ist für ein halbes Jahr als Gastpfarrerin in der EKBO tätig und unterstützt auch die Kuba-Arbeit des Berliner Missionswerks. Derzeit arbeitet sie im Pfarrteam in Fürstenwalde mit. In Kuba leitet sie die älteste und größte Gemeinde ihrer Konfession, die Primera Iglesia Presbiteriana in Havanna. Seit September 2022 gehört sie auch dem Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen an, in dem sie die Region Karibik vertritt.