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Die Stimme als Fenster zur Seele

Gute Töne sind ihr Handwerk. Tenor Jay Alexander und Kathy Kelly, klassische Sängerin und Mitglied der Kelly Family, haben erstmals ein gemeinsames Album veröffentlicht mit Klassikern wie „Halleluja“ und „Amazing Grace“ und Neukompositionen. Mit ­Johanna Friese haben sie über das Künstlersein in Coronazeiten, die Kraft der Musik und ihren Glauben ­gesprochen.

Symbolfoto: epd

Kantate feiert die Kirchenmusik, wie sind Sie beide durch Kirchenmusik geprägt worden?

Kathy Kelly: Ich bin in ­Spanien aufgewachsen, dort haben Menschen immer und überall gesungen und Religion hat mit Prozessionen und Leidenschaft zu tun. Mein erster Auftritt mit sechs Jahren fand in einer Kirche statt und ich habe 40 Ordner mit Kirchenmusik zu Hause.

Jay Alexander: Ich bin mit Sonntagsschule und Jungschar großgeworden und da gehörte das Singen aus dem Gotteslob immer dazu. ­Später habe ich viele Oratorien ­gesungen und bin als Tenor da immer der Erzähler der Evangelien. Manche Bibelstelle kannte ich noch gar nicht und habe sie dann in der Bibel nachgelesen. Ich sehe die Musik als kleinen Propheten, weil sie mich auf Dinge stößt. 

Was brauchen die Menschen in diesen Zeiten und was kann Ihre Musik da anstoßen?

Kathy Kelly: Wir haben als Künstler in der Gesellschaft die Aufgabe, Freude und Zuversicht zu bringen und so etwas wie Hoffnung, vielleicht wird uns das derzeit bewusster. 

Jay Alexander: Menschen brauchen Halt, ganz viel Kraft und positive Energie. Unser Album hat Lieder zum Nachdenken, aber auch Weltmusik, bei der man mitgeht, in die man sich reinhört und sofort auf eine andere Stimmungsautobahn kommt. Man kann mit Musik die Welt nicht verändern, aber sie ­erträglicher machen. 

Kann denn etwa so ein Song wie „Ein neuer Tag“, der Gottes ­wunderbare Welt beschreibt, Menschen lehren, anders hinzusehen? 

Kathy Kelly: Ich mache einen großen Unterschied zwischen einem Künstler und etwa einer Pfarrerin oder einem Priester, dessen Aufgabe die Verbreitung des christlichen Glaubens ist. Ich begrenze mich auf meine Kunst, ich pflege die Schönheit, erzähle von meinem inner­lichen Glauben und Leben und hoffe, damit die Menschen im Herzen zu erreichen. Und als Sänger wollen wir immer handwerklich schöne Töne.

Jay Alexander: Beim Musikmachen geht es gar nicht so sehr um Absicht. Wir haben uns einfach frei gesungen, es genossen und sind dankbar für die Texte, die wir geschenkt bekommen haben. Was die Songs beim Publikum auslösen, wissen wir erst, wenn wir sie live gesungen haben. Wenn Menschen uns in Autogrammstunden oder in Briefen von Erlebnissen erzählen, die sie mit der Musik haben. Darauf freue ich mich schon. 

Sind Konzerte ohne Publikum wie eine Einbahnstraße?

Jay Alexander: Des Künstlers Brot ist der Applaus. Und wir wollen den Puls des Publikums spüren. Wenn man in einem Saal für 4000 Menschen steht und nur 20 Verantwortliche da sind – das ist schrecklich. 

In einem leeren Fernsehgarten gibst du alles und singst doch nur wie in einen nassen Sack.

Und wie kommt das neue Album „Unter einem Himmel“ an? 

Jay Alexander: Wir sind in der ­ersten Woche auf Platz 21 der ­Albumcharts und auf Platz 5 der Schlagercharts eingestiegen. Der ­Erfolg ist toll, ist aber nicht in erster Linie das, was uns antreibt. Es ist der Spaß an der Musik.

Wie im Song „Halleluja“, mit ­Spanisch gemixt …?

Kathy Kelly: Genau, wir wollten etwas Neues machen und wenn ich Spanisch singe, dann singe ich ganz frei und voller Temperament wie eine Spanierin.

Wie kann eine Stimme frei und gut klingen?

Jay Alexander: Wenn ich traurig bin, mir Sorgen mache, hemmt das auch meine Stimme. Wenn ich mit mir im Einklang bin, kann ich die schönsten Töne aus mir herauslocken. Wichtig dabei: viel Wasser trinken und möglichst gut schlafen. 

Kathy Kelly: Früher war meine Stimme pure Natur auf der Straße. Vor 20 Jahren habe ich eine Opernausbildung begonnen, mit einer guten Technik ist es einfacher zu singen und man kann viel mehr mit der Stimme ­machen.

Gab es nach langer Zeit als Front-Frau in der Kelly Family auch die Idee mit der Musik aufzuhören? 

Kathy Kelly: Es gab eine trockene Zeit in den 1990ern. Wir hatten alles erlebt und die Leidenschaft war ein bisschen weg. Und dann gab es ein Erlebnis: Ein Fan reichte mir die Noten von „Ave verum“ über den Zaun – und dann packte mich das neu, ich begann zu studieren, ­Messen zu singen und im Chor zu ­arbeiten. 

Wie viel Mut gehört dazu, vom Glauben zu singen?

Kathy Kelly: Für uns ist das ganz normal. Ich habe fast 20 Jahre in ­Kirchen und Chören gesungen, Jay hat unzählige Oratorien aufgeführt, wir haben da überhaupt keine ­Berührungsängste.

Besonders persönlich finde ich die Fassung von „You raise me up“…

Jay Alexander: Ich habe in den vergangenen Monaten viel Schmerz und Abschied erleben müssen, ich habe mir vorgestellt, wie der Lieddichter Rolf Lovland sich gefühlt haben muss, als seine Mutter gestorben ist. Und das Lied besingt eine Haltung, die für uns alle wichtig ist: für einander da zu sein. 

Kathy Kelly: Ich kenne das aus Messen in Irland, es ist ein sehr keltisches Lied und es hat eine enorme Power wie „Amazing Grace“. Es gibt einfach Lieder, die begleiten einen ein Leben lang.

Zurück zur Corona-Krise: Viele Künstler leiden existentiell. Wird die Vielfalt der Kunst abnehmen?

Jay Alexander: Im Gegenteil. ­Jemand, der unbedingt musizieren will, der wird das auch weiter tun. Und der Hunger nach Kultur, Musik, Lesungen wird bei den Menschen nach Corona groß sein. Und dann sind wir da.

Kathy Kelly: Die künstlerische kreative Energie findet immer einen Weg.

Haben Sie eine Tour geplant?

Jay Alexander: Wir beginnen am 6. Januar 2022 in der Kreuzkirche in Bonn und kommen am 16. Januar 2022 in die Passionskirche in Berlin. ­Hoffentlich geht es durch 40 Orte. 

Wie gelingt es Ihnen, zuversichtlich zu bleiben?

Jay Alexander: Bei mir ist es von klein auf mein Glauben. Ich ringe auch und zweifle, aber ich verlasse mich immer auf Gottes Hilfe.

Kathy Kelly: In Höhen und Tiefen muss man sich bewusst machen, was es alles noch gibt. Sich an einfachen Dingen freuen, zum Beispiel Spazierengehen. Außerdem denke ich: In der Ruhe liegt die Kraft. 

Welche Chancen hat die Musik in der Verkündigung?

Jay Alexander: Schon Martin ­Luther hat die Musik neben der ­Predigt hoch geschätzt. Musik kann Emotionen transportieren, noch ­einmal anders als das gesprochene Wort. Wenn viele Menschen im Chor gemeinsam etwas von sich preisgeben, entsteht wirklicher ­Lobpreis. Der höchste Genuss ist für mich, wenn Wort und Musik sich vereinen.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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