Von Susanne Atzenroth
Von der Dorfstraße aus führt eine lange Treppe durch üppige Fliederbüsche hinauf zur Kirche von Emstal bei Lehnin. Wer oben angelangt ist, freut sich über die einladend geöffnete Tür – mehr noch, wenn es ein heißer Sommertag ist. Dann empfängt Barbara Kusserow die Besucher*innen in der Kühle des Kirchenraums.
Zumeist sind es Gruppen, aber zunehmend auch einzeln oder zu zweit Pilgernde auf dem Bernhardspfad, die an der Emstaler Kirche Halt machen. Von der Kirchenöffnerin erfahren sie, dass an dieser Stelle schon 1220 eine Kirche stand und dass im Ort Schweine für das nahe Kloster gemästet wurden. Erst 1937 sei Emstal von „Schwiena“ in den heutigen Namen umbenannt worden.
Gerne gibt Barbara Kusserow ihr Wissen über Kirche, Ort und Region weiter. Seit sie 1987 aus Sachsen herzog, engagiert sie sich in der hiesigen Kirchengemeinde, die circa 80 Gemeindeglieder zählt. „Wenn ich es mit meiner Heimat im Erzgebirge vergleiche, sind das sehr wenige“, bedauert die Rentnerin.
Ihre guten Erfahrungen aus dem intensiven, kirchlichen Leben, das sie als Kind, Jugendliche und junge Erwachsene dort erlebte, nahm sie mit ins Brandenburgische. So ist sie nicht nur Kirchenhüterin, sondern auch Mitglied im Gemeindekirchenrat und im Chor der Lehniner Klosterkirchengemeinde St. Marien, zu der Emstal gehört.
Auch im Redaktionskreis des Gemeindebriefes arbeitet sie mit. „Als Lehrerstochter habe ich schon immer gern geschrieben und gelesen“, berichtet sie. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie unter der Emporentreppe der Kirche außerdem ein gut bestücktes Bücher-Tauschregal unterhält.
Auch um die Kirche herum hat Barbara Kusserow es gern ordentlich. Rasen mähen, Büsche beschneiden – was sie nicht selber kann, dabei helfen ihr Familie und andere Gemeindeglieder. Selbst wenn im Dorf jemand ein Anliegen an die Kirchengemeinde hat, ist sie meist erste Ansprechpartnerin. „Du bist doch hier die Kirche“, hieße es dann.
Höhepunkte sind für Barbara Kusserow die monatlichen Gottesdienste in der Emstaler Kirche. Besonders freute sie sich über den Gottesdienst zu Ostersonntag, den Pfarrerin Almuth Wisch im Frühjahr am nahen Seeufer anbot und der mit rund 20 Teilnehmenden ausgesprochen gut besucht war. An anderen Sonntagen seien es hingegen nur eine Handvoll Menschen, die in Emstal zum Lobe Gottes zusammenkämen. Doch davon lässt Barbara Kusserow sich nicht entmutigen: „Ich will mich nicht darüber ärgern, sondern freuen, dass immer mehr Pilgernde die Emstaler Kirche besuchen und sie damit beleben.“
Eine Nutzung für andere als liturgische oder musikalische Zwecke kann die Kirchenhüterin sich dagegen schwer vorstellen. „Ich finde, die Kirche sollte als sakraler Raum erhalten bleiben“, betont sie.
Wenn Kraft und Begeisterung für ihren Dienst doch einmal nachlassen, holt sich Barbara Kusserow neuen Mut in ihrer Heimatkirche in Annaberg-Buchholz oder sie zieht sich die Wanderstiefel an und geht selbst auf Pilgerreise. In diesem Jahr hat sie sich den Harzer Klosterweg vorgenommen.
Wer sichergehen will, dass die Tür der Emstaler Kirche bei der Ankunft offen ist, meldet sich vorher besser an. Doch auch spontane Besucher*innen brauchen meist nicht lange zu warten, bis Barbara Kusserow ihnen die Kirche öffnet. Sie wohnt gleich gegenüber und ihre Telefonnummer steht auf dem gerahmten Schild an der Kirchentür.
Kontakt Barbara Kusserow:
Telefon: (03382)7000085,
E-Mail: kussie(at)gmx.de