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RSSPrint

Ein Pavillon für die Zukunft

Die Halenseegemeinde im Berliner Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf baut an. Am Ersten Advent war Einweihungsgottesdienst in der Hochmeisterkirche

Architekt Pedro Moreira (links) und Jan Langer vom Gemeindekirchenrat vor dem Glasanbau an der Hochmeisterkirche im Berliner Ortsteil Halensee. Foto: Katharina Körting

Von Katharina Körting

„Es begann mit einem kleinen profanen Problem“, erinnert sich Timo Wolf, GKR-Vorsitzender der Halenseegemeinde, anlässlich der Einweihung des neuen Pavillons vor der Hochmeisterkirche in Berlin-Wilmersdorf. Nämlich: „Es gab nur eine einzige, kleine Toilette“, erreichbar über eine steile Treppe – barrierefrei ist das nicht, und für eine überaus aktive Gemeinde mit vielen Veranstaltungen, Konzerten und sozialen Aktivitäten „eine Zumutung“. Was tun? Nur der Turm ist unterkellert, und das Grundstück endet fast an den Kirchenmauern – der Rest gehört der Stadt. Seit 2008 rauchten die Köpfe. Das Architekturbüro Nedelykov Moreira war Teil des Vorhabens. Ein zehn Jahre altes Modell erinnert an jene Anfänge. Nun ist es Wirklichkeit geworden.

Von der vielbefahrenen West­fälischen oder der Nestorstraße kommend – die Kirche liegt im Eck – fällt der Pavillon sofort ins Auge. Auf den ersten Blick will er nicht recht zum denkmalgeschützten Backsteinbau passen. Doch wenn man genauer hinsieht, ahnt man, was mit dem „geometrischen Bezug“ gemeint ist, den Architekt Pedro Moreira erwähnt. Wegen Denkmalschutz durfte der Anbau nicht höher werden als die Stein-Bossierung des 1910 fertigstellten Altbaus. 

Schaufenster für die Gemeinde


Der gläserne Pavillon sei ein „Schaufenster“ der Halenseegemeinde meint Jan Langer, Mitglied des Gemeindekirchenrates. Später komme eine Projektionsfläche dazu. „Das ist noch im Konzept“, sagt Langer. In ein oder zwei Segmenten des Glases werde dann eine Folie angebracht, die per Knopfdruck milchig wird. „Darauf können wir Werbung machen für besondere Gottesdienste und Konzerte“, sagt er, „oder wir zeigen einfach die Wochenlosung.“ 

Es handelt sich um „ein technisch kompliziertes Bauwerk“, erzählt der Architekt. „Wir hatten eine minimale Fläche“, erklärt er. Nur ein kleines Dreieck war für die Bebauung verfügbar. Die Lösung: in die Tiefe gehen. Das brachte jedoch wieder neue Probleme mit sich. 

Da die neoromanische, von Otto Schnock entworfene Kirche, auf einem Granitsockel und etwas höher steht, musste der Grund nicht nur mit 15 über 10 Meter langen Stahlträgern verstärkt werden, sondern auch mit gut 20 ein Meter langen Betonsäulen. Damit nichts wegrutscht. 

Alles, was ebenerdig im schicken „Glashaus“ passiert, ist von außen sichtbar – einen Sichtschutz gibt es nicht. „Wir haben das lange überlegt und uns dann dagegen entschieden“, sagt Langer, „wir wollen sichtbar sein.“ Seit Jahren kümmert sich der hauptberuflich als Ingenieur tätige Baubeauftragte in seiner Freizeit um das Projekt. Im neu ausgehobenen Untergeschoss sind Toiletten, eine großzügige Küche und etwas Lagerfläche, per Plattformaufzug barrierefrei erreichbar. Wer die Treppe nutzt, kann das freigelegte, unverputzte Backsteinmauerwerk der Kirche bewundern. Oben stehen 24 Sitzplätze zur Verfügung. Es gibt Fußbodenheizung und Dreifachverglasung. Der Pavillon ist direkt mit der rechten Konche (Einbuchtung) der Kirche verbunden, aber auch über die geschwungene Rampe von außen erreichbar. Auch Fahrradstellplätze mit Bügeln gehören bald zum Ensemble. „Leider haben sie lange Lieferzeiten“, sagt Langer, „das dauert noch ein bisschen.“ 

Die Gemeinde schaut nach vorn


Trotz rückläufiger Mitgliedszahlen und gegen den Trend des ständigen „Nachdenkens über das Weniger“, wie Wolf es ausdrückt, materialisiert sich hier Zuversicht. Die Halensee­gemeinde schaut nach vorn, möge die Zukunft bringen, was sie wolle, denn: „Der Pavillon ist sehr flexibel nutzbar.“  Darauf weist Pfarrerin Cornelia Benus-Dreyer hin. So sei zum Beispiel denkbar, Veranstaltungen aus dem 300 Meter entfernten Gemeindehaus dorthin zu verlagern und durch Vermietung der freigewordenen Räume neue Einnahmen zu generieren. 

Für den Anbau waren Kosten in Höhe von zunächst 600000 Euro eingeplant. Spenden wurden gesammelt. Eine größere Erbschafts-Spende ergab den Grundstock. Die Bauarbeiten begannen im November 2020 und sollten eigentlich im Frühjahr 2021 beendet sein, doch erst im April 2021 erfolgte die Grundstein­legung. Der Bau verzögerte sich pandemiebedingt, die Baukosten verdoppelten sich auf 1,2 Millionen Euro. Das Geld komme ausschließlich aus eigenen Mitteln, sagt Pfarrerin Benus-Dreyer, auch aus Rücklagen. Diese würden wieder aufgefüllt durch die Verpachtung der ehemaligen Jona-Kirche in der Roscherstraße. 

Die Hochmeister- und die Jona­gemeinde hatten 2016 fusioniert. Damals war das für die wenigen noch aktiven Mitglieder von Jona ein schwieriger, nicht unumstrittener Schritt. Das Jona-Haus nutzt jetzt eine jüdische Grundschule. 

Auch für andere Gemeinden interessant


Im neuen Pavillon tropft noch ein bisschen Wasser aus der Leitung im Keller, aber Ende Januar werde der Anbau für die rund 4100 Mitglieder der Halenseegemeinde betriebs­fertig sein, hofft Moreira. Kinder­gottesdienste, GKR-Sitzungen, Veranstaltungen des Fördervereins oder Sprechstunden – „die Nutzung wird vielfältig sein“, sagt Benus-Dreyer und freut sich: „Wir zeigen Präsenz.“ Möglich, dass die Halenseegemeinde damit ein Vorbild schafft. Moreira: „Das Konzept könnte auch für andere Gemeinden interessant sein.“

Hochmeisterkirche, Westfälische Straße 70a, 10709 Berlin

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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