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Ein Schatz unter weißem Putz

Durch Zufall entdeckten Ehrenamtliche in ihrer Dorfkirche zu Lobbese prächtige Jugendstilmalereien, die vor 60 Jahren übertüncht worden waren

Blätter und rötliche Früchte sind auf dem Putz zu erkennen. Pfarrer Daniel Geißler kümmert sich um finanzielle Mittel für die Restaurierung. Foto: Uli Schulte Döinghaus

Von Uli Schulte Döinghaus

Wenn in einer steinalten Dorfkirche ein bisschen Putz von der Wand ­blättert und einen faustgroßen Flecken hinterlässt, dann ist das eigentlich nichts Besonderes. Wäre da nicht der Zufall und die Neugier. So war es in der über 800 Jahre alten Dorfkirche in Lobbese. Das 350-Seelen-Dorf im Fläming ist etwa gleichweit von Treuenbrietzen und Niemegk entfernt und gehört zum Pfarrbereich Niemegk. 

In Lobbese mit seinen 50 Kirchenmitgliedern ­arbeiten überraschend viele Frei­willige mit, wenn es gilt, das Gemeindeleben zu organisieren: die monatlichen Gottesdienste vorbereiten oder Konzerte und Kulturveranstaltungen organisieren. Einer von ihnen sah sich einen merkwürdig mehrfarbigen Fleck etwas genauer an, den Bröckelputz vor dem Altarraum hinterlassen hatte. Er erspähte feine Strukturen und Konturen, Farben und Formen, wenngleich schon etwas verblasst. Es sind vermutlich Teile einer Wand­malerei, die dem Weißtünch geopfert worden war: ein gewölbter Zweig, an dem Blätter und rötliche Früchte wachsen, da­rüber –  wie ein Ornament gespannt – ein hellbraunes Band mit grünen Tupfern, das Ganze von Linien eingefasst. 

Pfarrer Daniel Geißler war fasziniert und mobilisierte Geldgeber für ein restauratorisches Gutachten. Es stellt sich heraus: Vermutlich ist der gesamte Triumphbogen vor dem Altar unter dem Putz mit Ranken, Bändern, Ringen und Linien verziert – ganz in der Art des Jugendstils. Die kleine Kuppel, die sich als Apsis über dem dahinter liegenden Altar wölbt, ist unter dem Putz als blaues Sternenzelt aus­gemalt. Dazu passt, dass die Kirche 1898 restauriert und die Wände im Innenraum zu dieser Zeit ausgemalt wurden, wie ein altes Foto dokumentiert. 

Ältere Gemeindeglieder bestätigen diese fantasievollen Ausschmückungen im Jugendstil, die noch bis Mitte der 1960 Jahre zu sehen gewesen sein sollten. Im Rahmen einer weiteren Kirchenrenovierung wurde damals geweißt, bis von den Ornamenten nichts mehr übrig war. In der damaligen Landeskirche hatte ein Kirchenbaurat und Kunst­be­auftragter namens Winfried Wendland das Sagen. Er hinterließ in zahl­reichen Kirchen schlohweiße ­Innenräume.

Mindestens der Triumphbogen und die Apsis sollen wieder her­gestellt werden, darauf haben sich Denkmalschutzbehörden und Kirchengemeinde verständigt. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr ­beginnen. Der „Förderkreis Alte Kirchen“ hat die Lobbeser Kirche zur „Dorf­kirche des Monats April 2022“ ausgezeichnet und finanzielle Unterstützung zu­gesagt. 

„Die Kirchengemeinde hat erhebliche Eigenmittel mobilisiert“, sagt Pfarrer Geißler. Er selbst, „Herr“ über beinahe zehn Dorfkirchen, übt sich zurzeit in einer Fertigkeit, in der er es im Laufe seiner fast 10-jährigen Amtszeit notgedrungen zu einer gewissen Meisterschaft gebracht hat: im Ausfindigmachen und Beantragen von Fördermitteln, um in der Lobbeser Dorfkirche den Jugendstil neu erblühen zu lassen. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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