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Es geht auch um Europa

Wie positionieren sich Gesellschaft und Kirchen zur Stichwahl in Frankreich?

Grafik: Uwe Baumann, Stiftung msc gGmbH, Gymnasium Melle, CC By-SA 3.0, 4.0/via Wikimedia

Von Solange Wydmusch

Am 10. April hat Frankreich gewählt. Für die Stichwahl am 24. April gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Marine Le Pen und dem amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron. Im Gegensatz zu den Parlamentswahlen, die acht Wochen ­später stattfinden, ist die Wahl des Präsidenten eine sehr personenbezogene. Parteien waren auf den Plakaten der zwölf Kandidaten kaum zu sehen. Seit 1962 gilt das Motto, dass man sich im ersten Wahlgang austoben darf. Im zweiten Wahlgang, der Stichwahl, wird die ­Entscheidung meistens zwischen Konservativen und Sozialisten ­getroffen. Das ist nun zum dritten Mal nicht der Fall.

2002 wurde die Präsenz von Jean-Marie Le Pen im zweiten Wahlgang wie ein Erdbeben erlebt. Die nationalpopulistische Partei, verkörpert durch die Mitglieder der Familie Le Pen, gibt es seit 50 Jahren. Die Partei ist fest etabliert – besonders in ländlichen Regionen und Städten mittlerer Größe, die unter Entvölkerung und Perspektivlosigkeit leiden. ­Marine Le Pen hat das Land ein Jahr lang mit ihrem Bus bereist. Sie wirbt damit, viele Volksentscheide durchführen zu wollen. Das gäbe ihr die Möglichkeit, das Parlament zu um­gehen, in dem sie wahrscheinlich keine Mehrheit ­bekäme.

Emmanuel Macron, dessen ­Bewegung die Logik der zwei sich gegenüberstehenden Lager zerstörte, galt 2017 als Erneuerer. Der Vorwurf, er sei elitär, hängt ihm nach. 2022 muss der Präsident nun für seine Bilanz stehen: für die ­Proteste der Gelben Westen und die vertagten Reformen, das „Strikte Ausgangsverbot“ während der Pandemie, sein Engagement für Europa und seine Übernahme der Präsidentschaft im Rat der europäischen Union. Seine Wahlkampagne vor dem ersten Wahlkampf war kurz und bescheiden. 

Am Abend des 10. April stand Frankreich vor den Trümmern ­seines Parteiensystems: die Konservativen, die Grünen und die Sozialisten schafften nicht einmal den Sprung über die Fünfprozenthürde und stehen vor dem finanziellen Aus. Der dritte Mann dieser Wahl wurde der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon, der vor allem das Vertrauen der Jugend, vieler junger Akademiker und der Einwohner der Banlieues gewann. Im Grunde ­haben mehr als 50 Prozent der Franzosen ihre Stimme für links- oder nationalpopulistische, europafeindliche Vertreter abgegeben. Die ­tektonischen Verschiebungen in der politischen Landschaft Frankreichs sind noch im Gange.

Die Kirchen, die Vertreter des Islam und des Judentums bekennen sich alle zu einem offenen, in Europa verankerten Frankreich. Die Protestanten haben zehn Themen mit in die Wahlkampagne gegeben. Die Jüdischen Organisationen und die große Moschee von Paris haben jetzt dazu aufgerufen, den amtierenden Präsidenten zu wählen. Nach Ostern werden sicherlich noch weitere Stellungnahmen ­erfolgen. Seit Jahren gibt es in den Kirchen Bewegungen wie „Verstehen und sich engagieren“, die den Dialog mit den Rechtswählern ­suchen. In vielen Gemeinden fanden Gesprächsabende zum Thema Wahlen statt. 

In einer Umfrage der Zeitung „La Croix“ wurde festgestellt, dass 40 Prozent der Katholiken, die regelmäßig in die Kirche gehen, ihre Stimme dem rechten Lager gegeben haben. Die meisten von ihnen ­wohnen auf dem Land, gehören der älteren Generation an und fühlen sich abgehängt. Die ältere Generation will die alte Welt zurück und das verspricht nur Marine Le Pen.

In den Osterpredigten wurden Weltoffenheit und die Würde aller Menschen betont. Das TV-Duell am 20. April ist ein erneuter Schlüsselmoment.

Am 24. April kommt es nun auf die Wahlbeteiligung aller Bürger an. Wie viele Franzosen werden trotz der Ferien den Weg zur Wahlurne finden? Die Beteiligung der Rechtswähler ist hoch. Studenten protestierten und prangerten an, dass es sich bei dieser Präsidentschaftswahl um keine Wahl handele, da sie beide Kandidaten ablehnen. Wie werden die Wähler von Jean-Luc Mélenchon bei der Stichwahl abstimmen? Und mit welcher Mehrheit kann Emmanuel Macron im Juni im Parlament rechnen, falls er die Wahl gewinnt?

Die Französin Solange Wydmusch ist Politologin, Soziologin und ­Unternehmerin in Berlin und Vorsitzende des ­Arbeitskreises Frankreich der EKBO. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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