Von Friederike Höhn
Am Montag präsentierte Bischof Christian Stäblein in der Potsdamer St. Nikolaikirche die beiden Kandidaten für das Amt des Generalsuperintendenten im Sprengel Potsdam. Die Wahlkommission schlägt den thüringischen Superintendenten Kristóf Bálint sowie Oberkirchenrat Christoph Vogel für die Nachfolge von Heilgard Asmus vor, deren Amtszeit nach zehn Jahren am 14. Juli endet.
Ein Generalsuperintendent sei am besten mit dem Begriff „Regionalbischof“ zu beschreiben, sagte Bischof Stäblein bei der Präsentation. Im Sprengel Potsdam sind dies die Vertretung und Sorge um 164584 Mitglieder in zehn Kirchenkreisen. Er bevorzuge diese Bezeichnung sogar, fügte Stäblein an, und zeigte sich offen für eine Diskussion über den Titel „Regionalbischof/Regionalbischöfin“ – der in der EKBO laut Kirchengesetz möglich ist.
„Wir brauchen erfahrene, gestandene, vielseitige und teamorientierte Persönlichkeiten für das, was auf uns zukommt in Zeiten zwischen Corona und Freiburger Studie“, umriss der Bischof das Anforderungsprofil, mit dem die Wahlkommission auf Kandidat*innensuche gegangen sei. Die Kommission besteht aus Vertreter*innen der Kreissynoden und Kirchenkreise aus dem Sprengel Potsdam sowie Mitgliedern der Kirchenleitung unter dem Vorsitz des Bischofs.
Kristóf Bálint ist seit 2012 Superintendent im thüringischen Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sonderhausen (Evangelische Kirche Mitteldeutschland). Der gebürtige Budapester wuchs in der DDR auf und hat nach eigener Aussage eine „typisch untypische DDR-Biografie eines sogenannten Unangepassten“: keine Zulassung zum Abitur, Stasi-Observierung, Junge Gemeinde. Nach einer Kochlehre und Ausbildung zum Diakon studierte Bálint erst nach der Wende in Jena Theologie. Nach der Ordination 2001 war er auf verschiedenen Gemeindepfarrstellen tätig und sammelte Erfahrungen in der Gefängnisseelsorge.
Das Amt des Generalsuperintendenten will der 55-Jährige als Zuhörer und Vermittler gestalten, für die Menschen, Kirchengemeinden und Kirchenkreise, aber auch im Zusammenspiel mit Politik und Gesellschaft. Den Sprengel Potsdam nehme er als unglaublich innovativ wahr, so Bálint. Eine Herausforderung werde die weitere strukturelle Entwicklung sein, wie etwa die Zukunft des Kirchenkreises Falkensee. Diese Prozesse wolle er vermittelnd, stärkend und auch seelsorgerlich begleiten. Zugleich hob Bálint hervor, „Ungleichzeitigkeiten“ im Sprengel aushalten zu wollen, damit Innovation und Probierräume erhalten bleiben.
Christoph Vogel konnte sich der Rede seines Mitbewerbers nur anschließen. Auch dem 53-Jährigen liegt daran, die Kirchenkreise für die Zukunft zu stärken, „denn auf sie werden noch mehr Funktionen, Arbeiten und Aufgaben zukommen“. Mit Blick auf die Mitgliederentwicklung müsse kirchliche Arbeit „neu buchstabiert“ werden. Hier sei es Aufgabe des Generalsuperintendenten, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen.
Den Sprengel Potsdam kennt der gebürtige Berliner gut. Nach seiner Ordination 1998 arbeitete er bis 2004 als Pfarrer und Krankenhausseelsorger in den Gemeinden Raben/Rädigke im Fläming und in Brandenburg an der Havel. Danach war Vogel bis 2009 als persönlicher Referent des damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber im Kirchenamt in Hannover tätig, wo er „einen Blick auf die Weite des Protestantismus“ gewonnen habe. Seit Mai 2009 leitet er die Abteilung Theologische Aus-, Fort- und Weiterbildung und das Theologische Prüfungsamt der EKBO.
Das Amt des Generalsuperintendenten versteht Vogel als „Ohr der Kirchenleitung bei den Menschen und Gemeinden“ und zugleich will er „Lobbyist des Landes in der Kirchenleitung“ sein. Sein Blick solle sich besonders auf die Menschen richten, „die sich an den Rand gedrängt fühlen“.
Beide Kandidaten stellen sich in öffentlichen Gottesdiensten in der St. Nikolaikirche in Potsdam vor, mit einem Vortrag und anschließender Diskussion. Die Vorstellung von Kristóf Bálint wird am 16. August, die von Christoph Vogel am 30. August stattfinden. Am 6. September tritt der Wahlkonvent unter Vorsitz von Bischof Stäblein zusammen. Er besteht aus den gewählten Mitgliedern der Landessynode aus dem Sprengel Potsdam, den Präsides der Kreissynoden, den Superintendent*innen und dem Bischof.
Am 23. August, 16 Uhr wird in St. Nikolai der feierliche Gottesdienst zur Entpflichtung von Heilgard Asmus stattfinden. Sie war seit 2010 Generalsuperintendentin des Sprengels Potsdam, bis 2005 des damaligen Sprengels Cottbus. Künftig wird sie in Brandenburg an der Havel in der theologischen Erwachsenenbildung wirken. Bis zur Amtseinführung ihres Nachfolgers wird der stellvertretende Generalsuperintendent Uwe Simon (Kirchenkreis Oberes Havelland) das Amt kommissarisch führen.