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Examen reformieren!

Das Examen im Studiengang Evangelische Theologie muss reformiert werden. Das fordert die Duderstädter Vikarin ­Juliane Borth und startet eine Petition. Die fand in kurzer Zeit zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer. Es gebe erhebliche Nachteile im Vergleich zu einem Bachelor- oder Masterstudiengang, erklärte die Initiatorin. Das Examen sei nicht mehr zeitgemäß. Ein neues System sei mit einem alten Abschluss zusammengefügt worden.

Theologie Examen Petition
Foto: Teslariu Mihai/unsplash.com

Von Juliane Borth 

„Das volle Leben“, so heißt die Kampagne der EKD, die seit 2016 für den Beruf Pastor*in und das Studium der Theologie wirbt. Seit etwa 2010 gibt es den Studiengang Magister ­Theologiae. Alle Lehrveranstaltungen sind zu Modulen zusammengefasst und müssen mit je einer Prüfung abgeschlossen werden. Die meisten Prüfungen sind benotet. Diese Noten werden jedoch in den meisten Examina der Fakultäten und Landeskirchen nicht ein­bezogen. 

Das muss sich ändern. Examen und Studiengang sollten sich annähern, indem im Grundstudium Prüfungen gestrichen oder angepasst werden und im Hauptstudium Leistungen in größerem Umfang für das ­Examen angerechnet werden können. 

Ich selbst habe in Göttingen studiert. Während der vorlesungsfreien Zeit schrieb  ich stets Hausarbeiten. Nach der Abgabe von oftmals zwei Arbeiten mit je rund 20 Seiten begann direkt wieder die Vorlesungszeit. Im Verlauf des Studiums absolvierte ich so insgesamt 11 Hausarbeiten und 12 mündliche Prüfungen. 

Danach folgt der notentechnische Neustart: das Examen. Das „volle Leben“ rückt in weite Ferne. Bis hierhin haben die meisten Studierenden schon mindestens 10 Semester studiert. Die Regelstudienzeit der Rahmenordnung wird fast immer überschritten. Für die Examensvorbereitung ist etwa ein ­weiteres Jahr einzuplanen, in dem selbst­organisiert alles erlernt werden muss. Egal, ob es im Studium vorkam oder nicht. Es gibt keine einheitlichen Erwartungshorizonte. 

Die Themen der Klausuren können von Überblickswissen bis zu detaillierteren Fragen der aktuellen Forschung reichen.

Diese Bandbreite erzeugt bei Studierenden einen enormen Druck. Diejenigen, die die Vorbereitung abbrechen oder das ­Examen nicht ­bestehen, bleibt nur das Abitur. Das verstärkt den Druck. Auch die münd­lichen Prüfungen werden oft als unzeitgemäß hierarchisch ­erlebt. Dies lässt sich nicht an einzelnen Begebenheiten festmachen und wird von jeder Person anders erlebt. 

Doch es gibt mehr als (m)einen Bericht über das massive Gefühl des „Ausgeliefert-Seins“. Oftmals ist es schon im Vorfeld schwierig, die Prüfenden zu erreichen und Termine für die Themenabsprache zu vereinbaren. Persönliche Abneigungen ­gegenüber der Themenauswahl werden teils deutlich kommuniziert. „Wollen Sie nicht lieber etwas anderes machen?“, „Sie haben sich ja nicht vorbereitet.“, „Sie schaffen höchstens ein 3er-Examen.“ Das sind Zitate, die während Prüfungsgesprächen fielen. 

Dabei schränken das Lernen und Wiederholen das soziale Leben sehr ein. Nicht ­wenige entwickeln während der Lernphase Ängste oder psychische Probleme, die teilweise mit Essstörungen oder Abhängigkeiten einhergehen. Das ist wohl nicht „das volle ­Leben“, mit dem die EKD-Kampagne wirbt. 

Ich wünsche mir, dass an den Fakultäten zeitnah Anpassungen stattfinden, sodass die Belastung mit Prüfungen während des ­Studiums reduziert wird. Ich wünsche mir, dass die EKD nicht nur versucht, für den Nachwuchs zu werben, sondern dass die ­Synodalen die Belange derjenigen hören, die sich bereits auf dem Weg befinden. 

Es muss kein Bachelor-/Masterstudiengang eingeführt werden. Aber eine Reform der Rahmenordnung der EKD ist dringend notwendig. Diese sieht beispielsweise ­Seminararbeiten in allen Fächern vor. Ich denke, dass auch Klausuren oder Referate ­Alternativen sind. 

Weiterhin wünsche ich mir, dass die Möglichkeit zur Anrechnung von Leistungen für das Examen in der Rahmenordnung verankert ist. Studierende sollten nicht ständig doppelt geprüft werden. Hierfür sind der Evangelisch-Lutherische Fakultätentag sowie Rat und Synode der EKD gleichermaßen ­verantwortlich. Dabei ist es wichtig, dass die Prüfungsordnung nicht komplizierter wird und keine zusätzlichen Prüfungen geschaffen werden. Auch das passierte leider in der ­Vergangenheit. 

Juliane Borths Petition zur Veränderung des ­Studiengangs Theologie und des Examens wurde mehr als 1600-mal unterzeichnet und mehr als 20 000-mal aufgerufen. Die Petition #examen­reformandum wurde an alle Landesbischöf*innen, Ausbildungsreferate und Studiendekan*innen der Fakultäten verschickt .  

Die Petition ist nachzulesen im Internet unter:
https://www.change.org/p/evangelische-kirche-deutschlands-umstrukturierung-des-studiengangs-ev-theologie-mit-examen-examenreformanda-94ac32b5-0670-4a09-a1c8-c0eb0b3ae1bc?recruiter=1193350726&recruited_by_id=42cc2040-9d15-11eb-ba5e-c95901fd9591&utm_source=share_petition&utm_medium=copylink&utm_campaign=petition_dashboard

Juliane Borth hat das kirchliche Examen Anfang 2020 bei der Evangelisch-Lutherischen ­Landeskirche Hannovers abgelegt und ist seit März 2020 Vikarin in Duderstadt bei Göttingen. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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