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Frieden und Offenheit betonen

Die Evangelische Kirche in Deutschland lud alle Kirchengemeinden und andere Konfessionen ein, am zweiten Sonntag der Passionszeit (Reminiszere, 8. März) für bedrängte und verfolgte Christen zu beten. Im Fokus der Fürbitte stand in diesem Jahr die Situation der Menschen in Syrien. Seit mehr als acht Jahren leidet die Bevölkerung unter blutigen Konflikten. Wie ist die Situation dort, insbesondere die der Christen? Was erwarten die Menschen von den Kirchen in der Welt? Gibt es eine Chance auf Frieden?

Syrien verfolgte Christen
Karte stilisiert/Grafik: Uwe Baumann

Von Nabil Maamarbashi

Der Krieg in Syrien ist kompliziert und hat viele Fronten und verschiedene Akteure, sowohl international, regional als auch im Land. Aber klar ist, dass Tod und Elend zunehmen, die Menschen verzweifeln, denn es ist, als hätte dieser dunkle Tunnel kein Ende. Sie wissen nicht, wie lange diese Konflikte noch dauern werden. Offenbar ist Syrien zerrissen, nicht nur auf politischer und administrativer Ebene, sondern auch auf sozialer und kommunaler Ebene, und höchstwahrscheinlich wird der Riss noch weiter vertieft werden. 

Die syrischen Christen, die als Ureinwohner des Landes die arabisch-islamische Kultur über Jahrhunderte hinweg vollständig übernommen haben, erleben diese Konflikte aufgrund des Krieges wie alle anderen Teile der verschiedenen syrischen Gemeinschaften. Sie sind zutiefst davon betroffen. Zerstörung und Armut haben die Mehrheit von ihnen gezwungen auszuwandern. Und die meisten der übrigen, die im Kontrollbereich des Regimes von Baschar al-Assad leben, würden gerne auswandern, wenn sie die Chance dazu hätten. 

Obwohl der Krieg derzeit auf die nordwestliche Region Syriens, den Distrikt Idlib, beschränkt ist, gelten noch immer die internationalen, strengen Sanktionen gegen Syrien, und es gibt weder Frieden noch Versöhnung untereinander unter den Syrern. Das bedeutet, dass die syrische Wirtschaft sowohl aufgrund der großen Zahl an Todesopfern und als auch der Flüchtenden unter einer Hyperinflation leidet, sich das Bildungswesen aufgrund der Massenvertreibungen massiv verschlechterte, die Korruption wuchs und vor allem der religiöse Fanatismus in der Gesellschaft am stärksten zunahm. 

Obwohl die Situation tragisch ist, verzweifeln die Kirchen nicht. Die Menschen sind wütend, ängstlich und besorgt wegen der Wellen des Todes und dem unklaren Schicksal, aber sie sind noch nicht in den Abgrund gestürzt. Die Erfahrungen der Kriege im Nahen Osten in den letzten Jahrzehnten zeigen, dass diese keinen Frieden brachten und auch nicht die Ziele erreichten, für die sie geführt ­wurden. Stattdessen resultierten daraus mehr Probleme und Zerstörungen sowie eine Vielzahl an Blutzeugen. Dennoch können die Menschen in ­Syrien und damit die Christen ein friedliches Leben führen, wenn der Krieg aufhört. 

Die Christen waren und sind ein wichtiger Faktor, um das Leidens und die Not der Menschen zu ­verringern, wenn auch ein relativ kleiner. Sie geben von dem ab, was sie erhalten, nämlich von den NGOs und internationalen Kirchengemeinschaften. Dabei spielt es keine Rolle, auf welche Seite sich eine ­syrische Kirche stellt, um ihre „existenzielle“ Krise dadurch zu lösen, dass sie entweder hinter der syrischen Regierung, dem Vatikan oder der russischen Kirche steht.   

Wie kann man dazu beitragen, das Leiden der syrischen Gemeinschaften, insbesondere der christlichen Gemeinschaften im Land, zu verringern? Ist ein solches Ziel erreichbar? In Syrien könnte die Hilfe über offiziell bestehende Institutionen oder Kanäle, zum Beispiel die örtlichen Kirchen, erfolgen. Mit anderen Worten: Hilfe kann nicht unabhängig von der lokalen Bevölkerung geleistet werden. Dies würde zweifellos die Möglichkeiten für Hilfe ingesamt einschränken, da die Kirchen im Vergleich zu der Notwendigkeit, der größeren Gemeinschaft Hilfe zu leisten, klein sind und solche Einrichtungen in einem kritischen Bezirk wie Idlib auch fehlen. 

Ich glaube, die dringendste Unterstützung muss sich auf Bildung, Schulen und Lernprogramme konzentrieren, die den Frieden und die Offenheit gegenüber anderen Menschen betonen. Vor allem aber sollten die Christen ermutigt werden, vorwärts zu gehen und auf bürgerliche Staats- und Menschenrechte zu bestehen. Das ist natürlich nicht einfach, und die Kirchenführer sind aufgefordert, sich selbst und ihre Rolle in der Politik des Landes nicht wichtiger zu nehmen, als sie tatsächlich ist. Und doch ist es notwendig, über das Geschehene und die Gründe dafür nachzudenken; Verantwortung zu übernehmen und Solidarität mit den Opfern von allen Seiten zu empfinden. Mit ­denen, deren Zukunft durch Krieg, Not, Gewalt und Diebstahl zerstört wurde. 

Um die syrischen Gemeinschaften unterstützen zu können, ist es daher notwendig, die Umstände dieser Tragödie zu verstehen und ans Licht zu bringen; was passiert ist und warum es passiert ist. Denn Schweigen, Passivität und Gleichgültigkeit sind die wahren Feinde unserer christlichen Aufgabe. Aber der Klang der Artillerie ist lauter als menschliche Stimmen. Deshalb sollten die Kirchen stets Einfühlungsvermögen und Respekt zeigen, um die Grundlagen eines friedlichen Lebens zu bewahren. 

Christen auf der ganzen Welt sind eingeladen, nicht nur helfende Hände auszustrecken, sondern auch das Wort der Wahrheit zu sprechen, das allein Syrien retten kann.

Nabil Maarmarbashi ist evangelischer Theologe, stammt aus Aleppo und war bis vor einem Jahr Pfarrer der National Evangelical Church in Beirut. Seit einem Jahr lebt er mit seiner Familie in Deutschland in Horb am Neckar.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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