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Fussball im Abseits

Es läuft nicht rund beim Fussball

grafik zur Fussball WM in Katar
Grafik zur Fussball WM in Katar im Jahr 2022

Wann wird dieses System gestürzt?

 

Von Anna Müller

 

In Berlin liegt Schnee, in Katar startet die Fußball-Weltmeisterschaft (WM) der Männer. Viel wird diskutiert: Darf man sie gucken? Hätte man die WM viel früher boykottieren müssen? Mein Problem: Damit wird ein systemisches Problem auf die moralische Entscheidung Einzelner reduziert. Denn die WM in Katar ist nur der Kristallisationspunkt vieler Fehlentwicklungen im Fußball.

Gerade im Profi-Männer-Fußball steht für viele das Geld im Mittelpunkt. Zum Beispiel: Während der FC Bayern München 102 Millionen Euro für sechs Spieler pro Jahr ausgibt, kostet der günstigste Sitzplatz 40 Euro (15 Euro der Stehplatz). Sportkneipen müssen einige Hundert Euro im Monat ausgeben, um mittels verschiedener Anbieter alle Bundes­ligaspiele zeigen zu können. Da ist es kein Wunder, wenn der Torjubel eher verhalten ausfällt – ach nein, Moment – wir müssen ja noch die Entscheidung der Videoassistent*- innen abwarten, ohne die geht es nicht mehr, es geht um zu viel Geld. Die Leidtragenden sind die Fans, ­deren Herz für den Sport schlägt, die mitfiebern, mitleiden und mitjubeln. Diejenigen, die die Teams in guten wie in schlechten Zeiten ­begleiten. Sie können sich das oft nicht mehr leisten.

Wenn also das Geld die Triebfeder ist und nicht der Sport, ist eine Vergabe der WM durch die FIFA nach Katar nur die ­logische Folge – mit allen bekannten Konsequenzen.

Die erste Winter-WM findet in klimatisiert Stadien statt, die nach oben offen sind, während alle Welt über die Klimakrise diskutiert. Diese Stadien mussten mangels Fußball-kultur neu gebaut werden. Bezahlt mit dem Leben Tausender Arbeiter. Und für Besucher*innen gilt: Zu­neigung nicht in der Öffentlichkeit zeigen, besonders nicht als gleichgeschlechtliches Paar. Für unverheiratete Schwangere empfiehlt das Auswärtige Amt gar im Falle eines Arztbesuches, zuerst die Botschaft aufzusuchen. Zudem ist es verpflichtend, die Corona-Tracking App Etheraz zu installieren. Sie dient auch zum Ausspähen.

Demokratie durch Sport?

Dabei soll die WM Verbesserungen bringen – Demokratie und Liberalisierung durch Sport-Großveranstaltungen. So soll es in Katar nun einen Mindestlohn geben und Arbeitgeber*innen dürfen die Pässe der Arbeitnehmer*innen nicht mehr einbehalten. Ob und wie nachhaltig das ist, wird man sehen, wenn die Fans wieder weg und die Kameras aus sind. Die Erfahrung nach der letzten WM in Russland ist jedenfalls eine andere.

Und wir hier in Deutschland? Wie werden uns moralisch gut fühlen, die WM nicht geschaut zu haben. Oder wir schauen sie, weil wir glauben, nichts ändern zu können. Denn: Wir individualisieren ein systemisches Problem. Die Frage sollte nicht sein – gucken oder boykottieren – die Frage muss lauten, wann ­dieses System gestürzt wird. Denn solange sich nichts ­ändert und das Geld bestimmt, wo der große Fußball stattfindet, stehen wir alle paar Jahre vor der gleichen Frage. Dabei liegen bessere Entscheidungskriterien doch nahe: Wo wird Fußball als Breitensport gut gefördert, wo wirkt der Sport integrierend und weltoffen und wo kann man gesellschaftliche Veränderungen unterstützen statt sie ­anstoßen zu müssen. Dadurch wird die Welt nicht automatisch gerechter, es wäre aber ein Schritt in die ­richtige Richtung.

Bis dahin und für die, die auf Fußball nicht verzichten wollen, sollte sich der Blick nicht nach ­Katar richten. Die Champions ­League der Frauen bietet gerade hochklassigen Fußball. Und ein Blick in die direkte Nachbarschaft lohnt sich auch. Bei 382 Vereinen in Berlin ­findet jede*r einen Ort zum Fußball gucken. Vielleicht nicht so professionell wie in Katar, dafür aber umso herzlicher.

Anna Müller ist im Vorstand der Aktiven Fans bei Tennis Borussia und Beraterin bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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