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RSSPrint

Gemeindeleitung in Corona-Zeiten

Wie Gemeinde leiten?

„Wie durch einen Nebel“

 

Die Pandemie stellt Gemeindeleitungen vor Entscheidungen, die auch zu Streit führen.

Ein Workshop lädt dazu ein, über Erfahrungen ins Gespräch zu kommen.

 

Von Katharina Körting

 

Die Risiken in der Corona-Krise sind vielfältig. Nicht nur Infektion, ­Quarantäne und Krankheit drohen, sondern auch Vertrauensverlust, ­Erschöpfung, Verhärtung, Stigmatisierung. Wie gehen Kirchengemeinden und ihre Leitungen mit mög­lichen Unplanbarkeiten und widersprüchlichen Erwartungen bei den Gemeindegliedern um? Ein Workshop der Evangelischen Akademie gibt Möglichkeiten zum Austausch darüber, wie sich an der Herausforderung wachsen lässt.

 

Die Seele trägt schwer daran

 

Das erste Videogespräch im Januar traf einen wunden Punkt. Unter dem Titel „Lässt sich überhaupt noch etwas richtig entscheiden? Workshop zu (unvollkommenen) Leitungsentscheidungen in angespannten Zeiten“ luden Studienleiter Heinz-Joachim Lohmann von der Evangelischen Akademie zu Berlin und Pröpstin Christina-Maria Bammel zur ersten von drei Online-Abendrunden. Rund 20 Teilnehmer*innen – Theologen, GKR-Mitglieder und Laien – aus verschiedenen Regionen der Landeskirche teilten ihre Erfahrungen.

Pröpstin Christina-Maria Bammel sprach einstimmend über „Sehnsuchtszeiten“, „Krisenzeiten“ und die Unmöglichkeit, verlässlich zu planen. Es drohten Erschöpfung, Streit, Ausgrenzung und Einsamkeit. Sowohl die einzelne Seele als auch die der Gemeinden trage schwer an den pandemischen Zumutungen.

Das ständige Sich-Revidieren-Müssen und Erklären koste viel Kraft, berichtete ein Teilnehmer. Ein anderer fühle sich „manchmal wie ein Blatt im Wind“. Man ringe regelrecht  – und regelgerecht – um Lösungen.

Gerade rund um Weihnachten gab es viele Konflikte bezüglich der Planung der Gottesdienste: von „sehr vorsichtig“ bis „so viel wie möglich“ reichten die Einstellungen. Maßnahmendebatten prägten die Stimmung. Dazu kamen an manchen Orten Störungen durch lautstarke Demonstrant*innen. Wie reagieren: Aushalten? Ansprechen? Verstummen? Wie kann man unzulässigen Vergleichen mit dem Dritten Reich und Verschwörungserzählungen deutlich entgegentreten, ohne die Diskussion mit Tunnelblick zu führen oder die Fronten zu verhärten?

Ein Teilnehmer erinnerte an Paulus: „Ihr müsst euch gegenseitig aushalten lernen“, und fragte: „Wie schaffen wir das? Und wo setzen wir klare Grenzen?“ Es gelte, klar in der Ablehnung menschenfeindlicher Meinungen zu sein, ohne den Widersacher als Person abzuwerten, betonte Heinz-Joachim Lohmann.

„Jesus würde zu den Ungeimpften gehen“

 

 

Andere äußerten die Sorge, den Kontakt zu anderen Gemeindegliedern zu verlieren, mancherorts sei es „unglaublich still geworden“. Viele seien sehr vorsichtig, auch im Gespräch: Man taste ab, was man konfliktfrei sagen könne.

 

Es gab Einwände dagegen, dass auch noch die Kirchen zum Impfen aufriefen, das sei Aufgabe der Politik. Aufgabe der Kirche sei es, Brücken zu bauen. „Jesus würde zu den Ungeimpften gehen“, zeigte sich eine Teilnehmerin überzeugt. Keinesfalls dürften ungeimpfte Menschen ausgeschlossen werden.

 

Angesichts sich ständig ändernder rechtlicher Vorgaben fahre man „die ganze Zeit auf Sicht, wie durch einen Nebel“, sagte ein Teilnehmer. Dabei stelle man mitunter auch fest, dass nicht alles bleiben muss, wie es ist. Von manchem Gewohnten könne man sich verabschieden – und Neues hinzufügen, etwa in der Gottesdienstagenda.

 

Eine Teilnehmerin plädierte für mehr Selbstbewusstsein. Wenn Kirche sich von vornherein beschränke, um bloß nichts falsch zu machen, mache sie sich kleiner als nötig. Die Reizbarkeit auf allen Seiten sei ohnehin groß – mit jeder Entscheidung, unter welchen Bedingungen Gottesdienst gefeiert werden könnte, verprelle man Menschen. Zu schaffen machten vor allem das geringe Verständnis für die Verantwortlichen. Dadurch entstehe Ratlosigkeit: „Egal, wie man’s macht, macht man’s falsch.“

 

Pröpstin Christina-Maria Bammel warb für „eine demütige Kirche, die mit der Spannung lebt und ihren Weg sucht zwischen Loslassen und Vertrauen“. Nun gelte es, aus den Situationsbeschreibungen, Strategien zu entwickeln.

 

Zwei weitere Online-Gespräche sind am 4. Februar und am 11. Februar, jeweils 19 Uhr.

Anmeldung und weitere Informationen: url.it-ekbo.de/j3

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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