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Gott sucht und sieht Dich in 2023

Zur Jahreslosung: Du bist ein Gott, der mich sieht. 1. Mose 16,13

Foto: Piyapong Saydaung, CC

Es ist Hagar, die Vertriebene, die Flüchtende, die Gott den ersten Namen der Bibel gibt. Gedanken zur Jahreslosung

Von Christian Stäblein

Du musst ja nicht mal wie sonst die Augen zusammenkneifen, um sie scharf zu stellen, also übertragen jetzt. Diese Jahreslosung strahlt sofort. Gesehen werden. Von Gott. Das ist sein Wesen, dass er sich zeigt. Mir und Dir sich zeigt. Da kannst Du Dir schon mal die Augen reiben, so klar und eingängig ist die Losung für 2023. Als ob die Losungskommission vor zwei Jahren schon wusste: Schwierige Zeiten brauchen klare Worte. Und Gottes gute Nachricht lebt nicht von Kompliziertheit, sondern von Direktheit. Du bist ein Gott, der mich sieht.

Denkst Du auch sofort, dass da für jeden und jede etwas drin steckt? Oh ja, für den und die Einzelne, je individuell, ist das seine, ihre Botschaft. Du heißt es ausdrücklich. Und mich. Damit lässt sich der Tag beginnen und beenden, jeder Tag im noch frischen neuen Jahr. Vielleicht ist die Jahreslosung etwas wie die Schlussformel für Dein tägliches Morgen- oder Abendgebet in 2023. Merken lässt sie sich ja leicht. Und in ihr schwingen die vertrauten Segensworte: Lasse das Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig. Also: Sehe Dich gut an.

Das ist Segen. Gott sieht Dich. Und sieht Dich gut an. Aber nicht nur für uns individuell ist das eine gute Nachricht, mindestens genauso kollektiv, gesellschaftlich, ja gesellschaftskritisch. Nicht gesehen werden, gefühlt oder real – das ist ein zentrales Leid unserer Tage. In dieser Hinsicht ist die Jahreslosung so modern und passend für unser Medienzeitalter, in dem das erste Gebot zu lauten scheint: Was nicht medial erscheint und so gesehen wird, existiert nicht. So dass Du kaum glauben magst, dass diese Worte mindestens so um die 2 500 Jahre alt sein dürften. Das Gebot der Moderne haben Bert Brecht und Kurt Weil vor knapp 100 Jahren in eingängige Töne gebracht: Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunklen sieht man nicht. So ist es bei Gott nicht, sagt die Jahreslosung, sagt die Bibel auf jeder Seite. Wie zum Beweis musst Du nur die Geschichte drum herum lesen, aus der das kurze Losungswort stammt: Es ist Hagar, die schwanger von Sarah in die Wüste geschickt, dort auf diesen Gott trifft, der sich eben in der Wüste zeigt und der diese Wüste zum Brunnen macht. Es ist Hagar, die Vertriebene, die Flüchtende, die Gott den ersten Namen der Bibel gibt: Du bist ein Gott, der mich sieht.

In dieser Wüste zeigt sich Gott


Die Jahreslosung ist für scheinbar Übersehene, für scheinbar Verlorene. Zur Kraft der Bibel und zur Stärke der jüdischen Erzählung gehört es, eine solche, mit der eigenen Tradition ziemlich kritische Geschichte nicht verdrängt und verschwiegen zu haben. Im Gegenteil. In dieser Wüste zeigt sich Gott. Das ist meine, unsere, Deine Hoffnung in diesem Jahr. Für die Menschen in der Ukraine. Für die Frauen im Iran und in Afghanistan. Gott ist ein Gott, der nicht wegsieht. Kein abstrakter Über-Allem-Gott, ein konkret werdender Gott. In der lutherischen Tradition nennt man es das „pro me“, zu Deutsch: das „Für mich“. Gott hat etwas mit meinem Leben zu tun. Mit Deinem. Sieh nur! Meine erste Reaktion beim Hören der Jahreslosung, die ich hier und da auch schon bei anderen vernommen habe: Schon wieder? War das nicht gerade erst die Jahreslosung? Vor dem inneren Auge tauchen dann aber womöglich die Bilder vom Kirchentag 2017 und seiner Losung auf. Berlin. Potsdam. Wittenberg. Freundliche Augen auf orangenem Hintergrund. Du siehst mich. Das war gerade erst und ist doch schon sechs Jahre her. Vor der Pandemie, vor der Zeitenwende, gefühlt eine Ewigkeit her. Und doch gerade erst? Es ist die beste Botschaft, die diese Zusage Gottes in mir auslösen kann: War doch gerade. Gott hat Dich gerade gesehen, das kannst Du glauben. Gott sucht und sieht Dich in 2023. Gerade erst. Schon wieder. Immer wieder. Jetzt.

Christian Stäblein ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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