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Grenzenlos leben im „Hedwig“

Ökumenepreis 2020: Das Ökumenische Europa-Centrum Frankfurt (Oder) unterhält unter anderem das Studien- und Begegnungshaus „Hedwig von Schlesien“, wo Studierende aus Deutschland und Polen zusammenleben.

Begegnungshaus Hedwig
Christoph Bruckhoff, Vorstandsvorsitzender des Ökumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder), Jussuf Sabir, Bewohner und Student der Sozialarbeit; Knut Papmahl, Leiter des Studienhauses, Luiza Smandzich, Bewohnerin und Studentin der Kulturwissenschaft sowie Sebastian Pape, Masterstudent und Mitglied im „Hausrat“. Foto: Uli Schulte Döinghaus

Von Uli Schulte Döinghaus

Seit 25 Jahren sorgt das nunmehr preisgekrönte „Ökumenische Europa-Centrum Frankfurt (Oder)“ (OeC) für deutsch-polnische Begegnungen über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg. Ungefähr seit dieser Zeit ist der gemeinnützige Verein auch Träger des Studien- und Begegnungshauses „Hedwig von Schlesien“ für Studierende an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und dem Collegium Polonicum in der Nachbar- und Schwesterstadt Słubice. 

Zurzeit bewohnen 15 Studentinnen und Studenten die oder das „Hedwig“, wie das Haus im Studentenjargon liebevoll genannt wird. Der Hintergrund: Polnische wie deutsche Katholiken verehren Hedwig von Schlesien (1174–1243) als Heilige. Aber auch deutsche und polnische Protestanten erinnern an die legendär mildtätige Herzogin, die gemeinsam mit ihrem Mann den christlichen Glauben in der Region förderte und sich besonders um die Armen sorgte. Der Legende nach soll sie sogar im Winter barfuß gegangen sein, woraufhin sie von ihrem Beichtvater ermahnt wurde, Schuhe zu tragen. Also nahm Hedwig ein Paar Schuhe in die Hand – was zu ihrem ikonografischen Erkennungszeichen wurde.

Die jungen Bewohner des Studierenden- und Gästehauses im Frankfurter Stadtzentrum verstehen sich weder als pure Wohngemeinschaft noch als Verbindungshausgemeinschaft oder als Mieter von günstigen Studentenwohnungen. „Wir sind von jedem etwas“, lacht Sebastian Pape, einer der Bewohner, „aber doch etwas Besonderes.“ Pape kann das gut beurteilen. Er ist zurzeit Mitglied im „Hausrat“, dem Selbstverwaltungsgremium der „Hedwig“. Zusammen mit drei weiteren Kommilitoninnen und Kommilitonen entscheidet er beispielsweise über Bewerber, die einziehen möchten,  und organisiert ein gedeihliches Zusammenleben. 

Dazu gehört ein Jahresprogramm, das in enger Zusammenarbeit mit der Ökumenischen Studierendengemeinde an der Europa-Universität auf die Beine gestellt wird. Es gibt Club- und Grillabende. Und es gibt regelmäßig einen Jahresempfang wie neulich, als Gäste und Freunde mit Snacks und Drinks, Musik und Gesprächen aus aller Herren Länder bewirtet wurden. Eine geräumige, topmodern ausgestattete Küche gehört zur „Hedwig“ und nebenan ein Gemeinschaftsraum für gemeinsame Mahlzeiten oder regelmäßige Meetings.

Kirchenmitgliedschaft spielt keine Rolle, aber: „Eine positive, interessierte Grundeinstellung gegenüber Religiosität und Christentum – das ist das, was unsere Studierenden und Gäste auszeichnet“, sagt OeC-Vorsitzender Christoph Bruckhoff. Der ehemalige Superintendent ist oberster Repräsentant des Hedwighauses gegenüber Kirche(n), städtischer Zivilgesellschaft und politischer Öffentlichkeit. Die Stadt Frankfurt ist Eigentümerin der Immobilie, die zu DDR-Zeiten mal ein Kindergarten war und heute auch deshalb von den Bewohnern sehr geschätzt wird, weil das Haus sehr nah an Stadtmitte, Universität und Oderbrücke liegt – aber ruhig am Rand einer hübschen Parkanlage. 

Und was ist das Besondere? Erstens ist die Gemeinschaft mehr als nur die Summe der Bewohner. Man unterstützt sich gegenseitig während des Studiums, steht sich in Krisen bei, motiviert und hilft. Zweitens ist jede Bewohnerin, jeder Bewohner „geborenes“ Mitglied im gemeinnützigen OeC-Verein. Der hat sich Themen wie Werteorientierung verschrieben, Bildung, Erziehung, kulturelle Identi­täten, Konfessionalität, gemeinsame Zukunft der Nachbarstaaten und Versöhnung zwischen Menschen im europäischen Raum. Drittens ergibt sich daraus fast automatisch die Internationalität und Überkonfessionalität im „Hedwig“: Hier lebten und leben deutsche, polnische, ukrainische, chinesische und tansanische Studierende, Christen und Nichtchristen unter einem Dach. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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