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Jubelkirche in dynamischer Gemeinde

Ein familienorientiertes Profil zeichnet die Kirchengemeinde der Friedenskirche in Berlin-Niederschönhausen aus. Am kommenden Wochenende feiert sie ihr 150-jähriges Bestehen

Friedenskirche Berlin
Foto: Schulte Döinghaus

Von Uli Schulte Döinghaus 

Auf dem Bürgersteig vor der Friedens­kirche haben Jugendliche mit dicker Kreide nachdenkliche und fromme Texte in zeitgenössischer Sprache aufgeschrieben. Ein paar Schritte weiter, vor dem Eingang des Gotteshauses, ist „Mit Gott“ altertümlich in Stein gemeißelt. Die ­wenigen Meter dazwischen symbolisieren so einfach wie eindrucksvoll 150 Jahre, die seit der Einweihung der ­„Friedenskirche“ in Niederschönhausen in Berlin-Pankow vergangen sind. 

Am 7. Juli 1871, kurz nach dem ­Friedensschluss zwischen Frankreich und Deutschland, wurde der sakrale ­Neubau eingeweiht. Er war wie ein Wahrzeichen der weltlichen Neuzeit. ­Damals, in den „Gründerjahren“, zog man nach Pankow, wenn man es in der Industriemetropole Berlin zu etwas ­gebracht hatte. Ein Bauboom setzte ein, wo noch ein paar Jahre zuvor Kühe grasten und Ochsenkarren über Feldwege holperten. Aus Ackerfurchen sind rund um die Friedenskirche lärmige Bundesstraßen und Zubringer geworden, an denen sich Mittelstand, Handel und Dienstleistung etabliert haben. 

Orte für Familien: die Kirche sowie das „Haus der Familie“ 

Hier ist jeder vierte Haushalt eine ­Familie mit kleinen Kindern. Auch heute wächst und boomt Berlin-Pankow, der Ortsteil Niederschönhausen – und die Evangelische Kirchengemeinde. Bis zu 60  Konfirmand*innen pro Jahrgang erzählen davon, dass das evangelische Leben gedeiht. Zu den Evangelischen gehören rund 3600 Gemeindeglieder, zwei Pfarrpersonen, eine Handvoll beruflicher ­Mitarbeitende und ungezählte engagierte Ehrenamtliche, die das Gemeindeleben bereichern und zusammenhalten.

Eine attraktive Jugendarbeit schließt sich an, in diesem Jahr soll das niederländische Ijssel-Meer besegelt werden. Zum geistlich-spirituellen Alltag der Kirchengemeinde gehören – neben der beliebten Familienkirche – Taizé-Gottesdienste, deren musikalische und liturgische ­Gestaltung besonders bei Jugend­lichen und jungen Erwachsenen beliebt ist. 

„Familie“ wird großgeschrieben. Das zeigt schon das „Haus der Familie“, das die Kirchengemeinde vor dreieinhalb Jahren in der nahegelegenen Marthastraße eröffnet hat. „Der 2,6-Millionen-Euro-Neubau wurde exakt im Zeit- und Kostenplan hochgezogen“, sagt Wolfgang Jakob nicht ohne Stolz. Er ist ­Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, eines dynamischen Gremiums, das sich das Prinzip „Wir machen es – jetzt“ zu eigen gemacht hat. Das Leitungs­gremium spiegelt die Struktur wider, welche die gesamte Kirchengemeinde auszeichnet – mitsamt dem „Haus der Familie“. „Zu ­unseren Ältesten“, sagt Gemeindepfarrer Karsten Minkner, „gehört kein einziger Altersruheständler.“ 

Über der Evangelischen Kindertagesstätte im Erdgeschoss des „Hauses der Familie“ ist genügend Platz für Angebote, die von frühmusikalischer Erziehung über Yoga und Filmabende bis zu Poetry Slam und dem Generationencafé reichen. Mütter und Väter von Kindergartenkindern halten ein Schwätzchen mit Konfirmanden oder Seniorinnen und Senioren. „Hier treffen sich, wenn nicht gerade Pandemie ist, tatsächlich Generationen“, sagt die ehrenamtliche Koordinatorin Ingrid Schwarz. 

Sieben Chöre mit Blasinstrumenten 

Corona hat zwar die Programmarbeit ruhen lassen. Aber: „Die Zeit haben wir kreativ genutzt, um uns Ideen für danach einfallen zu lassen“, sagt Juliane Ostrop. Die ehrenamtliche Lektorin kümmert sich um das Kirchencafé nach den Gottesdiensten und ist im Kirchenchor aktiv. Zur Attraktivität der Gemeinde trägt eine kirchenmusikalische Vielfalt bei, die ihresgleichen sucht. Etwa 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene musizieren und singen in den sieben (Bläser-)Chören. Auf kreative Weise haben die Chöre dazu beigetragen, dass Gottesdienste auch während der Pandemie ­angeboten werden konnten – irgendwie und aus der Ferne.  

Pfarrer Karsten Minkner sagt: „Wir haben zuletzt pandemiegerechte Gottesdienstformen entwickelt, etwa Gottesdienste über Telefon für Niederschönhausener, die mit Computern nicht zu ­erreichen sind.“ Viele Predigttexte sind online nachzuhören oder werden in ­Broschüren thematisch aufbereitet. Als spannend erwies sich zuletzt: „Tatort Bibel – Predigtreihe zu biblischen Kriminalgeschichten“, in der es um alttestamentliche Lynchjustiz, Mordaufträge, Betrug, Diebstahl und Strafe geht. 

Pläne, Skizzen, Zeichnungen und Gemälde zur Baugeschichte der 150-jährigen Friedenskirche zeigt eine Ausstellung im Gemeindesaal, Dietzgenstraße 19-23,13156 Berlin.

Zusammen mit Bischof Christian Stäblein will die Gemeinde am Sonntag, 13. Juni, um 14 Uhr in einem Festgottesdienst vor der Kirche auf dem Ossietzkyplatz den 150. Geburtstag der Friedenskirche feiern.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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