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Kontroverse über Potsdamer Garnisonkirchturm hält an

Gäste und Protestierende bei der Einweihung der Nagelkreuzkapelle

Feierlicher Eröffnungsgottesdienst am Ostermontag, dem 1. April, in der Nagelkreuzkapelle im Turm der Garnisonkirche in Potsdam. Foto: dpa/epd-Bild/Bernd Settnik

Die Kapelle im neuen Potsdamer Garnisonkirchturm ist als erster Raum des Bauwerks der Öffentlichkeit übergeben worden. Zu einem Gottesdienst zur Indienstnahme und Widmung der Nagelkreuzkapelle im Erdgeschoss kamen am Ostermontag rund 100 geladene Gäste. Vor dem Turm protestierten etwa 250 Menschen gegen die Einsetzung weiterer Gelder für den Wiederaufbau.

Potsdam/epd. Am Ostermontag wurde die Kapelle als erster Raum im neuen Potsdamer Garnisonkirchturm eröffnet. Der Turm soll nach Aussagen der evangelischen Trägerstiftung für Demokratiebildung und Friedensarbeit genutzt werden, weitere Räume und eine Ausstellung sollen voraussichtlich im Sommer zugänglich gemacht werden. Kurz vor der Eröffnung der Kapelle haben langjährige Kritiker des Wiederaufbaus indessen ihre Vorbehalte bekräftigt und Proteste am Eröffnungstag angekündigt.

Mit dem neuen Bauwerk sei „trotz aller PR-Akrobatik der Stiftung“ kein Ort für eine kritische Aufarbeitung der Geschichte und eine Stärkung der Demokratie entstanden, erklärte die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnison­kirche“ am 26. März. Es sei vielmehr ein „Sehnsuchtsort für reaktionäre Kräfte“ geschaffen worden. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Jan Kingreen, betonte hingegen, möglichen Versuchen der Vereinnahmung durch rechtsextreme Kreise werde mit verschiedenen Maßnahmen vorgebeugt.

Kingreen sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), eine Nutzung des Turms für rechtsextreme Zwecke sei nicht möglich. Der Theologe ist Pfarrer am Garnisonkirchturm. Direkt vor dem Turm könnten keine Veranstaltungen ohne Zustimmung der evangelischen Kirche stattfinden. Es gebe eine rigide Hausordnung und für Veranstaltungen im Turm einen „Code of Conduct“. Veranstalter müssten sich unter anderem verpflichten, gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus einzutreten.

Klare Abgrenzung

Kingreen sagte, der Wiederaufbau des Turms sei „eine große Emanzipationsgeschichte“. Es gehe dabei „um ein Projekt, das aus einer ganz anderen inhaltlichen Richtung kam und den rechtsextremen Initiatoren dann von der evangelischen Kirche aus der Hand genommen“ worden sei. Der Garnisonkirchturm sei so „zu einem Ort geworden, der sich ganz klar von Rechtsextremismus abgrenzt“.

Die Initiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ warf der Garnisonkirchenstiftung unter anderem eine „romantisierende Verklärung des Barockturms“, eine „kompromisslose Fixierung“ auf die Original­gestalt und „kontinuierliche Geschichtsverzerrung“ vor. Nach den Enthüllungen über ein rechtsextremes Treffen in Potsdam, bei dem Pläne für umfangreiche Abschiebungen von Menschen mit Migrationsgeschichte Thema waren, erscheine „die Gefahr realer denn je, dass mit der neu aufgebauten und eingeweihten Garnisonkirche ein weiterer rechtsextremer Gedenk- und Identitätsort mitten in Potsdam“ entstehe.

Schwerste Kriegsverbrechen

Der wissenschaftliche Beirat der Kritiker-Initiative „Lernort Garnisonkirche“ forderte, den Feldaltar der historischen Garnisonkirche nicht in Gottesdiensten zu verwenden, sondern dem Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin zu übergeben. An dem Altar seien „zahllose Soldaten für ihr Kriegshandwerk gesegnet“ worden, die auch schwerste Kriegsverbrechen begingen und Völkermorde verübten, erklärte die Initiative am 26. März. Um die Forderung der Übergabe des Altars an das DHM zu begründen, sei ein „Schwarzbuch Garnisonkirche“ veröffentlicht worden, das die Geschichte des Feld­altars und der dort gehaltenen Predigten dokumentiere.            

Die Garnisonkirche war eine evangelische Kirche in der historischen Pots­damer Stadtmitte, deren Turm seit 2017 wiederaufgebaut wird. Der Komponist Johann Sebastian Bach spielte dort 1747. Mit dem Tag von Potsdam 1933 wurde das Gotteshaus von den Nationalsozialisten für NS-Propaganda vereinnahmt.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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