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Lasst uns übers Fehlermachen reden

Gleich zwei Initiativen in der Landeskirche widmen sich Abenden, bei denen von persönlichen Geschichten des Scheiterns erzählt werden kann

Fuck-Up-Stories-EKBO Scheitern
„Fuck-Up-Stories-EKBO” - so lautete der Titel der Zoom-Veranstaltung von Paula Nowak und Team am 6. November, bei der über das Scheitern gesprochen wird. Foto: Maike Schöfer

Von Friederike Höhn

„Wir holen das Scheitern aus der Tabuzone und bringen es auf die Bühne“: So beschreibt Paula Nowak, Studienleiterin für Medienpädagogik im Amt für kirchliche Dienste (AKD), das Konzept der „Fuck-Up-Night“. Bei einer solchen Veranstaltung, die ihren Ursprung in der Start-up-Szene hat, erzählen Menschen von ihren Missgeschicken, vom Scheitern und Versagen. Der    Begriff „Fuck-Up-Night“ (Nacht des Scheiterns) ist geschützt, deshalb trägt die Veranstaltung von Paula Nowak den Namen „Fuck-Up-Stories-EKBO“ (Scheiter-Geschichten).

Unabhängig voneinander sind im Raum der EKBO in diesem Jahr zwei Initiativen mit unterschiedlichen Ansätzen entstanden: Während sich das Team rund um Paula Nowak an ein innerkirchliches Publikum wendet, gehen Bertram Schirr, Pfarrer in Berlin-Siemensstadt und Referent der Berliner Generalsuperintendentin, und seine Mitstreitenden gezielt nach außen.

Mehr über das reden, was nicht klappt

Über Fehler sprechen: Das möchte Paula Nowak auch in der Kirche etablieren. „Eine Fehlerkultur gibt es bei uns nicht, über das, was schiefläuft, wird nicht gesprochen.“ Ihre Idee im kirchlichen Raum umzusetzen, fand schnell Unterstützung. Über Instagram formierte sich ein bunt gemischtes Team aus verschiedenen Berufszweigen. Zu acht        tüfteln sie seit Mai an der Umsetzung. Eigentlich war zuerst eine „kohlenstoffliche“ Veranstaltung geplant. Doch die digitale Umsetzung, die nun erfolgt, hat auch viel Gutes für sich: „So können wir uns auch über die Grenzen der Landeskirche hinaus, überregional und ökumenisch mischen, das bereichert den Austausch und weitet den Blick“, sagt Nowak. So werden am 6. November fünf Menschen in einer Zoom-Konferenz ihre Geschichten erzählen und sich mit den Teilnehmenden austauschen – interaktiv im geschützten Raum einer digitalen Videokonferenz. 

Unterschiedliche Menschen ins Gespräch bringen

In Siemensstadt wiederum geht es um die Vernetzung mit dem Kiez, der immer noch stark vom namensgebenden Unternehmen geprägt ist. „Das Thema Scheitern verbindet Jung und Alt, vom Industrie- und Lagerhallenarbeiter zu den Neuzugezogenen, die in der Forschung und Innovation arbeiten.“ Denn gescheitert ist jede*r schon einmal. Der Austausch darüber bringt die Menschen zusammen – so die Idee, die gemeinsam mit Siemens entstanden ist. „Es soll etwas bleiben, etwas entstehen, vielleicht eine Form von Gemeinde“, erhofft sich Schirr. Dazu planen er und sein ökumenisches Team eine Vor-Ort-Veranstaltung, vermutlich im kommenden Frühjahr. Neben den Geschichten soll es auch interaktive Kunstperformances geben, einen – zum Scheitern    verurteilten – Jodelkurs und anschließend natürlich Party und Gespräch. 

Das Geld dafür kommt aus dem Innovationsfonds der Landeskirche. Denn die Idee konnte sich als „Dritter Ort“ qualifizieren, dem Ideenwett­bewerb der EKBO.

Aus dem ersten gemeinsamen Projekt mit Siemens soll mehr entstehen. Schirr könnte sich etwa  theologische Start-ups für Campusseelsorge an Innovationszentren wie dem des Konzerns vorstellen. „Das Bedürfnis nach Gesprächen ist bei den stark geforderten Menschen in der Start-up-Szene sehr groß.“ Und das Interesse bei Siemens und anderen Netzwerken an einer Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden auch.

Christentum: aus Scheitern entstanden

So sehr beide Teams sich von der Start-up-Szene inspirieren lassen, gibt es auch einen großen Unterschied: Dort dient das Erzählen vom Scheitern dazu, etwas zu lernen und positiv aus der Sache hervorzugehen. Das sehen Nowak und Schirr anders. „Das Sprechen darüber, sich gegenseitig zu stärken, ist viel wert“, sagt Paula Nowak, „Es geht nicht um Absolution, sondern auch ums Aushalten“, ergänzt Bertram Schirr. Denn insbesondere in der Kirche sollte Scheitern kein Problem sein, finden sie. „Jesus hat doch auch lauter Fails gehabt“, sagt Nowak. Schirr fügt hinzu: „Die Geschichte vom Erlöser, der umgebracht wird, ist wohl das epischste Scheitern, was es jemals gab. Auch die Apostelgeschichte fängt damit an, dass Leute darüber reden, wie furchtbar alles ist. Und daraus entsteht dann der Heilige Geist, der sich über ihnen ausgießt.“ Eine urchristliche Botschaft also.

Die Veranstaltung ist ausgebucht. Es gibt aber die Möglichkeit, sich auf eine Warteliste zu setzen.
akd-ekbo.de/kalender/fuckup-stories-ekbo/

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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