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Leichtigkeit und Vielfalt

Am vergangenen Wochenende feierten die Evangelische Kirchengemeinde und die Stadt Erkner den 125. Geburtstag ihrer Genezareth-Kirche

Die Genezareth-Kirche in Erkner heißt seit 125 Jahren Christinnen und Christen willkommen. Foto: Klugschnacker/CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Von Uli Schulte Döinghaus

Am Anfang war die Kirchenjule. Den Spitznamen hatte die Kaiserin ­Auguste Victoria (1858–1921) weg. In und um Berlin gab sie den Anstoß dafür, dass Kirchengemeinden ­gegründet und neue Kirchen gebaut wurden. Äußerst konservativ und streng protestantisch war die ­Ehefrau des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm II. – und in diesem Sinne initiierte sie rund 100 Neubauten von Kirchen, meist im neugotischen Stil, in Berliner ­Arbeiterquartieren und Vororten. 

Ohne ihre Initiative hätte es ­vermutlich sehr viel länger gedauert, bis auch die Kirchengemeinde in Erkner südöstlich von Berlin ein ­eigenes Gotteshaus bekam. Mit Hilfe der Kaiserin konnte vor 125 Jahren, am 24. Oktober 1897, die Genezareth-Kirche in Erkner eingeweiht werden. Die damalige 3500-Seelen-Gemeinde Erkner war das Zentrum der deutschen Teerfabrikation (deren Industriegase seltsamerweise als gesundheitsfördernd galten), etwas später kam die Produktion des frühen Kunststoffes Bakelit hinzu. Heute leben in Erkner rund 12000 Bürgerinnen und Bürger rund um die Genezareth-Kirche, die ziemlich genau im Stadtzentrum liegt. 

Lebendiger Platz für Kirche und Stadt


Wie sehr die Erkner Stadtgesellschaft mit ihrer Kirche bis heute ­verbunden ist, zeigte sich während einer monatelangen Auseinandersetzung um den Kirchenvorplatz. Es galt, eine mehrstufige Treppe zu ­ergänzen oder zu ersetzen. Um die Entwurfsplanungen entbrannten Meinungsverschiedenheiten, die zuletzt, schiedlich, friedlich in einem Kompromiss mündeten, mit dem die Stadtgesellschaft leben kann. 

So entstand ein lebendiger Platz, der Kirche und Stadt noch enger ­verbindet. Hier wurde neulich auch eine Portraitbüste für Gerhart Hauptmann eingeweiht, der sich als junger Mann vier Jahre in Erkner aufhielt – und hier seinen „Bahn­wärter Thiel“ und das Drama „Vor dem Sonnenaufgang“ schrieb. In ­beiden Werken ließ er sich da oder dort vom kirchlichen Leben in und um Erkner inspirieren, heißt es.

Auf gute Nachbarschaft


Als Eignerin des dazugehörigen ­Genezareth-Gotteshauses achtet die Evangelische Kirchengemeinde Erkner bis heute „auf gute Nachbarschaft“. Sie war vor einiger Zeit auch Motto eines Empfangs für Bürger und Repräsentanten aus Erkner. 

Am vergangenen Wochenende feierten Kirchengemeinde und Stadt das 125-Jahre-Jubiläum ihrer Genezareth-Kirche mit Gottesdienst, historischem Vortrag, Musik und Geselligkeit bei Kaffee und Kuchen. Am Sonntag gab es zum Anlass des Jubiläums einen Festgottesdienst mit Predigt von Bischof Christian ­Stäblein. „Über die Resonanz bin ich sehr glücklich“, sagte Martin ­Vahlenkamp, Vorsitzender des ­Gemeindekirchenrates, der „Märkischen Oder-Zeitung“. „Viele Menschen haben gezeigt, dass ihnen die Kirchengemeinde mitten in ­Erkner wichtig und die Kirche Teil der Stadtgeschichte ist.“ 

18 Monate Bauzeit


45 Meter hoch über der Stadt reckt sich ein Turm, der am Ende des Zweiten Weltkrieges nur noch eine zerstörte Kirche überragte. Unter Mühen konnte das Gotteshaus in den 1950er Jahren wieder aufgebaut ­werden. Die Schäden am Turm wurden bis 1999 beseitigt. Auch an seine gefiederten Bewohner – Dohlen und Falken – wurde gedacht. Für sie wurden in der Holzwerkstatt des Diakonischen Werkes in Neuzelle sechs Kästen angefertigt und in den Turmgauben als Nisthilfen eingebaut. Turm und Kirchenschiff, gefertigt aus Rüdersdorfer Kalkstein und Backstein, wurden vor 125 Jahren in rekordverdächtiger Geschwindigkeit errichtet. Nach nur 18-monatiger Bauzeit und einem Jahr nach dem Richtfest wurde die Genezareth-­Kirche am 24. Oktober 1897 eingeweiht. Am Festgottesdienst nahmen Kaiserin Auguste Viktoria und der Hohenzollern-Prinz Friedrich Heinrich teil. Generalsuperintendent Ernst Dryander habe in seiner Predigt den Wunsch geäußert, dass „durch dieses Haus allezeit der Geist Gottes wehen und ihm nie sein schönster Schmuck – die Gemeindemitglieder – fehlen möge“, so steht es in der Gemeindechronik. 

Zahlreiche kirchliche Angebote


Der Wunsch des Theologen ist einigermaßen in Erfüllung gegangen. Ausweislich des Evangelischen ­Gemeindebriefes des Pfarrsprengels Oderland-Spree-West, zu dem die Genezareth-Kirchengemeinde mit 1200 Kirchenmitgliedern in Erkner gehört, gibt es zahlreiche kirchliche, kulturelle und diakonische Angebote für Jugendliche, Familien und Senioren – das zeigen auch die Kandidaturen für die nächste Gemeinde­kirchenratswahl am 13. November, in denen die „Lebendigkeit und Vielfalt der Gemeinde“ betont wird.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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