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Luft und Liebe

Und die Sorgen dieser Welt und der betrügerische Reichtum gehen hinein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Markus 4,19Uwe Baumann über den Trauspruch seiner Großmutter.

Foto: Rebecca Teutsch/Bozen

Von Uwe Baumann

Meine Großmutter machte mir die Bibel mit einem einfachen Ritual „schmackhaft“. Sie redete tagsüber nicht viel, las aber regelmäßig am Abend in der Sonne auf der Bank vor dem Haus in dem zerfledderten Buch. Nach einer Weile legte sie es zur Seite und wir gingen in den Garten. Dort gab es dann noch ein „Betthüpferle“ – eine Handvoll Obst. Schöne Kindheitserinnerungen. Die biblischen ­Geschichten kamen mir später wie gute ­Bekannte vor. Meinen Eltern war das nicht geheuer, schließlich sperrten die sozialistischen Spitzel die Ohren doppelt weit auf, wenn Jugendliche anfingen, „von Gott und solchem Zeug zu fantasieren“. Die Großmutter behauptete jedoch: „In diesem Zeug liegt unsere Freiheit.“ 

Nach dem Mauerfall war die Großmutter erstaunt, dass für viele Nachbarn die Glückseligkeit nun hauptsächlich darin ­bestand, Besitztümer anzuhäufen. Sie schüttelte darüber den Kopf: „Da liegt kein ­Segen drauf“ und sie meinte, die Leute hätten schnell das Interesse aneinander verloren. Es gäbe jetzt eine bessere Liebe und auch einen größeren Gott, den man anbeten könne: Konsum. Ringsherum wurde alles neu – Fassaden, ­Autos, ­Frisuren. Auch die Gespräche mit den Nachbarn drehten sich meist ums Kaufen. Und wohin die nächste Flugreise geht. Und dass man sich demnächst eine „lukrative“ Eigentumswohnung anschauen würde. Irgendwann, kurz vor ihrem Tod, bat die Großmutter: „Junge, versprich, dein Herz nicht an irgendwelchen Reichtum zu hängen.“ „Von Luft und Liebe allein kann man aber nicht leben“, sagte daraufhin mein Vater. – Doch, kann man. Ich kann das und es hat bis heute funktioniert.

Uwe Baumann ist Wirtschaftswissenschaftler, Medienentwickler und Lektor im Kirchenkreis Lichtenberg-Oberspree.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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