Von Uli Schulte Döinghaus
Corona drückt den Stempel auf. Über die gesamte Breite der Nachricht, die im Gemeindebrief der uckermärkischen Kirchengemeinde Templin abgedruckt ist, steht dick rot umrandet und in Großbuchstaben „Wegen Corona abgesagt.“ Der Maria-Magdalenen-Markt, der eigentlich für diesen Sonnabend auf dem Kirchplatz Templin geplant war, ist der Pandemie zum Opfer gefallen.
Da und dort in den Kirchengemeinden der EKBO werden ähnliche Absagen für Veranstaltungen formuliert. Aber Gottesdienste am Heiligabend und Weihnachten sind bisher nicht abgesagt worden. Die Gemeindekirchenräte sprechen sich aktuell dafür aus, sie zu feiern – wenn auch unter strengen Auflagen. Für den Zugang zu den Weihnachtsgottesdiensten in der Havelstadt Brandenburg etwa müssen Tickets erworben werden – zum Preis von einem Euro, der „Brot für die Welt“ zugutekommt.
„Offene Kirchen“ am Heiligabend in Sachsen
Anders in Sachsen: „Bei uns ist gegebenenfalls wieder ,Offene Kirche‘ angesagt“, sagt Pfarrer Ulrich Wollstadt von der Versöhnungskirchenge-meinde Görlitz, zu der acht Dörfer im Süden von Görlitz gehören. „Die Dorfkirchen sind zu klein für die Weihnachtsgottesdienste unter Pandemiebedingungen.“ Vom frühen Nachmittag bis in den Abend hinein sollen die Kirchen geöffnet sein. Ein Weihnachtsbaum und ein beleuchteter Stern im Chorraum werden die Besuchenden empfangen.
Diese Möglichkeit soll im Hochinzidenzland Sachsen am Heiligabend und dem Weihnachtsfeiertag vielfach an die Stelle von gemeinschaftlichen Gottesdiensten treten. Mancherorts in sächsischen Kirchen soll das Prinzip 2G-Plus gelten, so dass auch Geimpfte und Genesene einen aktuellen Test vorzeigen müssen. Zu den Gottesdiensten im Advent gilt die 3G-Regel. Ob die Vorgaben eingehalten werden, überprüfen in der Regel Ehrenamtliche im Eingangsbereich.
Weiter nördlich, in und um Eisenhüttenstadt, will man am Heiligabend dem Winter im Freien trotzen. „Wir machen wie im letzten Jahr, als zu den verschiedenen Dorfkirchen zwischen 80 und 120 Menschen kamen, die Christvespern im Freien“, sagt Pfarrer Mathias Wohlfahrt vom Pfarrsprengel Ziltendorf.
Der weihnachtlichen Attraktivität des Kirchenangebots tue dies keinen Abbruch, so Wohlfahrt. Im Gegenteil: „Neben dem kirchlichen Posaunenchor unterstützen uns auch die örtlichen Blasorchester, Bläsergruppen, die sonst in den Kneipen und Sälen zu Feierlichkeiten spielen. Die Weihnachtslieder proben sie gern für uns.“
Einige planen mit der 2G-Plus-Regel
Immer häufiger wird sogar die 2G-Regel genannt, wenn es um die Planung von Weihnachtsgottesdiensten geht. In der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gilt dies zum Beispiel in Gottesdiensten, für die mit erhöhten Besuchszahlen zu rechnen ist, so auch am Heiligabend. „Dann könnten aber auch alle Plätze ohne Abstand genutzt werden“, schreibt die Gemeinde in ihrem Internetportal. Auch Pfarrer Peter Martins von der Kirchengemeinde „Zum Guten Hirten“ in Berlin-Friedenau schließt strenge Auflagen mit konsequenten Kontrollen am Eingang nicht aus: „Für Weihnachten planen wir 2G oder sogar 2G-Plus in den Gottesdiensten.“ Ähnlich gehen übrigens auch die katholischen Kirchengemeinden des Erzbistums Berlin vor.
Alle Empfehlungen, Regeln und Auflagen sind freilich unter Vorbehalt formuliert. Pfarrerin Michaela Markgraf der Luthergemeinde Alt-Reinickendorf schreibt: „Wir machen uns die Entscheidung für dichtgedrängte Gottesdienste in engen Räumen nicht leicht ... Wir sind uns dessen bewusst, dass all unsere Pläne kurzfristig über den Haufen geworfen werden können.“