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Mehr als eine Solidaritätsgeste

Fürbitten für Belarus in der Berliner Gethsemanekirche

Proteste in Minsk, 2020. Foto: Olya Shnarkevich/unsplash

Seit mehr als drei Jahren wird in der Gethsemanekirche in Berlin-Prenzlauer Berg täglich für Menschen gebetet, die politisch verfolgt werden. Seit einem knappen halben Jahr liegt der Fokus auch auf Belarus, wo seit den Präsidentschaftswahlen im August 2020 viele Tausende Menschen gegen das Regime auf die Straße gegangen sind und verhaftet wurden. Friederike Höhn hat bei Ina Rumianetseva vom Verein „Razam“ (Gemeinsam) nachgefragt, die die Fürbitten mitorganisiert.

Frau Rumianetseva, jeden Abend um 18 Uhr gibt es in der Gethsemanekirche eine Fürbittandacht für zu Unrecht inhaftierte Menschen weltweit. Dienstags wird speziell für die Menschen in Belarus gebetet. Wie kam es dazu?

Im August machte uns die ehemalige Europaabgeordnete Eva Quistorp (Bündnis 90/Die Grünen) auf die seit drei Jahren stattfindenden Andachten für politisch Inhaftierte in der Türkei aufmerksam und stellte den Kontakt her. Wir hatten Eva Quistorp auf einer der damals täglich stattfindenden Solidaritätsaktionen für Belarus kennengelernt. Aus dieser Protest­bewegung der belarussischen Diaspora ist der Verein „Razam“ (Gemeinsam) entstanden, bei dem auch ich Mitglied bin.

Bei der ersten Andacht speziell für Belarus am 25. August verlasen wir Augenzeugen­berichte aus dem berüchtigten Okrestina-Gefängnis in Minsk. Daraus wurden dann die wöchentlichen Andachten speziell für Belarus.

Wie ist die aktuelle Lage in Belarus? Was droht den Menschen dort, die sich für Demokratie einsetzen?

Immer noch gehen täglich Menschen auf die Straßen und demonstrieren in kleinen Grüppchen, bilden spontan Menschenketten und drücken auf kreative Weise ihren Protest aus: mit roten Streifen im weißen Schnee, mit T-Shirts, die auf dem Hof trocknen und die Namen eines politischen Gefangenen zeigen, mit allabendlichen Protestrufen, die aus den Fenstern der Plattensiedlungen zu Hunderten über den Hof schallen, mit Videos wie dem aus einer Minsker U-Bahn, auf dem zu sehen ist, wie die Passagiere plötzlich ihre Hosenbeine heben und weiß-rote Socken zum Vorschein kommen. 

Nach Monaten des Protests sind die Menschen in Belarus müde und erschöpft. Über 32000 Menschen wurden verhaftet – und es geht täglich weiter: Allein am Samstag, 23. Januar, wurden über 130 Menschen festgenommen. Fast 200 politische Gefangene sitzen in den Gefängnissen. Viele sind traumatisiert von der Haft, haben ihren Job verloren, wurden exmatrikuliert oder mussten das Land verlassen, da sie sich nicht mehr sicher fühlen. 

Aber die Gesellschaft durchläuft einen historischen Wandel: In breiten Teilen der Gesellschaft ist ein neues politisches Bewusstsein entstanden während die Machthabenden in ihren Augen jegliche Legitimität verloren haben. Diese setzen nur noch auf Gewalt und Terror. So redete in einem geleakten Audiomitschnitt vom Oktober der stellvertretende Innenminister von der Einrichtung eines Internierungslagers für „besonders Aufsässige“. Das macht den Menschen Angst und lässt Schlimmes befürchten für das Frühjahr, wenn die Proteste vermutlich wieder aufflammen werden.

Angesichts der aktuellen Pandemie­situation: Wie wird die Andacht organisiert?

Bei den Andachten gelten strenge Corona-Schutzmaßnahmen: Es müssen medizinische Masken getragen werden, Handdesinfektionsmittel wurde aufgestellt. Nach der Registrierung am Eingang begeben sich die Besucher auf markierte Plätze, es ist ein Mindestabstand einzuhalten. 

Wie viele Menschen nehmen aktuell an der Andacht teil?

Dienstags kommen zwischen 15 und 20 Menschen – bei der Größe der Gethsemane­kirche lässt sich genügend Abstand einhalten.

Gibt es auch eine Möglichkeit, sich virtuell zu beteiligen, wenn man nicht vor Ort sein kann?

Am vergangenen Dienstag gab es erstmals eine Liveübertragung. Daneben versende ich die Texte des Informationsteils an Interessierte in ganz Deutschland.

„Wachet und Betet – Freiheit jetzt“, täglich, 18 Uhr, Gethsemanekirche, Berlin-Prenzlauer Berg. Wochenandacht für zu Hause und Livestreamübertragungen. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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