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RSSPrint

Mehr als Martin Luther King

Im Amt für Kirchliche Dienste ist eine Website mit Material und Anregungen zur Antirassismus-Arbeit im Religionsunterricht entstanden

Rassismus Kirche
Foto: Priscilla du Preetz/unsplash

Start der dreiteiligen Serie „Rassismus und Kirche – Anregung zum Nachdenken und zur Diskussion“. Vikarin Maike Schöfer wird sich in den kommenden Wochen damit auseinandersetzen, wie Kirche mit Rassismus umgeht, was Institutionen und Mitglieder noch lernen können und worüber gesprochen werden sollte. 

Von Maike Schöfer

Seit dem 25. Mai, als der Afroamerikaner George Floyd im US-amerikanischen Minneapolis durch Polizeigewalt getötet wurde, wird in Medien und Gesellschaft das Thema Rassismus wieder stark diskutiert. Das ist wichtig und längst überfällig. Verhältnismäßig wenig über Rassismus wird allerdings im kirchlichen Raum gesprochen und schon gar nicht im Zusammenhang mit dem Religionsunterricht. Bildung ist ein wichtiger Schlüssel im Kampf gegen Rassismus.  „Das muss in die Ausbildung rein. Es muss Schulfächer geben, die ‚Machtkritisch Denken lernen‘ heißen“, forderte die Antirassismustrainerin und Autorin Tupoka Ogette kürzlich in einem Interview mit dem ZDF. „Überall, wo Menschen an Schaltstellen sitzen, wo Rassismen reproduziert oder verhindert werden können, müssen wir die Rassismuskritik tief und nachhaltig in der Ausbildung verankern.“

In der religionspädagogischen Ausbildung und Arbeit ist das Thema Rassismus wenig präsent. Fortbildungen oder Workshops vonseiten der Schulen, des Bildungsministeriums oder der Kirche gibt es nur wenige. Ebenso dürftig sieht es im Bereich der Unterrichtsmaterialien, der Bücher, Filme und Arbeitshilfen aus. Auch der Rahmenlehrplan für Religionsunterricht der EKBO erwähnt Rassismus nur im Zusammenhang mit Martin Luther King.

Paula Nowak ist Studienleiterin für Religionspädagogik im Bereich Medienpädagogik des Amts für kirchliche Dienste (AKD) und hat sich dem Thema Antirassismus-Arbeit im Religionsunterricht angenommen. Sie hat die aktuelle Diskussion vor allem in den sozialen Meiden verfolgt: „Speziell auf Instagram habe ich einen konstruktiven Diskurs wahrgenommen. Hinzu kam, dass viele zu Recht forderten, es bräuchte dringend Antirassismus-Material für die Bildungsarbeit“. 

Daraufhin hat Paula Nowak eine Website eingerichtet, die es Religionspädagog*innen ermöglicht „im Unterricht ein Bewusstsein zu schaffen, Rassismus im Alltag zu erkennen und ihm entgegenzutreten: bei der Sprachwahl, im Verhalten, in den eigenen Gedanken“, wie es dort heißt. Die Website ist handlungsorientiert  und multimedial aufgebaut, zeigt Videos, verweist auf Podcasts, Kinder- und Jugendliteratur. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und befindet sich im stetigen Aufbau. Es werden verschiedene Bereiche  thematisiert, wie Alltags- und struktureller Rassismus. Ab Ende September soll es ein Modul zu den Liedern der Sängerin Beyoncé geben. 

Aber es geht auch um Selbstreflexion der Lehrenden. „Ich möchte Pädagog*innen animieren, Antirassismus so oft wie möglich mitzudenken. Selbstreflexion ist der notwendige erste Schritt“, sagt Paula Nowak, die selbst lange als Religionslehrerin gearbeitet hat. Dazu steht ein eigenes Modul bereit.

Seit Mitte August ist die Website online. Und es gibt schon Rückmeldungen, zum größten Teil positiv: „Ich werde regelmäßig über die Zugriffszahlen informiert, die wohl relativ hoch sind. Ich freue mich über jede*n, der oder die sich von dieser Website inspiriert fühlt und mit Heranwachsenden über Rassismus ins Gespräch kommt.“ Eine Website alleine reicht natürlich nicht aus, um strukturellen Rassismus zu bekämpfen. Gerade im kirchlichen Raum muss kritisch die rassistische Vergangenheit und Gegenwart aufgearbeitet werden. 

James H. Cone, Mitbegründer der Schwarzen Theologie, erkannte eine Verstrickung von weißer Vorherrschaft und christlicher Theologie. Wie weiß ist die Theologie? Und inwieweit trug sie zu Sklaverei, Kolonialismus und Rassismus bei? Das sind Fragen mit denen sich Kirche und Theologie befassen müssen. Einen Teil trägt die Bildungsarbeit und der Religionsunterricht dazu bei. 

Die Website ist ein erster Schritt. Paula Nowak wünscht sich, „dass Schwarze Theologie und Rassismuskritik für zukünftige Religionspädagog*innen und Theolog*innen  keine Fremdwörter mehr sind“.

Die Website zur Antirassismus-Arbeit im Religionsunterricht ist erreichbar unter www.akd-ekbo.de/religionspaedagogik/antirassismus

 

 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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