Von Martin-Michael Passauer
„Glaube ist Ermutigung zum Handeln“ so lautet der Titel eines Buches, das im März 1996 erschienen ist. Interviews mit und Texte über Gottfried Forck beschreiben den Weg eines Mannes, der unsere Kirche entscheidend mitgeprägt hat.
1923 in Ilmenau geboren, in Hamburg aufgewachsen, kam er nach dem Theologiestudium in Heidelberg und Bethel und dem Ersten Theologischen Examen 1952 als wissenschaftlicher Assistent an die Kirchliche Hochschule nach Berlin. Unmittelbar nach dem Zweiten Theologischen Examen wurde er gebeten, die Stelle eines Studentenpfarrers an der Humboldt-Universität zu Berlin zu übernehmen.
Schon hier hat er Spuren hinterlassen, die bis heute zu spüren sind. Auf den weiteren Wegen im Gemeindepfarramt, als Predigerseminarsdirektor, Generalsuperintendent und von 1981 bis 1991 als Bischof unserer Kirche, hat er prägend und wegweisend gewirkt. Auf Titel und Ehren legte er wenig Wert. Das Amt des Pfarrers, so seine Interpretation, ist das höchste Amt, das die Kirche vergeben kann.
Mit großer Konsequenz redete er nicht nur die Geschwister im Amt, sondern viele Ehrenamtliche mit „Schwester oder Bruder“ an. Als wir nach dem Vikariat 1968 zu ihm nach Brandenburg ins Predigerseminar kamen und Ämter, Titel, die Institution und die Anrede „Schwester und Bruder“ infrage stellten, ließ er sich auf die neutrale Anrede „Frau und Herr“ ein. Allerdings mit dem Zusatz, dass er es dann, wenn er doch einmal die geschwisterliche Anrede nutze, nicht böse meine.
Glaubwürdigkeit und Eindeutigkeit waren seine Markenzeichen. In den vielen Würdigungen nach seinem Tod wurde immer wieder von einer unbestechlichen Menschlichkeit und einem aufrecht gelebten Christentum gesprochen.
Und mit diesem aufrechten Gang haben ihn viele Menschen besonders in den 1980er Jahren erlebt. Als das Tragen des Symbols „Schwerter zu Pflugscharen“ längst verboten war, trug er, für alle jederzeit sichtbar, den Aufnäher auf seiner Aktentasche. In den dramatischen Nächten im Oktober 1989 erlebten ihn Tausende, ob in der Kirche oder auf Kundgebungen als Rufer und Mahner. Beispielhaft war sein Einsatz für den einzelnen Menschen, Gruppen und Gemeinden. Der Einsatz für Recht und Gerechtigkeit und die
Bewahrung der Schöpfung Gottes waren für ihn Kennzeichen kirchenleitenden Handelns. Wer einmal in seiner Nähe war, ging ermutigt durch die Bescheidenheit und innere Stärke dieses Seelsorgers und Theologen seinen Weg.
Vor 25 Jahren, am 24. Dezember, während in den Kirchen die Botschaft vom Kind in der Krippe gepredigt wurde, starb er im Pfarrhaus in Rheinsberg. Ein Datum, um in diesem Jahr auch an dieser Stelle dankbar an ihn zu erinnern.
Martin-Michael Passauer war von 1988 bis 1990 persönlicher Referent von Bischof Gottfried Forck.
Manfred Kliem, „Glaube ist Ermutigung zum Handeln. Altbischof Gottfried Forck im Gespräch.“ Ernst-Lange-Institut für Ökumenische Studien, Rothenburg, 1996, 326 Seiten