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Pionierin der Kirche

Ein Nachruf auf Pfarrerin Angelika Fischer

Pfarrerin Angelika Fischer (1933–2024) setzte sich für die Gleichberechtigung im Pfarramt ein. Sie starb am 24. März. Foto: Billie Scheepers

von Rajah Scheepers

Am Palmsonntag ist Pfarrerin in Ruhe Angelika Fischer, geborene Dombrowski, im Alter von 90 Jahren friedlich in ihrem Haus in Berlin-Lichterfelde eingeschlafen. Es ist auf den Tag genau fast fünf Jahre her, dass ich diese bemerkenswerte Kollegin kennenlernen durfte, um sie im Rahmen des Projektes unserer Landeskirche zur Würdigung von „75 Jahre Frauen-ordination“ zu interviewen. Vor nicht einmal drei Wochen habe ich sie noch einmal zu Hause besucht und heute vor einer Woche mit ihr zuletzt telefoniert. Sie sollte durch unsere Landeskirche gewürdigt und geehrt werden: In diesem Jahr feiern wir im November 50 Jahre Gleichstellung im geistlichen Amt und dies haben wir in erster Linie ihr zu verdanken. Ihre größte Kränkung war der Verlust ihres Amtes im Jahr 1963 aufgrund ihrer Eheschließung.

Ohne Abfindung aus dem Dienst entlassen


Angelika Dombrowski wurde am 9. September 1933 in Halle/Saale geboren, studierte 1952 bis 1954 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie 1954 bis 1958 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihr Zweites Examen legte sie im Oktober 1961 ab, die Ordination zur Pfarrvikarin erfolgte am 18.März 1962 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche durch Generalsuperintendent Hans-Martin Helbich, denn Bischof Otto Dibelius ordinierte zu diesem Zeitpunkt noch keine Frauen. Im selben Jahr heiratete sie den schwäbischen Ingenieur Rudi Fischer. Das Konsistorium teilte ihr daraufhin umgehend mit, dass sie damit nun aus dem Dienst der Kirche entlassen sei, ohne Abfindung. Ihr Titel sei nun wieder „Vikarin“. Im darauf folgenden Jahr schrieb ihr das Konsistorium, dass sie nicht „in den Stand der Pastorin“ kommen könne und außerdem die Sakramentsverwaltung nur unter Zustimmung auf Freizeiten möglich sei. Eine Trauung vorzunehmen wurde ihr untersagt. 

Endlich Gemeindepastorin


Angelika Fischer suchte sich daraufhin andere Tätigkeitsfelder als Theologin: bei der Evangelischen Frauenhilfe, an der Evang-elischen Akademie für Sozialarbeit, als Theologische Leitung der Berufstätigenarbeit der Kirche und als Studienleitung im „Haus der Kirche“. Das Konsistorium machte ihren Dienststellen seinerseits klar, dass ihr keinesfalls das Gehalt einer Pfarrvikarin oder gar Pastorin zustehe, sondern nur das einer Vikarin, das selbstverständlich deutlich unter dem einer voll ausgebildeten Theologin lag. 

Im April 1977 dann konnte Angelika Fischer endlich werden, was sie schon immer sein wollte: Gemeindepastorin. Mit knapper Mehrheit war sie vom Gemeindekirchenrat der Paulus-Kirchengemeinde in Berlin-Lichterfelde gewählt worden. Zur Einführung gab man ihr als Predigttext: „Das Weib schweige in der Gemeinde.“ Ihr Mann sagte ihr damals: „Wenn Du das schaffst, schaffst Du alles.“ 

Tiefe Bewunderung


Ihr Mann habe immer 150-prozentig hinter ihr gestanden, in all den Auseinandersetzungen und Jahren. Gemeinsam leiteten beide den Theologischen Arbeitskreis der Paulusgemeinde, für seine Frau empfand er eine tiefe Bewunderung. Was sie in der Paulus-Gemeinde bis 1997, auch hinsichtlich der Geschäftsführung leistete, war enorm: Umbau und Renovierung der Pauluskirche, Aufbau einer leistungsfähigen Diakoniestation, Geschäftsführung der Kindertagesstätten und vieles andere mehr. Als Predigerin und Seelsorgerin war sie allseits beliebt. Auf dem Lichterfelder Kranoldplatz kannte sie jeder. Der Verlust ihres Sohnes im Jahr 2015 und – im selben Jahr – ihres Mannes traf sie hart. 

Ihr größtes Werk: Als Vorsitzende des Ständigen Theologischen Ausschusses der Regionalsynode Berlin-West und Geschäftsführerin des Theologinnenverbandes der Bundesrepublik setzte sie im November 1974 bei der Synode eine Gesetzesänderung durch, so dass nun Frauen und Männer im Pfarramt im Bereich Berlin-West gleichberechtigt waren. Die unrühmliche Geschichte des Zölibats für Pastorinnen hatte endlich ein Ende gefunden. Pfarrerin in Ruhe Angelika Fischer sei Dank. Möge sie in Frieden ruhen und das schauen, was sie geglaubt und verkündigt hat. Sie wird unserer Kirche und vielen Menschen fehlen.  

Die Trauerfeier von Angelika Fischer findet am Dienstag, 23. April, um 10 Uhr, in der Pauluskirche in Berlin-Lichterfelde statt.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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