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Quote für People of Color?

Die evangelische Theologin Sarah Vecera hat die evangelische Kirche aufgefordert, über eine Quote für People of Color, „Menschen von Farbe“ nachzudenken. Diese seien in Kirchenvorständen, Pfarrhäusern und kirchlichen Leitungsämtern nicht repräsentiert, sagte die Bildungsreferentin mit Schwerpunkt „Rassismus und Kirche“ von der Vereinten Evangelische Mission (VEM) in Wuppertal.

Von Sarah Vecera

Als ich gefragt wurde, ob ich durch den ARD-Himmelfahrtsgottesdienst leiten würde, war meine erste Rückfrage: ob ich nur eine Quote ­erfüllen sollte. Mir wurde versichert, es liege vor allem an meiner Kompetenz, aber der Gottesdienst solle auch Vielfalt darstellen. Das hat er auch und ich konnte einer Million Menschen zeigen, dass ich qualifiziert bin, mit einer sensiblen Sprache und meiner einladenden Art, durch einen Fernsehgottesdienst zu führen. 

Vermutlich hätte ich diese Möglichkeit nicht bekommen, wenn ich weiß gewesen wäre, aber vermutlich hätte ich diese Möglichkeit auch nicht bekommen, wenn ich nicht kompetent gewesen wäre. Es bleibt aber auch für mich ein ­Abwägen und es ist nicht einfach zu unterscheiden, wann es bei solchen Anfragen um meine Fähigkeiten geht und wann ich „nur“ ein ­Feigenblatt bin. 

Dennoch halte ich die Idee, eine Quote von People of Color in kirchlichen Strukturen einzuführen für ein hilfreiches Instrument, um eine weiße Kirche zukunftsweisend für alle Menschen zu gestalten. Denn es ergibt in vielerlei Hinsicht Sinn, den Anteil an People of Colors (PoCs),  „Menschen von Farbe“, in der Kirche zu erhöhen – und das auch nicht nur bei gleicher Qualifikation, denn auch Qualifizierung ist ein Privileg, das in unserer Gesellschaft mehrheitlich weiße Menschen genießen.

Wenn wir in der Vereinten Evangelischen Mission nie Strukturen verändert und Quoten eingeführt hätten, wären wir immer noch ein klassisches Missionswerk und würden dieses Jahr nicht unser 25-jähriges Jubiläum als internationale Gemeinschaft von 39 Kirchen feiern. Die Einführung von Quoten hat zu einem Paradigmenwechsel in unserem Missionsverständnis geführt. Diese Quoten haben Narrative neu definiert. Ohne diese Quoten wäre mein eurozentrischer Blick auf diese Welt, mein Glaube und meine Mitmenschen niemals so stark hinterfragt worden. 

Allerdings darf man sich diese Quoten nicht im luftleeren Raum vorstellen, denn so bleiben sie vermutlich lediglich Quoten. Wir sollten auch nicht nur über eine People of Color-Quote nachdenken, ­sondern Menschen jeglicher ­Geschlechter, geografischer und ­sozialer Herkunft, mit und ohne ­Behinderungen sollten gehört, ­repräsentiert und pro-aktiv involviert werden, wenn es darum geht, ­unsere Kirchen zu gestalten. 

Kirche sollte Diversität nicht vermitteln, sondern sie leben, denn dazu ist Kirche vom Kern her geschaffen und gedacht. Ich träume nicht nur von mehr Diversität in der Kirche, sondern das ist das Bild vom Reich Gottes, das aus der Bibel hervorgeht. 

Es reicht aber nicht zu sagen: Hier sind alle willkommen, weil Gott alle Menschen liebt! Diese ­Botschaft erreicht marginalisierte Menschengruppen nämlich erst gar nicht, solange ein Milieu mehrheitlich bestimmt, wo es lang geht. Wir brauchen Repräsentation der Menschen, die wir ansprechen wollen, auf allen Ebenen. 

Die gegenwärtigen Spaltungen in der Gesellschaft machen deutlich: Eine Praxis der Zusammengehörigkeit ist nötig. Und zu dieser Praxis gehören neben den Quoten, Bildungsangebote wie zum Beispiel Anti-Rassismustrainings, damit überhaupt ein selbstreflektiertes Bewusstsein für das Problem entsteht. Außerdem sollte Kirche zur Chancengleichheit durch Ausbildungs- und Berufs­förderung beitragen, Ordinationen aus anderen Ländern vollwertig anerkennen und diverse Bewerbungspanels besetzen. Wer hat eigentlich Zugang zu ­einem 8-9-jährigen Ausbildungsweg ins Pfarramt inklusive dreier Schrift-Sprachen? 

Rassismuskritisches Denken sollte außerdem  Teil von kirchlichen Ausbildungen vom Pfarramt bis zur Erzieher*in sein. Dadurch könnten wir eine sinnvolle Teilhabe von unterschiedlichen Menschen gewährleisten, damit die Diskussion um Quoten irgendwann hoffentlich nicht mehr nötig ist und kein Mensch sich mehr fragen muss, ob sie*er aufgrund einer Quote oder Qualifikation dorthin gekommen ist, wo er*sie heute steht. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg und wir brauchen selbst auferlegte ­Prinzipien, um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. 

Mit einem Internet-Blog will die Vereinte Evangelische Mission (VEM) über Rassismus informieren und Engagement gegen Rassismus in den Kirchen vernetzen. Der Blog „Rassismus und Kirche“ ging am Montag unter www.rassismusundkirche.de online. Interessierte können zum Beispiel die Perspektiven von People of Color einnehmen oder Materialien, etwa für die Freiwilligenarbeit und Gottesdienste, herunterladen.     

Die Theologin und Reli­gionspädagogin Sarah Vecera ist Stellvertretende Abteilungsleiterin Deutschland der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) mit Sitz in Wuppertal. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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