Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Rettung nach der größten Krise

Ab Sommer 2020 ist die Friedrichswerdersche Kirche im historischen Zentrum von Berlin wieder zu besichtigen. Die Kirchen­gemeinde in der Friedrichstadt, der das Schinkelbauwerk gehört, diskutiert über die Zukunft des schönen Gotteshauses.

Friedrichswerderschen Kirche in Berlin
Die Sanierung der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin-Mitte ist jetzt abgeschlossen. Foto: Rolf Zöllner/epd

Von Uli Schulte Döinghaus

Wer vom Auswärtigen Amt in Berlin den Blick über den Werderschen Markt auf die andere Straßenseite richtet, dem fällt zunächst der ­Doppelturm der Friedrichswerderschen Kirche ins Auge. Dann die backsteinerne Front des Gebäudes, die sich sehr abhebt von den gläsernen und stählernen Allerweltsfassaden drumherum. Lästig könnte dem­­ ­unbefangenen Berlin-Touristen schließlich fallen, dass der Vorplatz zur schönen neugotischen Kirche verstellt ist von Gerümpel, Bautafeln und Handwerkerautos. 

Auch im siebten Jahr nach der Schließung ist das ehemalige Gotteshaus noch immer nicht für Besucher zugänglich. Was 2012 geschah, beschreibt Stefan Frielinghaus, Pfarrer der Kirchengemeinde in der Friedrichstadt, im aktuellen Gemeindebrief so: „Durch Bauarbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft wurde die Kirche so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sogar das ­Gewölbe einzustürzen drohte. Um Museumsbesucher und Kunstwerke nicht zu gefährden, wurde die Kirche sofort geschlossen.“

Dazu ist viererlei zu wissen: Erstens ist die evangelische Kirchen­gemeinde in der Friedrichstadt die Eigentümerin der Friedrichswerderschen Kirche. Zweitens hat sie das Kirchengebäude vor Jahrzehnten an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vermietet. Drittens hat die ­Stiftung den Innenraum der Friedrichswerderschen Kirche zuletzt als viel­besuchten Ausstellungsraum für Skulpturen und Gemälde genutzt.

Viertens hat die Firma Bauwert AG die Sanierungskosten für die Kirche in voller Höhe übernommen. Das Unternehmen hat in der Nachbarschaft teils eindrucksvolle, teils umstrittene Neustadtarchitektur hochgezogen und mit den Bauarbeiten die Friedrichswerdersche Kirche in ihrer Existenz bedroht. Zuvor hatte die EKBO, zusammen mit der Friedrichstadt-Kirchengemeinde, immer wieder vor möglichen Folgen fahrlässiger Bebauung in der Nachbarschaft gewarnt – vergeblich. 

Aber das ist Geschichte. Zur Gegenwart der Friedrichswerderschen Kirchen gehört die Ankündigung der Pächterin, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: „Die Sanierung ist abgeschlossen.“ Die Stiftung wird das Gebäude ab Sommer 2020 wieder als Ausstellungsraum für die Alte Nationalgalerie nutzen und dort eine neue Ausstellung zur Skulptur von der Schinkelzeit bis zum Kaiserreich präsentieren. Am 18. und 19. Januar gibt es einen Tag der offenen Tür in der Friedrichswerderschen Kirche mit Führungen zur Architektur und Restaurierung. Danach finden bis zur Ausstellungseröffnung im Sommer jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ­öffentliche Führungen statt.

Pfarrer Stephan Frielinghaus freut sich als Vertreter der Eigentümergemeinde: „Die Friedrichswerdersche Kirche ist nach einer ihrer größten Krisen gerettet. Sie ist in besten Händen.“ Darunter ist sicher auch zu verstehen, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz alle Kosten übernimmt, die mit dem Betrieb und der Unterhaltung des historischen Kirchengebäudes zusammenhängen. 

In vier Jahren kann die Kirchen­gemeinde in der Friedrichstadt den Pachtvertrag kündigen, der ein Jahr später auslaufen würde. Ob die ­Kirchengemeinde davon Gebrauch ­machen und das Schinkelgebäude in eigener Regie als Gotteshaus und Andachtsstätte übernehmen wird, darüber gibt es Diskussionen unter den Gemeindegliedern. Die einen weisen auf die immensen Kosten hin, die solch ein historisches Gebäude im laufenden Betrieb verursacht – Kenner rechnen mit einer sechsstelligen Summe pro Jahr. Andere wünschen sich „ihr“ Kleinod zurück für eigene Zwecke. 

Denn die Kirchengemeinde mitten in Berlin, die im Laufe ihrer Geschichte aus sechs Kirchengemeinden fusioniert wurde, teilt sich zurzeit noch die Französische Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt mit der Evangelischen Akademie und der Hugenotten-Gemeinde. Ab Mitte Januar beginnt eine Sanierungsphase für diesen „Französischen Dom“. Die Gemeinde muss dann für anderthalb Jahre in die Kapelle auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof ausweichen. Spätestens danach wird die Diskussion um ein neues Domizil in der alten Friedrichswerderschen Kirche wieder aufflammen. 

Tag der offenen Tür, 18./19. Januar, 

10 bis 16 Uhr. Friedrichswerdersche 

Kirche, Werderscher Markt, 10117 Berlin

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.