Von Friederike Höhn
120 Liter Trinkwasser verbraucht jede*r Deutsche täglich – rund zehn Liter allein mit einer Toiletten - spülung. Das geht auch anders: Die Kirchengemeinde Massen im Kirchenkreis Niederlausitz vertraut seit einem guten Jahr auf eine Sägespänetoilette. Die kommt vollkommen ohne Wasser aus. Die Idee stammt aus der Nachbargemeinde Breitenau, die schon seit zehn Jahren auf die umweltfreundliche Alternative zum klassischen WC setzt.
Dabei standen nicht unbedingt ökologische Gedanken am Anfang, sondern schlichte Notwendigkeiten: Wie in vielen kleinen und älteren Dorfkirchen gab es sowohl in Breitenau und Massen gar keine Toilette und auch keinen Wasseranschluss. Bei Festen rund um die Kirche wurde dies schnell zum Problem; Behelfslösungen waren umständlich und nicht barrierefrei.
„Die Sägespänetoilette war da die ideale Lösung“, erzählt Pfarrerin Kerstin Höpner-Miech, die beide Gemeinden betreut. „In Massen haben wir einen ungenutzten Raum ohne viel Aufwand zur Toilette umbauen können.“ Auch die Denkmalpflege hatte keine Einwände, denn alles komplett rückbaubar. In Breitenau wurde im Kirchturm mit wenig Geld und Aufwand ein passender Ort geschaffen.
Die Biotoilette funktioniert wie ein modernes Plumpsklo mit einer wasserundurchlässigen Papiertüte als Behälter. Nach jedem Toilettengang werden zwei Hände voll Sägespäne über die Hinterlassenschaften gestreut. Zum Händewaschen steht ein Wasserkanister bereit. Die laufenden Kosten sind minimal, die Sägespäne kommen kostenlos vom Tischler – praktischerweise ein engagiertes Gemeindeglied. „Und zur Entsorgung gibt es hier auf dem Dorf genug Komposthaufen“, sagt die Pfarrerin.
Sie selbst ist erstaunt über die Geruchlosigkeit. „Ein Dixi-Klo riecht man ja immer erst, bevor man es sieht“, scherzt sie über die mobilen Chemietoiletten. „Bei uns riecht es toll nach frischem Holz.“ In der Gemeinde wurde die unkonventionelle Lösung von Anfang an als „ganz normal“ gesehen. Die Älteren freuen sich über eine barrierefreie Toilette und die feierfreudigen Gemeinden darüber, dass nun niemand das Fest früher verlassen muss, weil er oder sie dringend ein stilles Örtchen braucht.
Pfarrerin Kerstin Höpner-Miech steht gerne für Fragen bereit, Telefon (03531) 8061. Inspirationen zum Klimafasten unter www.klimafasten.de.