Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

„schaut hin“ – oder gibt es nichts zu sehen?

„Der ÖKT darf kein virtueller Wahlkampf im Kirchentagsmäntelchen werden.“

Ökumenischer Kirchentag 2021

Was bedeutet das Leitwort des 3. Ökumenischen Kirchentages, „schaut hin“, der an diesem Wochenende vor allem digital gefeiert wird? Wo gilt es hinzuschauen und zu handeln in der Ökumene und in den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit? Und wo bleibt Gott?

Von Beatrice von Weizsäcker 

Als das Präsidium das Leitwort ­wählte, war alles noch normal. Es gab kein Corona und keine ­Einschränkungen. Wir freuten uns auf die Vielen, die nach Frank­furt am Main kommen würden, um hier zu debattieren, zu beten und zu ­feiern. „schaut hin“ ist ein gutes Leitwort, fanden wir. Und auch die Reaktionen waren recht passabel. Was lässt sich nicht alles anschauen und bestaunen! Wo muss man nicht überall hinschauen – in der Gesellschaft und der Kirche. Und nun ist alles ­digital. Es gibt nichts mehr zu ­sehen. Was heißt „schaut hin“ denn jetzt noch überhaupt?

Schaut hin

… ist ein politisches Gebot, natürlich, auch in der virtuellen Welt. Weil vieles ungewiss ist und sehr umstritten und überdies noch Wahlkampf ist. Da teilt man gerne mal hart aus, da weiß man schnell moralisch alles ­besser, da wuchern Verleumdungen und ­Hatespeech, obwohl die Pandemie uns doch ­zusammenschweißen müsste. Das ist nicht gut fürs Hinhören und ­Hinschauen. 

Schaut hin

… ist eine Bitte an die Kirchen, na klar, auch das, egal ob virtuell oder analog. Weil viel im Argen liegt, in beiden großen ­christlichen Kirchen. Da ist zuallererst der ­Umgang mit sexualisierter Gewalt an ­Schutzbefohlenen (in beiden Kirchen), wer wollte das bestreiten. Auch die Frage der ­Segnung homosexueller Paare spielt eine Rolle. Und schließlich gibt es das Thema der gemeinsamen Feier der Eucharistie, des Abendmahls. Aber: Der ökumenische Kirchentag (ÖKT) ist nicht die Kirche, sondern eine Bewegung von Laien, mögen die Strukturen bei Katholiken und Protestanten auch unterschiedlich sein. Auf die Laien kommt es also an, auf uns. Und was sagt das Leitwort uns? Was kann es ­sagen?

Schaut hin

… ist ohne Bezug zu Gott und Jesus ­beliebig. Der Satz „schaut hin“ könnte im Programm der Grünen stehen ebenso wie in dem der CSU – vermutlich sogar in dem der AfD. Es könnte das Motto des ADAC sein und der Bewegung Fridays for Future. Die Caritas könnte es genauso verwenden wie die ­Vertreter der Wirtschaft. Es gilt für Europa und die Welt. Überall gibt es Gründe hinzuschauen. Und nicht alle sind schlecht.

Als Leitwort des Ökumenischen Kirchentags verkommt das bloße „schaut hin“ aber leicht zur Floskel. Der ÖKT darf kein virtueller Wahlkampf im Kirchentagsmäntelchen werden. Wo, wenn nicht hier werden Aus­einandersetzungen im Geist der Achtung und des Respekts, der Geduld und Toleranz ­erwartet? Darum kann, ja muss man den ­kontroversen Debatten einen guten Geist wünschen, vielleicht sogar den Heiligen Geist. 

Ich wünsche mir allerdings mehr als das. Ich wünsche mir im Leitwort „schaut hin“ mehr Gott. 

Schau hin

… ist meine Bitte an Jesus, wenn ich alles vor ihn hinlege. Mein Herz und mein Leben, diese Stadt und unsere Welt. Und den Ökumenischen Kirchentag natürlich auch.

Schaut hin

… sagt Jesus uns, und dabei zeigt er seine Wunden. Denn nicht unverwundet erstand er auf, sondern als Gekreuzigter. Darum vertrauen wir darauf, dass er Verletzungen kennt, den Schmerz, die Trauer und den Tod. Darum glauben wir, dass er für uns gestorben ist. 

Schaut hin

… sagt schließlich Gott. Schaut hin und handelt, geleitet vom Glauben und dem Vorbild Jesu. Schaut hin und handelt, mit offenen Augen und weiten Herzen. Schaut hin und handelt, für die Stadt und den Erdkreis. Schaut hin und handelt als Geschwister im Glauben an den Gott, der hinschaut, der die Herzen der Menschen durchschaut, der den Notleidenden hilft und uns sucht.  

Gott schaut uns an und sagt: „schaut hin“, egal ob wir katholisch oder evangelisch sind. Das Leitwort gilt auch jetzt, da der Kirchentag ­digital sein muss und es angeblich nichts zu sehen gibt. Denn das stimmt nicht.           

Beatrice von Weizsäcker ist Journalistin und Juristin. Sie ist Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentags sowie des 3. Ökumenischen Kirchentags 2021. 

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.