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Schönheit und Gnade

Raffaels anmutige Madonna Terranuova: Eine Bildbetrachtung in der Stiftung St. Matthäus über die Macht der Geste

Madonna mit Kind. Foto: Raffael GalleriX, CC0/via Wikimedia

Von Hannes Langbein

Es ist eine außergewöhnlich anmutige Szene: die junge Maria, das Jesuskind haltend, mit liebevollem Blick dem Kind zugewandt. Das Jesuskind in inniger Zwiesprache mit dem kleinen Johannes im härenen Gewand – durch ein Spruchband mit den Worten „Agnus Dei“, „Lamm Gottes“, verbunden. Gegenüber ein Knabe mit Heiligenschein, der sich aufmerksam dem Kind und der Gottesmutter zuwendet. Man spürt sofort die Harmonie dieses Bildes: Die zärtlichen Blicke. Die einander zugewandten Gesten. Alles ist ausgewogen: Vordergrund und Hintergrund teilen das Bild in genau zwei Hälften: Nähe und Ferne, Innen und Außen im Gleichgewicht. Die drei Figuren beschreiben ein Dreieck, in dem die Szene zu ruhen scheint. 

Ein Meister der Schönheit


Nicht umsonst gilt Raffael – geboren 1483 in Urbino, gestorben 1520 in Rom, künstlerisch beeinflusst von Leonardo da Vinci und Michelangelo – als ein Meister der Schönheit: Die Idee des Künstlers vervollkommnet die unvollkommenen Formen der Natur in der Einheit von Schönheit und Wahrheit. Seine ideal anmutenden Gestalten, die von Leonardo inspirierten weichen Übergänge der Farben und Formen bei beinahe mathematischer Ausgewogenheit der Bildbeziehungen. Man könnte ihn auch einen „Komponisten“ nennen. Denn Raffael komponiert seine Bilder, setzt zugleich spannungsvolle und ausgewogene Bildbeziehungen. Bis heute gelten seine Bilder als Inbegriff der Schönheit. 

Wie sehr Raffael an der richtigen Proportion und den richtigen Bildbeziehungen gearbeitet hat, lässt sich an Marias linker Hand erkennen. Auf Röntgenaufnahmen zeigt sich, dass ihre Hand ursprünglich anders positioniert war: auf dem Oberschenkel des Jesuskindes liegend. Im späteren Malprozess entschied sich Raffael dafür, die Hand leicht in Richtung des heiligen Knaben zu strecken – um so die Verbindung zwischen den Figuren zu stärken und mehr Bildspannung zu erzeugen. 

Geste und Haltung


Grazil würden wir die Haltung der Hand beschreiben – und ahnen dabei etwas von der Verbindung von Gnade (Lateinisch „gratia“) und Schönheit: Die Gnade der Gottes­mutter zeigt sich in ihrer Schönheit und diese in der Bewegung ihrer Hand. Der evangelische Theologe Klaas Huizing hat in seinem Buch „Handfestes Christentum. Eine kleine Kunstgeschichte christlicher Gesten“ (2007) den Zusammenhang von Körpergesten und inneren Haltungen beschrieben: Bilder können über die Darstellung von Körpergesten die inneren Haltungen der Figuren zum Ausdruck bringen. Es ist der Anspruch dieser Bild­gesten, die mit ihnen verbundenen Haltungen auf ihre Betrachter*innen übertragen zu können.

Hannes Langbein ist Direktor der Stiftung St. Matthäus und Kunstbeauftragter der EKBO.

Das Bild „Maria Terranuova“ von Raffael wird am Donnerstag, 29. September, um 18 Uhr im Rahmen der „Christlichen Bildbetrachtungen“ in der Stiftung St. Matthäus im Berliner Kulturforum besprochen. 

Adresse:  St.-Matthäus-Kirche, Matthäikirchplatz, Berlin-Tiergarten. Der Eintritt ist frei.

Referent*innen sind der Kunsthistoriker Professor Rudolf Preimesberger und die Berliner Pfarrerin Christine Schlund. Corona­bedingt sind Führungen für größere Gruppen in der Gemäldegalerie nach wie vor nicht möglich.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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