Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Solidarität mit der Ukraine

Über das Wort der Landessynode zum Krieg und den Flüchtlingsfond

Die Kirchengemeinden Buckow und Glienicke verteilen aktuell Flyer mit den Aufnähern „Schwertern zu Pflugscharen“. Sie lagen auch auf der Tagung der Landessynode aus. Die Gemeinden bringen den Aufnäher „mit Nachdruck unter die Menschen, welche ihrer Hoffnung auf ein friedl­iches Miteinander aller Menschen in ihrem öffentlichen Auftreten Ausdruck verleihen und erkennbar sein wollen“. Es können kostenlos so viele Aufnäher bestellt werden, wie gewünscht (E-Mail an: Pfarramt-Buckow-Glienicke@ekkos.de). Mit einer Spende kann das Projekt unterstützt werden: Evangelische Kirchengemeinde Glienicke, Evangelische Bank, IBAN: DE63 5206 0410 3603 9006 90, Stichwort: Schwerter zu Pflugscharen. Foto: Sabine Hoffmann

Die Landessynode verurteilt den russischen Angriffskrieg. Sie richtet einen Flüchtlingsfonds in Höhe von 1,5 Millionen Euro ein, um die Integration von Geflüchteten aus der Ukraine mittelfristig zu unterstützen 

Von Constance Bürger und Yvonne Jennerjahn (epd)

Es sind schreckliche Bilder Hunderter getöteter Zivilisten, die aus dem ukrainischen Butscha um die Welt gehen. Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Kiewer ­Vorort wurden ihre ­Leichen entdeckt. Augenzeugen berichten über die gezielte Tötung von ­Zivilisten durch russische Soldaten. „Die Bilder aus Butscha erschüttern mich“, ­erklärte Bischof Christian Stäblein am vergangenen Sonntagabend. Und fügte hinzu: „Die Verantwortlichen müssen vor Gericht.“ 

Diese schockierenden Bilder kannten die Landessynodalen, die am 1. und 2. April in der Bartholomäuskirche in Berlin-Friedrichshain tagten, noch nicht. Aber schon da forderten sie: „Dieser Krieg muss auch völkerstrafrechtlich auf­­ge­arbeitet werden, indem Kriegs­verbrechen ­geahndet und die Schuldigen zur ­Rechenschaft gezogen werden.“ Russland mache sich schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. 

„Kirche mit Geflüchteten“


Auf den Krieg und seine Folgen antworteten die Landessynodalen mit Solidarität und einem Fonds zur Flüchtlingshilfe: „Wir verurteilen als Synode den russischen Angriffskrieg klar“, sagte Präses Harald Geywitz. Bischof Stäblein betonte: „Wir sind Kirche mit Geflüchteten.“ Er ist seit Kurzem auch Flüchtlingsbeauftragter der EKD.

Die Synodalen beschlossen ein „Wort der Landessynode“, in dem sie Russland zum sofortigen Abzug der Truppen auffordern. „Für den ­brutalen Überfall Russlands auf die Ukraine gibt es keine Rechtfertigung“, heißt es in dem Beschluss: „Unsere Solidarität gilt dem ukrainischen Volk und seiner frei gewählten Regierung.“ 

Die Erklärung ist knapp vier Seiten lang. Es wurde angeregt, sie ins Ukrainische übersetzen zu lassen. Sie sei ein Anfang, sagte Friederike Krippner, Direktorin der Evange­lischen Akademie zu Berlin. Die ­Synodalen stimmten dem Antrag mit überwältigender Mehrheit zu: Es gab keine Gegenstimme, etwa vier Enthaltungen. 

Da die Betreuung und Integration der Geflüchteten keine kurzfristige Aufgabe sei, stellt die Landeskirche Kirchengemeinden, -kreisen und diakonischen Einrichtungen für 2022 und 2023 1,5 Millionen Euro zur Ver­fügung. Damit sollen die bestehenden Strukturen in der Arbeit mit ­Geflüchteten aufrecht erhalten und ausgebaut werden. Die Gelder sollen zum Beispiel genutzt werden, um Bildungsangebote zum Sprach­erwerb zu ermöglichen. 

In diesem Jahr sollen zunächst 500000 Euro aus dem Projekt- und Innovationsfonds, der in der Vergangenheit extra für Notfälle angelegt wurde, bereitgestellt werden. Dieser Betrag gehe nicht zu Lasten anderer Projekte, betonte Jan Dreher, Vorsitzender des Haushaltsausschusses. 

Thomas Köhler, Superintendent des Kirchenkreises Niederlausitz, schlug vor, den Kirchen in der Ukraine die Hälfte der Gesamtsumme für ihre Arbeit zu geben. Damit könne direkt vor Ort geholfen werden. Die Synodalen lehnten den Antrag ab. Es gebe gute andere Wege, die Arbeit in der Ukraine mit Spenden zu unterstützen, hieß es. Außerdem würden die Mittel dringend für die Unterstützung von Kriegsflüchtlingen benötigt, bekräftigte Diakoniedirektorin Ursula Schoen. Für die Summe von 1,5 Millionen Euro hatte sich ­Bischof Stäblein in seinem Wort an die Synode ausgesprochen. Die Summe entspreche dem in der Flüchtlingskrise 2015 bereit­gestellten Betrag. 

Alles andere nebensächlich


In einem gemeinsamen Antrag der Ständigen Ausschüsse Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung sowie Ökumene, Mission und Dialog waren zunächst insgesamt  500 000 Euro vorgesehen. Bei dem Antrag gehe es nicht darum, „dass wir unschuldig bleiben, sondern für die Menschen verantwortlich handeln“, sagt Claudia Ludwig, Vorsitzende des Friedensausschusses. Alle anderen Themen müssen jetzt in den Hintergrund treten, so Präsidiumsmitglied Jürgen Israel. 

Die Kirche trage mit ihrem Engagement dazu bei, Menschen auf der Flucht vor Krieg und Elend und in „unvorstellbaren Notlagen“ zu helfen, sagte Brandenburgs Innen­minister Michael Stübgen (CDU) in seiner Eröffnungsrede am vergangenen Freitag. Dafür gebühre ihr großer Dank. Auch Dagmar Pruin, Präsidentin von Diakonie Katastrophenhilfe und „Brot für die Welt“ zeigte sich in ihrem Vortrag am vergangenen Samstag voller Achtung über den kirchlichen Einsatz. Es gebe derzeit  eine „unglaubliche Spendenbereitschaft“. Damit könne humanitäre Hilfe auch vor Ort erleichtert werden. 

Die Erklärung nimmt auch darauf Bezug, wie die deutsche Bevölkerung mit der Finanzierung des Krieges verwoben ist. Das forderte Kirchenleitungsmitglied Sigrun Neuwerth. Ein veränderter Lebensstil soll ein Beitrag zu einem gerechten Frieden sein, heißt es daher. Dabei sei auch auf einen sozialen Ausgleich der Lasten zu achten, betonte Präses Geywitz. „Solidarität ist in guten Zeiten einfach, in schwierigen Zeiten verlangt sie deutlich mehr“, sagte er in seiner Eröffnungsansprache.

Keine Klassengesellschaft


Solidarisch müsse man sich nun auch für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer einsetzen, heißt es in der Erklärung. Weiterhin gilt es, gegenüber den Geflüchteten aus anderen Ländern Verantwortung zu übernehmen: „Es darf keine Klassengesellschaft des Willkommens geben.“ Das hatte auch Bischof Stäblein betont: „Es gibt nicht Flüchtlinge erster, ­zweiter und dritter Klasse.“

Stäblein rief außerdem dazu auf, keine Feindseligkeiten gegen russischstämmige Menschen zuzu­lassen. „Russland und die russischen Menschen gehören zu unserem Europa.“ Völkerrechtswidrige Kriege und Verbrechen gegen die Menschlichkeit dagegen nicht. Er kritisierte zugleich Vertreter der russisch-­orthodoxen Kirche, die den russischen Angriffskrieg „mit geistlichen Parolen legitimieren und füttern“.

Mit Blick auf den Einsatz von ­Waffen, fragte Matthias  Orphal aus Berlin-Lichtenberg: „Wann werden wir merken, dass die Logik der Aufrüstung einfach nur ins Verderben führt?“ Die Diskussionen müssen ­intensiviert werden, heißt es in dem Antrag. „Wir spüren, dass die strikte Ablehnung von Waffenlieferungen in Kriegs- und Krisengebiete uns in ein moralisches Dilemma führt, auf das es keine Antwort ohne Schuld gibt.“ 

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.