Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

„Taufe von oben“

Der Elbekirchentag trotzte dem Unwetter und brachte Menschen aus der Region zusammen

13 Menschen ließen sich taufen, zwei von ihnen trotz Unwetter direkt in der Elbe, hier mit Pfarrerin Anna Trapp. Foto: Kerstin Beck

Von Kerstin Beck

Eigentlich müsste der nun gerade zu Ende gegangene Elbekirchentag anders heißen, nämlich Kirchen-Elbe-Kirchentag. Er begann am vergangenen Freitagabend wie geplant in der Lenzener St.-Katharinen­kirche. Anstelle eines Spazierganges zur Elbe gab es danach jedoch eine Promenade rund um das Gotteshaus und auch das Ende der Großveranstaltung am vergangenen Sonntag wurde – nicht wie vorgesehen, am Elbufer – sondern in und an der Kirche geplant.

Zwei Täuflinge trotzten dem Unwetter


Der Grund: die überaus stürmisch-kalten und regnerischen Wetter­kapriolen, denen am Samstag am Lenzener Elbestrand nur die Unentwegtesten standhielten. Und was die Marktstände der verschiedenen Einrichtungen, die über die Grenzen der ­Prignitz hinaus gekommen waren, betraf: Dort begann ­man aufgrund der äußerst unfreundlichen Witterung bereits ab 15 Uhr mit dem Abbauen. „Es ist einfach zu windig“, war immer wieder zu hören. Bei dem Stand der Notfallseelsorge wurde gewitzelt: „Taufe von oben“. Dabei sollte es ja so eine besondere Taufe „in der Elbe“ geben, aber diese fiel buchstäblich ins Wasser. Zwei von 13 Personen trotzten dem Unwetter. Für die anderen war es  wenigstens echtes Elbe-Nass, welches in der prachtvollen Taufschüssel aus Cumlosen war – und so konnte Pfarrerin Mareike Sabl nach der Andacht und dem gemeinsamen Singen immerhin im Festzelt ihres Amtes walten. „Okay“ antwortete die kleine Karla auf die Frage der Geistlichen, ob sie getauft werden wolle.

Der Elbekirchentag wird seit 2008 an wechselnden Orten entlang der Elbe organisiert. Das Treffen versteht sich als Plattform für Kirche, Gesellschaft und Naturschutz. „Grenzenlos:Elbe“ – unter diesem Motto gab es im Festzelt in Lenzen viel Ver­bindendes: So war Pfarrerin Ute ­Eisenack aus Neuruppin gekommen, um mit einer gemeinsamen Erklärung mit Geistlichen aus den benachbarten Bundesländern für „Platt in uns Kirch“ zu werben. „Wir sind zwar eine Minderheit, aber wir sprechen eine gemeinsame Sprache“, meinte dazu der emeritierte Pfarrer Traugott Wrede aus Hermannsburg. 

Dass die Elbe heute mehr verbindet, als sie vor dem Mauerfall trennte, betonte BUND-Vorsitzender Olaf Bandt am Nachmittag in seiner Rede. In der anschließenden ­Podiumsdiskussion kamen dann auch länderübergreifende Probleme zur Sprache: sinkender Grund­wasserspiegel und zunehmende ­Verlandung an der Elbe, bedrohte Artenvielfalt, seltenere Überschwemmungen und der Klimawandel überhaupt. 

Keine Vertiefung, sondern kleinere Schiffe 


Konstruktiv dagegen waren die Vorschläge des brandenburgischen Ministers für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen): „Wenn die Elbe niedriger wird, brauchen wir keine Elbvertiefung, sondern kleinere Schiffe!“ Dazu gab es den ersten ­Applaus überhaupt im Saal. „Wir brauchen keine Hochwasser- sondern Niedrigwasserkonzepte, um das Wasser in der Landschaft zu halten, allein aber können wir das nicht schaffen.“ 

Dies wurde von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) unterstrichen: „Unser Problem ist das Wasser, weil wir es nicht bekommen. Wenn wir jetzt nicht starten, werden wir den Fluss in 30 Jahren nicht mehr er­leben.“ Dazu versprach sie: „Ich werde eine Wasserstrategie vor­legen, die die Sicherung des Wassers zum Inhalt hat.“

Der in der DDR totgeschwiegene und inzwischen mehrfach prämierte Bestseller-Autor und im Biosphärenreservat Mittelelbe lebende Ernst Paul Dörfler, der auch auf dem Elbe-kirchentag dabei war, hatte einmal in einem Interview gemahnt: „Ich vermisse die Rufe des Braunkehlchens, das Trällern der Feldlerchen. Die Küken sterben einen leisen Tod und niemand bemerkt diese Tragödie. Nur die Stille auf den Feldern wirkt bedrückend.“

Vorboten für Schlimmeres


Auf die Frage nach dem Grund dafür antwortete der DDR-Grünen-Mitbegründer: „Die Art des Umgangs mit unserer Erde – mit Monokulturen und Giften, die alles durchdringen und dem Konsumzwang. Wir alle sind da gefragt, zusammen eine nachhaltige Perspektive für die Elbe durchzusetzen.“ Wie das gehen soll? In seinem Buch „Aufs Land“ nennt der Ökologe Lösungsvorschläge: mit einem Weg, der aufs Land führt, um mit der Natur ein freies, selbst­bestimmtes und gesünderes Leben zu führen. Und das heutige Wetter? „Das sind nur Vorboten. Wenn wir nichts dagegen tun, wird es nur noch schlimmer“, sagte Dörfler.

Ganz fröhlich zeigte sich dagegen der Lenzener Pfarrer Gérôme Kostropetsch, der die Tage über als Organisator vor Ort so manches Mal auch als „Helfer in der Not“ agierte: „Es war schon stürmisch, aber wir haben aus allem das Beste gemacht!“

Wetterbedingt musste auch der Abschlussgottesdienst von den Elbwiesen in die St. Katharinenkirche in Lenzen verlegt werden. In seiner Predigt sprach Bischof Christian Stäblein von einer ungeheuer fordernden Zeit, in der wir leben: „Nur ein paar Stunden Reise von hier entfernt tobt ein schrecklicher Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine, während wir reden und feiern, wird da geschossen, gemordet, vertrieben.“ „Wir sind also gefragt in unserer Mitmenschlichkeit, in unserer Klarheit auch das zu verurteilen, in unseren Gebeten, in unserem Eintreten für die, die tief seufzen und ächzen“, sagte Stäblein. Dazu komme die „Transformation“ unseres Verhältnisses zu Natur und Schöpfung, damit wir den menschengemachten Klimawandel überstehen. (mit epd)

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.