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Unter der Haut: Die Farbe des Granatapfels

Hannes Langbein bertrachtet Gentile Bellinis „Granatapfelmadonna“

Gentile Bellini, Granatapfelmadonna (Detail rechts), um 1460 © Staatliche Museen Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders. Foto: CC BY-NC-SA

Von Hannes Langbein 

Berlin. Unter der Haut funkeln die Kerne. Wie Edelsteine funkeln die rotfarbigen Samenkörner des Granatapfels, prall gefüllt mit blut­rotem Saft, wenn man seine ledrige Haut und die weißen Zwischenhäute entfernt. 

Der Granatapfel, der seinen Namen (von Lateinisch „granum“ = Kern, Same) von seinen Kernen hat, ist eine vieldeutige Frucht: Im Hohelied Salomos im Alten Testament steht er für die Verlockungen der Schönheit und der Liebe: „Deine Schläfen sind hinter Deinen Haaren wie der Ritz am Granatapfel …“, ruft der Geliebte seiner Geliebten zu. Die Augen- und Sinneslust, die sich am Granatapfel entzünden kann, hat dazu geführt, in ihm auch die verbotene Frucht im Garten Eden zu erkennen. Im Christentum ist der geöffnete Granatapfel als Symbol der Wunde und des Schmerzes, zugleich aber auch als Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben gelesen worden. Die armenische Kirche hat in ihm ein Symbol der Kirche und ihrer vielen Glieder erkannt.

Hoffnungsbild der Liebenden


In Gentile Bellinis (1429–1507) Bild hält ihn das Christuskind beinahe wie ein königliches Herrschafts­zeichen auf der Höhe seines Herzens. Zugleich zeigt es uns das fleischige Innere der Frucht mit 

seinem rotfarbenen Saft und verweist – noch in der Hand des Kindes – auf die Passion des erwachsenen Gottessohnes: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut …“ – Sein Segensgestus gilt einem betenden Paar, vermutlich einem Stifterpaar, das um den Segen ihrer Ehe oder – noch wahrscheinlicher – als bereits verheiratetes Paar um den Segen eines Kindes bitten könnte. Die Sehnsucht nach Fruchtbarkeit und der Schmerz ausbleibender Fruchtbarkeit schwingt in der Verbindung der Symbole mit und macht das Bild zu einem Hoffnungsbild der Liebenden.

Die Spielarten der Liebe


„Deine Schläfen sind hinter deinem Schleier wie eine Scheibe vom Granatapfel.“ Das Hohelied Salomos mit seinem immer wiederkehrenden Motiv des Granatapfels ist ein Buch über die zwischenmenschliche Liebe. Zugleich ist es auch als Buch über die Liebe zwischen Maria und Christus, Christus und den Menschen gelesen worden. Gentile Bellinis Bild fasst die verschiedenen Spielarten der Liebe auf engstem Raum zusammen.

Wer genau hinschaut, kann nach Jahren der Bildalterung erkennen, dass der Goldgrund des Bildes mit roter Farbe grundiert ist. „Bolus“ heißt das geleimte, roterdige Pigment aus Armenien, das die Maler dafür benutzten, das Gold des Gottesglanzes auf ihren Bildern haften zu lassen. Unter der goldenen Haut des Bildes erscheint die Farbe des Granat­apfels. Man könnte sagen: Das Blut Christi und der Glanz Gottes bedingen einander. 

Pfarrer Hannes Langbein ist Direktor der Stiftung St. Matthäus und Kunstbeauftragter der EKBO. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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