Von Raphael Schmidt
„Meine Eltern schickten meinen Bruder und mich in den Kindergottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche und in die Sonntagsschule der Baptisten. Sie gingen aber selbst nicht zu Gottesdiensten“, sagt Thomas Brendel, der in Görlitz geboren und aufgewachsen ist. Das änderte sich schlagartig, als er eine „Prügelei mit dem Pfarrerssohn hatte und die tapfere Pfarrfrau sich über den Thomas Brendel beschwerte, der ihren Sohn regelmäßig nach dem Kindergottesdienst verprügelte.“ Das bewirkte, dass seine Eltern eine Einladung zum Ehepaarkreis annahmen, der im großen Wohnzimmer das Pfarrers stattfand.
Wie selbst eine Prügelei über Umwege zu etwas Gutem führen kann
Durch diesen Vorfall wurde Sein Vater wurde aktiv in der Kirche, arbeitete im Gemeindekirchenrat mit, seine Mutter im Helferkreis. So haben die Prügeleien des Jungen, der jetzt als Rentner sagt: „Ich muss ein ziemlicher Raufbold gewesen sein“, in der Folge, vor allem durch das Pfarrer-Ehepaar, etwas Gutes bewirkt. Entscheidende Anregung für seinen Glauben hat Thomas Brendel von Ehrenamtlichen erfahren, bei der Konfirmation und in der Jungen Gemeinde. Besonders beteiligt war Jugendwart Dietrich Heise am weiteren Werdegang von Thomas Brendel. „Dietrich Heise gab alles, um die ihm anvertrauten Jugendlichen zum Nachdenken zu bringen, zum Glauben an Jesus Christus zu bewegen, wenngleich nicht ganz unproblematisch, weil er über Gebühr radikal war. Aber lieber ein bisschen mehr radikal als zu wenig, von des Wortes Bedeutung her – von der Wurzel her kompromisslos.“ Das hat dem Jungen imponiert. Nach der zehnten Klasse lernt er Maurer mit Abitur. „In der zwölften Klasse stellte sich heraus: Dieser Staat und ich assen nicht zueinander.“
Die Bibel im Gespräch halten
Es reift in Thomas der Entschluss, eine Ausbildung zum evangelischen Jugendarbeiter zu machen – Dietrich Heise vor Augen. Evangelische Predigerschule Paulinum in Berlin, danach weitere Ausbildungen in Berlin, Kollm bei Niesky, Dresden. In Markersdorf absolviert er das Vikariat, wird Kreisjugendwart im Kirchenkreis Hoyerswerda, danach auch Referent am CVJM Missio Center in Berlin, Studienleiter im Amt für kirchliche Dienste (AKD) in Berlin, leistet weiterhin Jugendarbeit und bleibt, nach wie vor, leitender Referent im CVJM Landesverband schlesische Oberlausitz. Er sagt: „Der CVJM und unsere Kirche sind natürlich Bibelbewegungen. Wir wollen die Bibel im Gespräch halten. Die Bibel fragt uns, wie wir zu Gott und den Menschen stehen, wie wir unser Leben einrichten.“ Für Brendel ist wichtig, „dass wir eine persönliche Begegnung mit dem Buch der Bücher haben. Dafür veranstalten wir besonders jetzt, am Samstag den 27. April, den Tag der Bibel in Görlitz, mit etwa 400 Mitwirkenden. „Wir wollen die Bibel ins Gespräch bringen auch auf Straßen und Plätzen“, sagt der Mann, der im 60 Seiten starken Programmheft als Verantwortlicher steht. Gefragt nach seiner Lieblingsbibelstelle muss er eine Weile nachdenken. Nicht, weil ihm keine einfallen würde: Nein! Es sind so viele, die ihm einfallen. Es sind Worte, die nachgehen.
Der Wert christlicher Bildung
Thomas Brendel ist Vorsitzender des eingetragenen Vereins BibelMobil. Ein neuer Bus muss angeschafft werden, denn der bisherige schafft es kaum noch aus der Werkstatt heraus. Vor einigen Tagen, bei der Eröffnung der Evangelischen Oberschule im Herzen von Görlitz, sprach er über den Wert christlicher Bildung, über Wertevermittlung überhaupt. Als ehemaliger Chef des evangelischen Schulvereins, den er mitgegründet hat, verweist er wieder auf Dietrich Heise. Der hatte, bereits von Krankheit gezeichnet, als das Projekt evangelische Grundschule in Görlitz zu scheitern drohte,sein Konto aufgelöst und nur so viel zurückbehalten, dass es für Heises Beerdigung reichte. Alles andere spendete er, damit Kinder neben Lesen und Schreiben mehr von Jesus Christus, von Gottes Reich erfahren können, das war ihm immer das Wichtigste. Thomas Brendel formuliert es so: „Eine lebendige Beziehung zu Gott ist schon das Wichtigste. Daraus resultiert alles Weitere: Familie – mit Ehefrau, fünf Kindern und elf Enkeln, Freunde, Verwandte und Aufgaben“. Dazu zählen für ihn: „ehrenamtliche Arbeit in Gesellschaft und Kirche“.