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Von wegen Wanderstock und Filzhut

Wandern liegt bei Kindern und jungen Erwachsenen im Trend

Eine junge Wanderin ruht sich an ihren Wanderrucksack gelehnt in bei Brunek in Italien mit Blick auf die Dolomiten aus. Foto: Thomas Lohnes/epd

Von Carina Dobra (epd)

Einmal sind sie bei einer Wandertour plötzlich auf einer Kuhweide gelandet. "Das war witzig", erzählt Elsa lachend. Die Tiere seien ihr und ihren Eltern nämlich noch eine Weile hinterher gelaufen. Elsa kommt aus Kriftel unweit von Frankfurt am Main, ist neun Jahre alt und geht gerne wandern. Sie mag die Natur und die vielen Pflanzen, ab und zu klettert sie auch ein bisschen, wie die Drittklässlerin sagt. In ihrer Klasse sei sie nicht die einzige mit dem Hobby. Sie war auch schon zusammen mit Schulfreundinnen wandern.

70 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung gehen zumindest gelegentlich wandern. Das ist das Ergebnis einer vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Studie aus dem Jahr 2014. Das Durchschnittsalter liege bei 47 Jahren, doch die Community werde jünger, wie Jens Kuhr vom Deutschen Wanderverband beobachtet. Das habe vor allem mit einem Imagewechsel zu tun: "Wandern gilt als hip und nicht mehr als so verstaubt wie noch vor einigen Jahren."

Hashtag: Wandern macht glücklich

Das liege auch an den vielen kreativen Angeboten für die Zielgruppe. Die Corona-Krise habe den Trend noch einmal befeuert, erzählt der Verbandssprecher. Im Internet finden sich unzählige Angebote für Bergwanderungen und Alpenüberquerungen für junges Publikum. Berufseinsteiger gründen Facebook-"After-work-Wander-Gruppen". Auf Instagram posten junge Wanderfans unter Hashtags wie "wanderlust" oder "wandernmachtglücklich".

Im Schwarzwald und in der Pfalz gibt es nach den Worten von Kuhr Trekkingplätze, die Jugendliche besonders reizten. Die Plätze sind eine Mischung aus Wildcampen und Campingplatz. Zur spartanischen Ausstattung gehören meist Sitzmöglichkeiten, ein Brennholzlager und eine Toilette im Freien. Auch andere alternative Übernachtungsmöglichkeiten während eines Wander-Trips wie Baumhausunterkünfte sind laut einer Untersuchung der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften bei Jüngeren beliebt.

Stephan Weber hat schon lange das Wandern für sich entdeckt. Der 29-Jährige kommt gebürtig aus Bad Honnef in der Nähe von Bonn. Dort hat er vor einigen Jahren gemeinsam mit ein paar Kumpels an der Volkswanderung "Sieben auf einen Streich" im Siebengebirge teilgenommen. Seither zieht der Vertriebsingenieur aus Essen jedes Jahr mit Freunden oder seiner Partnerin durchs Land. Bei ihm hat die Leidenschaft sportliche Gründe.

"Wir gehen zügig und mit leichtem Gepäck", berichtet der trainierte Rheinländer. "Wir tragen auch ganz normale Sportkleidung. Ich bin jetzt kein klassischer Wanderer mit Hut", stellt er lachend klar. Das Wandern sei ein Ausgleich für seinen stressigen Job.

"Gerade junge Menschen wollen eine Region auf eigene Faust entdecken", berichtet Kuhr. Neben Apps mit digitalen Wanderrouten wie "komoot" interessierten sich viele sogar wieder für Karten, um ihre Touren planen zu können.

"Das Gehen hat etwas Meditatives"

Als Judith mit dem Wandern angefangen hat, gab es diese digitalen Möglichkeiten ohnehin noch nicht. Mit 17 Jahren wagte die heute 30-Jährige ihre erste Wanderung mit ihrem jetzigen Mann. Die Tour ging nach Bayern. "Das waren eher ein paar kleine Hügel", erzählt die Stuttgarterin und lacht. Von da an wanderte das junge Paar zwei bis drei größere Touren im Jahr, irgendwann schafften es die beiden auf Gipfel mit bis zu 2 000 Metern Höhe.

Heute, mit zwei kleinen Kindern, seien daraus eher längere Spaziergänge geworden, sagt Judith. Damals hätten ihr Mann und sie bei den Wanderungen oft stundenlang kein Wort miteinander gewechselt. Das habe gut getan. Das Gehen habe etwas Meditatives, sagt die junge Frau. Außerdem habe sie der Ehrgeiz gepackt. "Auf dem Weg hoch war ich oft kurz davor aufzuhören. Das war scheiße anstrengend. Aber wenn man dann oben war, das war so ein extremes Erfolgserlebnis."

Um Erfolg geht es bei den Touren von Georg Magirius weniger. Der Theologe bietet spirituelle Wanderungen etwa durch den Taunus an. Die Touren dauern ein paar Stunden, als geistlichen Impuls stellt er einen Bibelvers vor. Auch er beobachtet, dass sich immer mehr junge Menschen fürs Wandern interessieren.

"Bei mir laufen oft suchende und fragende Menschen mit. Und das sind Jugendliche ja in besonderem Maße", sagt der freie Autor aus Frankfurt. Sie erlebten oft Umbrüche im Leben. Beim Wandern seien die Menschen mit sich und ihren Sehnsüchten konfrontiert. Durch die Landschaft bekämen viele einen neuen Zugang zu den "großen Fragen des Lebens", ist der Theologe überzeugt. Fürs Innehalten bleibe im hektischen Großstadt-Leben kaum Zeit.

Wegen der Corona-Krise finden seine Touren aber derzeit nicht statt. Auch Stephan hat seine Wander-Urlaube für dieses Jahr storniert. Die neunjährige Elsa hofft, dass sie mit ihrer Familie in den Herbstferien nach Südtirol fahren können. Ihr liebstes Wander-Land ist aber Österreich: "Da kann ich oben auf der Hütte leckeren Kaiserschmarrn essen."

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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