Von Klaus Büstrin
Von dem Naturforscher und Schriftsteller der Aufklärung, Georg Christoph Lichtenberg, stammt der Aphorismus: „Mehr als das Blei in den Kugeln hat das Blei in den Setzkästen die Welt verändert.“ Der Mann, der das Medienzeitalter eröffnete, war bekanntlich Johannes Gutenberg. Mit der Erfindung des Buchdrucks konnte man massenhaft Publikationen produzieren und zu günstigen Preisen verkaufen.
Für die Reformation war der Buchdruck eine bedeutende Wende im Informations- und Kommunikationsgeschehen. Auch mehr Bildung konnte man damit erreichen. Martin Luther ließ Flugblätter und Pamphlete sowie 1522 seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche mit 5000 Exemplaren drucken. Im Haus der Malerfamilie Lucas Cranach in Wittenberg war man mit der ikonografischen Herstellung von Grafiken mit dem Konterfei Luthers beschäftigt. Die Nachfrage nach solchen Porträts war groß, denn schließlich wollte man sich ein Bild von dem berühmten Zeitgenossen machen. So wurde Luther der erste moderne Medienstar in der Geschichte – der öffentliche Personenkult nahm seinen Anfang.
Wie aus einer Bilderfabrik stammend wirkt die Respekt gebietende Fülle von Luther-Porträts verschiedener Künstler*innen, die auf einer Wand in der Sonderausstellung „Von Luther zu Twitter“ im Deutschen Historischen Museum Berlin versammelt sind. Anhand von rund 200 Objekten aus Deutschland, Österreich, Spanien, Großbritannien und China wollen die Kuratoren Melanie Lyon und Harald Welzer die wechselnden Möglichkeiten politischer Information, der Propaganda sowie der Manipulation sichtbar machen.
Mit Bleilettern aus der Gutenberg-Werkstatt, mit einer Bibel von 1455 sowie einer nachgebauten Kanzel wird auf den großen Medienwechsel zu Zeiten Gutenbergs und Luthers aufmerksam gemacht. Natürlich geht die Ausstellung auch auf die Pressefreiheit und die Zensur im 19. Jahrhundert ein, so auf die „Medienrevolution“ von 1848/49, in der sich eine politisch-publizistische Öffentlichkeit von nationaler Weite entfaltete.