Von Siegfried Schmidt
Wer in den letzten Monaten einmal durch die „Tage der Offenen Tür“ in verschiedenen Schulen spazierte, fühlte sich – meist in angenehmer Weise – wie in einen munteren Bazar versetzt. Da wird für die tolle Schule und das eigene Fach geworben, was das Zeug hält: Schule des sozialen Lernens und Miteinanders, MINT-freundliche Schule, Musikförderung, Vielfalt der Sprachen, Experimente zum Anschauen und Mitmachen, Ausstellungen, Klassenfahrten und Schüleraustausch, Theater, Elterncafé und Förderverein, Ethik und Religion. Moment: Religion?
Werben für Religion?! Oh ja, das können wir wohl. Und ich hatte und habe den Eindruck, dass da noch kräftig Luft nach oben ist. Es genügen nicht mehr die wohlgemeinten Info-Flyer und Broschüren. Direktes, persönliches Ansprechen und Einladen ist besonders bei „unserem“ Fach angesagt. Gerade in einer Zeit der häufig prekären Einbindung von Religion in den Stundenplan sowie der Status als freiwilliges Wahlfach in Konkurrenz zu den vielfältigen, spannenden Arbeitsgemeinschaften. Zu kleine Lerngruppen sind kaum mehr zu finanzieren. Auch deshalb sind wir gefragt und gefordert. „Wir“ – ja, gewiss nicht nur unsere Religionslehrkräfte, auch wir in den Gemeinden und Gremien, in der Kinder-, Konfirmanden- und Jugendarbeit.
Unser Ausschuss „Kinder Jugend Bildung“ hat sich in der ersten Sitzung des Jahres 2020 gemeinsam mit dem Sachausschuss „Kinder, Jugend und Familie“ des Diözesanrates erneut mit den Chancen eines „konfessionell-kooperativen Religionsunterrichtes“ befasst. Gewiss kein Allheilmittel für größere, finanzierbare Lerngruppen – aber ganz sicher eine Bereicherung für das Fach. Nicht nur organisatorisch.
In gut 160 Schulen im Berliner Raum läuft das schon, gern auch in Brandenburg. Mit einem gemeinsamen Curriculum in zunächst zehn gemeinsamen Themenbereichen wie etwa Taufe, christliche Feste, Orte gelebten Glaubens, Versöhnung, Passion und Auferstehung und mit entsprechender Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte.
So kann nicht nur einem künftigen Personalmangel vorgebeugt, sondern das eigentliche Ziel der konfessionellen Kooperation erreicht werden: die religiöse Bildung gerade in der Schule zu stärken und möglichst vielen Schülerinnen und Schülern eine Teilnahme an „Religion“ zu ermöglichen. Und wir sollten darauf bestehen, dass auf Elternversammlungen und bei einer Schulanmeldung über die vielfältigen Angebote zum Religionsunterricht genügend und ausführlich informiert wird.
So können wir nicht nur mit unserem Synodalausschuss und den Gremien, gern zugleich in der Kinder-, Jugend-, Konfirmanden- und Elternarbeit kräftig und fröhlich werben, ja „werben für Religion“.
Siegfried Schmidt ist Studienrat im Ruhestand und lebt in Berlin-Spandau.