Massenproteste auf der Straße, Streiks in Staatsbetrieben, Verhaftung von Oppositionellen - das Volk in Belarus fordert den Rücktritt von Alexander Lukaschenka und freie Wahlen. Der seit 1994 regierende Präsident rief sich zum Sieger der Wahl vom 9. August aus, die mutmaßlich auf Wahlfälschung beruht.
In Belarus gehören 80 Prozent der Bevölkerung der orthodoxen Kirche an. Wie positionieren sich kirchliche Vertreter inmitten von Wahlbetrug und Unterdrückung?
Natallia Vasilevich, orthodoxe Theologin, Politikwissenschaftlerin und Juristin, hat ganz unterschiedliche Beispiele auf Lager. Da gibt es Priester, die humanitäre Hilfe leisten und gegen die Gewalt anpredigen. Doch genauso gibt es den Erzbischof, der die Teilnahme an Streiks und Protesten verbietet. Im Titelkommentar macht Natallia Vasilevich deutlich: Nicht um politisches Einmischen geht es hier. Sondern schlicht und einfach um christliche Moralverpflichtung.